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ZDF enthüllt die große Recycling-Lüge von Tetra Pak und Co.


Öko-Skandal
ZDF enthüllt die große Recycling-Lüge von Tetra Pak und Co.

23.04.2015Lesedauer: 2 Min.
ZDF-Recherchen zeigen: Es werden deutlich weniger Kartons recycelt, als die Produzenten vorgeben.Vergrößern des BildesZDF-Recherchen zeigen: Es werden deutlich weniger Kartons recycelt, als die Produzenten vorgeben. (Quelle: ZDF)
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Sie halten sich lange, lassen sich leicht transportieren, sind pfandfrei - und werden außerdem zum größten Teil recycelt: Das sagen zumindest die Hersteller der Getränkekartons. Doch hinter dieser Behauptung steckt mehr Kalkül als Wahrheit, wie die Reporter von "ZDFzoom" ermittelt haben.

Über neun Milliarden Getränkekartons werden jährlich in Deutschland verkauft. Den großen Produzenten Tetra Pak, SIG und ELOPAK zufolge sollen die Verpackungen zu 70 Prozent recyclet werden. Umweltverbände zweifeln schon länger an dieser Quote.

Ein Fehler im System sorge dafür, dass Getränkekartons in Ökobilanzen gut abschneiden. Das Umweltbundesamt bestätigt die Annahme: Die Recyclingquote wird bereits vor dem eigentlichen Recyclingprozess bestimmt. Technische Gründe sollen dafür ausschlaggebend sein. Nachher zu messen, sei bei vielen Produkten schwierig. Berndt Welz, Autor der ZDF-Dokumentation, ist sich sicher: "Der Verbraucher wird so hinters Licht geführt, wenn Unternehmen wie Tetra Pak dann mit den vom Umweltbundesamt zertifizierten Recyclingquoten werben."

"Ökologische Vorteilhaftigkeit" als Erfolgsrezept

Marktführer Tetra Pak setzt weltweit 11,1 Milliarden Euro im Jahr um und hat in Deutschland einen Marktanteil von 82 Prozent. Auf ihren Milch- und Saftkartons wirbt die Firma offensiv mit ihrem Engagement für die Natur. Ermöglicht wird ihr das durch die vermeintlich hohe Recyclingquote von 70 Prozent. Die liegt damit über dem Schwellenwert von 60 Prozent, ab dem die sogenannte "ökologische Vorteilhaftigkeit" bescheinigt wird.

Diese Zertifizierung dient der Firma jedoch nicht nur als Werbemaßnahme. Sie befreit die Produkte zudem von einem Pflichtpfand, wie es zum Beispiel bei Plastik- und Glasmehrwegverpackungen fällig wird.

Echte Recyclingquote ist deutlich niedriger

Die Recherche der ZDF-Reporter zeigt allerdings: Bei einer ordentlichen Messung der Recyclingquote stünde Tetra Pak dieses Privileg nicht zu. Zum einen ergeben Laboruntersuchungen, dass ein herkömmlicher Saftkarton der Firma nur zu 63 Prozent aus Papier besteht. 23 Prozent sind Kunststofffolien, vier Prozent reines Aluminium und zehn Prozent der Plastikschraubverschluss.

Zum anderen liegt die reale Recyclingquote deutlich unter den angegebenen 70 Prozent - nämlich bei nur 36 Prozent. Begründet ist diese Differenz vor allem im unterschiedlichen Gewicht der ursprünglichen Verpackung und dem Getränkekarton als Müll. Das Gewicht der Verpackung, wenn sie aus der Sortieranlage kommt, liegt aufgrund von Verschmutzungen, Restinhalten und Befeuchtung deutlich über dem Ursprungsgewicht. Das verzehrt die Berechnung der Recyclingquote massiv.

Daneben gilt nach der EU-Abfallrahmenrichtlinie die energetische Verwertung oder die Aufbereitung von Abfall zu Brennstoffen nicht als Recycling - schließlich entstehen daraus keine neuen Produkte. Doch genau das geschieht mit einem Teil der Getränkekartons: Sie werden zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet, wie sogar Tetra Pak in eigenen Werbevideos zugibt.

Kommt die Pfandpflicht für Getränkekartons?

"Es wird vorgetäuscht, dass die Menge, die in der Recyclingfirma landet auch zu 100 Prozent recycelt wird - das ist aber nicht der Fall", sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe auf ZDF-Nachfrage. "Darin liegt der Skandal."

Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einer Richtlinie, die solche Fehlmessungen verhindern soll, indem die Erfassung nur noch nach dem Recycling stattfindet. Damit könnte Tetra Pak unter die 60-Prozent-Marke rutschen. Dann müsste der Gesetzgeber über die Pfandpflicht für Getränkekartons neu entscheiden.

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