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Hauswächter bewohnen leer stehende Gebäude – günstiger geht nicht


Mieter
Hauswächter wohnen zum Spottpreis in leer stehenden Immobilien

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04.09.2014Lesedauer: 3 Min.
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Zwei Hauswächter bewohnen eine leer stehende niederländische Kirche.Vergrößern des Bildes
Zwei Hauswächter bewohnen eine leer stehende niederländische Kirche. (Quelle: Camelot)

Ein leerstehendes Gebäude verliert sehr schnell an Wert. Egal ob Kirche, Fabrikhalle oder ganz normales Wohnhaus: Ungenutzte Immobilien werden teilweise doch bewohnt. Die so genannten Hauswächter stellen sicher, dass das Gebäude nicht verfällt und müssen dafür im Gegenzug nur einen Spottpreis für den Wohnraum zahlen. Sie wohnen in umgerüsteten Fabrikgebäuden, Schulen, aber auch in Schlössern oder historischen Herrenhäusern und sogar in leerstehenden Kirchen. Was extrem verlockend klingt, hat allerdings auch ein paar Haken.

Länger leerstehende Gebäude sind oft Ziel von Einbrüchen und Vandalismus. Sie werden weder beheizt noch belüftet und verfallen nach und nach, wodurch potenzielle neue Nutzer abgeschreckt werden und sich der Immobilienwert schnell reduziert.

Hauswächter zahlen nur rund 180 Euro warm

Um diesem Wertverlust einen Riegel vorzuschieben, hat das ursprünglich aus den Niederlanden stammende, inzwischen aber auch im deutschen Immobilienmarkt tätige Unternehmen Camelot das Hauswächter-Prinzip erdacht. Es lässt Bewohner – eben Hauswächter – in die leerstehenden Immobilien einziehen, die sich ein wenig um Grundstück und Gebäude kümmern und dafür sehr günstig in der Immobilie wohnen können.

"Hauswächter zahlen eine pauschale Verwaltungsgebühr von circa 180 Euro im Monat inklusive Betriebs-, Strom- und Heizkosten", informiert Camelot. Der Preis ist unabhängig von Lage und Größe der Immobilie. So sucht der Anbieter beispielsweise aktuell Hauswächter für das Gut Hohehorst, ein 210.000 Quadratmeter großes, aber leerstehendes Anwesen nordwestlich von Bremen.

Warum sich Immobilienbesitzer für Hauswächter entscheiden

Beauftragt wird die Firma dabei von den Besitzern der Immobilien, in diesem Fall der Stadt Bremen. "Mit der Einsetzung von Hauswächtern stellen wir eine professionelle Bewachung sicher, bis ein neuer Eigentümer gefunden wird", begründet Hans-Günter Bruckhaus von der städtischen Liegenschaftsverwaltung "Immobilien Bremen" die Entscheidung, Hauswächter in das Herrenhaus des Gutes einziehen zu lassen. "Technische Defekte können schneller entdeckt werden, zudem beugen wir somit Beschädigungen, die durch Diebstahl, Vandalismus oder Zerfall entstehen könnten, kostengünstig vor."

Hauswächter sind keine Mieter

Die Hauswächter profitieren zwar von einem einmalig günstigen Preis, doch es gibt auch ein paar Haken. Es hat seinen Grund, dass Camelot bei den 180 Euro von einer "Verwaltungsgebühr" und nicht von "Miete" spricht. Dem Gesetz nach sind Hauswächter nämlich keine Mieter. Viele Schutzregelungen des Mietrechts gelten deshalb für sie nicht. So beträgt die Kündigungsfrist nur vier Wochen. Wird ein neuer Eigentümer für die bewohnte Immobilie gefunden, müssen die Hauswächter innerhalb dieser Frist ausziehen.

Auch darüber hinaus müssen sich die Bewohner der Immobilien besonderen Regeln unterwerfen. Rauchen im Haus, Haustiere oder große Partys sind tabu. Gäste, die länger als eine Nacht bleiben, müssen Camelot ebenso angemeldet werden wie ein geplanter Urlaub. Einmal im Monat begeht zudem ein Mitarbeiter des Anbieters die Immobilie, um ihren Zustand zu überprüfen. In anderen Objekten können die Regeln im Detail etwas abweichen und beispielsweise auch eine tägliche Begehung eines größeren Gebäudekomplexes verabredet werden.

Wer als Hauswächter in Frage kommt

Hauptzielgruppe sind Studenten. "In vielen Universitäts- und Großstädten fehlen seit Jahren günstige Wohnungen. Die fixen Kosten einer Warmmiete sind dort für viele nicht ohne weiteres bezahlbar", erläutert Dirk Rahn, Business Development Manager bei Camelot. "Unser Hauswächterkonzept ist eine Alternative zur Mietwohnung oder zum Studentenwohnheim." Interessierte durchlaufen ein Bewerbungsverfahren. Wer vorbestraft ist, hat keine Chance. Familien mit Kindern kommen wegen der zeitlich begrenzten Nutzung der Immobilien ebenfalls nicht als Hauswächter in Frage.

In welchen Immobilien Hauswächter wohnen

Seit 1993 gibt es das Hauswächter-Prinzip bereits in den Niederlanden. Nach eigenen Angaben sind dort über 50.000 Hauswächter für Camelot im Einsatz. In Deutschland startete der Anbieter 2011 und will seitdem bereits gut 10.000 Hauswächter für insgesamt 4000 leerstehende Immobilien vermittelt haben. So attraktiv wie Gut Hohehorst ist natürlich nicht jede davon.

Zum Portfolio zählen ansonsten überwiegend Wohnungen und Wohnhäuser, Bürogebäude, stillgelegte Fabriken, Krankenhäuser oder Schulen. Bei Bonn hat beispielsweise die 30-jährige Studentin Daniela Hofmann zusammen mit zwei weiteren Hauswächtern das vorübergehend leer stehende Restaurant "Die Waldau" bewohnt. "Es war wirklich ein Abenteuer", berichtet Hofmann, der allein rund 100 Quadratmeter im Wintergarten des Restaurants zur Verfügung standen. "Um zur Dusche zu kommen, musste ich erst mal durch die ganze Küche laufen. Unheimlich oder so war es eigentlich nicht."

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