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Signale deuten: Was will mein Baby mir sagen?


Es schreit, strampelt, dreht den Kopf weg
Was will mein Baby mir sagen?

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 11.01.2022Lesedauer: 6 Min.
Weinendes Baby: Schreit ein Säugling, dann geht es für ihn ums Überleben. Er hat Hunger, friert oder schwitzt, hat Schmerzen oder braucht menschliche Nähe.Vergrößern des BildesWeinendes Baby: Schreit ein Säugling, dann geht es für ihn ums Überleben. Er hat Hunger, friert oder schwitzt, hat Schmerzen oder braucht menschliche Nähe. (Quelle: Halfpoint/getty-images-bilder)
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Körpersprache ist auch eine Sprache – das zeigt sich ganz besonders bei Babys. Wir helfen Ihnen dabei, die Signale Ihres Babys besser zu verstehen.

Ein schreiender Säugling empfindet Not

Der erste Schrei eines Babys beweist: Wir sind ab dem Moment der Geburt in der Lage, mit unserer Umwelt per Lautsprache zu kommunizieren. Neben den Lauten gehören Mimik und Gestik zu unserem Sprachrepertoire. Unser ganzes Leben lang senden und empfangen wir Signale, die von der eigentlichen Sprache weit entfernt sind und die meist unbewusst ablaufen.

Schreit ein Säugling, dann geht es für ihn ums Überleben. Er hat Hunger, friert oder schwitzt, hat Schmerzen oder braucht menschliche Nähe und Wärme. Um diese lebenswichtigen Dinge für sich zu sichern, setzt er zum einen Laute ein, die von der Natur so gestaltet sind, dass man reagieren muss. Zum anderen benutzt er seine ganze Kraft: Schließlich geht es um die Befriedigung lebenswichtiger Bedürfnisse.

Ein Baby nie schreien lassen

In den ersten Tagen mit einem Säugling glauben Eltern oft, es gibt einen Schrei und man muss herausfinden, was er bedeutet. Aber schon bald merkt man, dass es differenzierter ist. Es gibt verschiedene Tonlagen kombiniert mit Körpersprache, die genau darauf hinweisen, wie akut die Not ist. Der Schmerzensschrei zum Beispiel ist so schrill und anhaltend, dass er einem durch Mark und Bein fährt.

Eines aber ist allen Schreitonlagen gemeinsam: Sie erfordern schnelle Reaktion. Denn heute weiß man: Schreienlassen fördert keineswegs die Lungen, sondern höchstens ein gestörtes Urvertrauen.

Die Kommunikation wird von Tag zu Tag einfacher

Wenn man das erste Mal ein Neugeborenes im Arm hält, dann ist man in der Regel verunsichert. Befürchtet, die mimischen und akustischen Signale nicht richtig deuten zu können. Aber keine Sorge, diese Unsicherheit vergeht schnell. Je mehr man sich mit dem Baby beschäftigt, desto leichter fällt die Kommunikation. Und je sicherer man im Umgang mit dem Baby ist, desto besser läuft es.

"Auch, wenn das Kind die Stimme der Mutter gleich nach der Geburt wiedererkennt – ein automatisches Verstehen bedeutet das nicht. Es ist ein Feinabstimmungsprozess zwischen dem Kind und den Bezugspersonen", erklärt Sabine Frevert vom Bielefelder Institut für frühkindliche Entwicklung. "Im Lauf des ersten Lebensjahres fällt es Eltern dann immer leichter, sich auf ihr Kind einzustimmen und sie wissen dann, dieses Schreien bedeutet bei meinem Kind jetzt Hunger, bei einem anderen möchte es unterhalten oder getröstet werden."

Jeder Säugling hat seine eigene Persönlichkeit

Doch ein Baby kann viel mehr. Beobachtet man es genau, dann kommuniziert es rund um die Uhr mit seinen Bezugspersonen und bei aller Individualität gibt es Zeichen, die alle Babys gemein haben.

Das beste Beispiel: die schmatzenden Sauggeräusche bei Hunger. Heute weiß man, dass ein Neugeborenes keineswegs ein unbeschriebenes Blatt ist. Es bringt bereits zahlreiche Erfahrungen mit, von denen es geprägt wurde. Hinzu kommen genetische Besonderheiten wie die Grundpersönlichkeit des Kindes.

Das zeigt sich ganz deutlich bei Geschwistern. Denn auch, wenn es einige universelle Zeichen gibt: Jedes Kind kommuniziert individuell. Genau wie jede Mutter zwar auf der einen Seite automatisch reagiert – zum Beispiel, indem sie die Laute und Gesichtsausdrücke ihres Babys spiegelt –, auf der anderen Seite aber auch ihre ganz eigene Art hat, mit ihrem Kind umzugehen.

Schreikinder haben meist Anpassungsschwierigkeiten

Das erste soziale Lächeln zeigt ein Baby ab der sechsten Lebenswoche. Es ist die schönste Belohnung und ein Signal, das man nicht falsch deuten kann. Die Sprache seines Babys zu verstehen ist ein wichtiger Baustein bei der Eltern-Kind-Bindung. Ist man in der Lage, früh genug auf die Signale des Säuglings zu reagieren, so lässt sich manches Weinen oder Schreien von vornherein vermeiden.

Manche Mütter haben ein bisschen mehr Glück

Es gibt einfach Kinder, die lassen sich schnell beruhigen. Und andere, die eben erhöhte Anpassungsschwierigkeiten haben und/oder nicht so eindeutige Signale senden. Da braucht es viel mehr Feinfühligkeit, um herauszufinden, was der Säugling einem sagen möchte.

"Ich kenne Familien", so Sabine Frevert, "die sowohl Schreikinder als auch pflegeleichte Kinder haben. Daran sieht man, das liegt nicht an der Kompetenz der Eltern, sondern am Temperament des Babys und daran, wie das Kind auf Reize reagiert. Da ist die eine Mutter nicht weniger kompetent als die andere." Diese Erfahrung hat auch Petra Kreuter vom Caritas-Projekt "Starthilfe" in Münster gemacht: "Diese Babys bringen oft eine ganz andere Persönlichkeit mit als ihre Mütter, auch die Erlebnisse während der Schwangerschaft und der Geburt spielen eine Rolle. Es braucht eben ein bisschen mehr Unterstützung in der Regulation."

Und sie warnt: "Das geht aber nur bis zu einem bestimmten Level an Erschöpfung – denn sonst kommt die Mutter nicht mehr an ihre intuitiven Kompetenzen heran. Jetzt ist es wichtig, dass das Umfeld dafür sorgt, dass sie Energie schöpfen kann." Also zum Schlafen kommt, genug isst, kleine Pausen hat – dann wird die Bezugsperson des Babys schnell die Feinzeichen erkennen und die Kommunikation wird funktionieren.

Kommunikationsnotstand zwischen Eltern und Kindern besteht nicht

Babys hören Sprache gern, vor allem hohe Stimmlagen mit viel Melodie, einfachen Worten, Imitation und deutlicher Wiederholung. Was man Ammensprache nennt, ebnet den Weg zur nächsten Stufe der Kommunikation.

Als Startschuss für das Sprechen sieht der Entwicklungspsychologe Professor Ulf Liszkowski die Zeigegeste. In der logischen Konsequenz hieße das, dass das auch für das klassische Winke-Winke und ähnliche Gesten gilt, die sich unter anderem auch in Fingerspielen verstecken.

Immer wieder wird behauptet, Gebärdensprache könne genau hier ansetzen und die Kommunikation mit dem Baby verbessern. Die gängige Meinung unter Fachleuten: Das stimmt, aber nur bedingt! "Wir nehmen automatisch Gebärden mit dazu. Man sieht das gut bei Kindern mit Flüchtlingshintergrund, auch da greift man verstärkt zu diesem Hilfsmittel", erklärt Sabine Frevert.

Und die Diplompsychologin weiter: "Die Gesten sind eine Brücke in den Spracherwerb und man kann schon sagen, Kinder, die früh Gesten verwenden, sprechen auch früher. Aber abstrakte und völlig unnatürliche Gesten machen keinen Sinn. Eine Geste für 'gestern' zum Beispiel geht völlig am Kind vorbei." Ihr Fazit: Das Verwenden von Gesten kann viel Spaß machen, Leistungsdruck aber stört Eltern und Kind in der spontanen Interaktion.

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Eine kleine Übersicht über typische Verhaltensweisen:

Das Baby nuckelt an der Hand: Das kann Hunger sein. Vor allem, wenn es das Köpfchen suchend hin und her wirft. Es kann aber auch eine Form der Selbstberuhigung sein und zum Beispiel eine Hilfe beim Einschlafen.

Strampeln: Ist das Strampeln von wedelnden Armen begleitet, kommt vielleicht noch ein Jauchzen dazu, dann möchte das Baby Ihre ganze Aufmerksamkeit. Ist es stattdessen quengelig und körperlich unruhig, dann fühlt es sich durch etwas gestört oder kann auch müde sein. Zieht das Kind seine Beine allerdings immer wieder an, dann deutet das auf Schmerzen hin, meist auch begleitet von Quengeln oder Schreien.

Hand am Ohr: Die erste Deutung, die einem in den Sinn kommt, ist Ohrenschmerzen. Sind aber keine Begleitsymptome da, die auf Schmerzen oder Krankheit hindeuten, wie zum Beispiel Fieber, dann dient diese Geste oft der Selbstberuhigung. Viele Babys schrauben regelrecht am Ohr, wenn sie müde sind.

Das Kind wölbt den Bauch: Dieses Zeichen deutet oft auf Schmerz hin. Tritt es zum Beispiel beim Füttern auf, dann ist es oft durch Sodbrennen verursacht. Der gewölbte Bauch kann auch ein Hinweis auf Frustration sein und gilt genau wie ein überstreckter Kopf oder hochgezogene Schultern als Abwendungs- und Anspannungszeichen.

Das Baby dreht den Kopf weg: Dies bedeutet nicht, dass es Sie als Person nicht mag, sondern dass das Baby im Moment zu vielen Reizen ausgesetzt ist und eine Pause braucht. Oder, dass woanders ein spannenderer Reiz ist – zum Beispiel ein Geschwisterkind.

Das Baby vermeidet den Augenkontakt: Ein deutliches Zeichen für Unbehagen, oft begleitet von Stirnrunzeln. Ihr Baby braucht eine Pause. Stellt der Säugling grundsätzlich keinen Augenkontakt her, dann sollten Sie das unbedingt beim Kinderarzt ansprechen.

Rhythmische Wiederholungen: Beobachtet man, dass das Baby immer wieder die gleichen Bewegungen wiederholt, kommt schnell die Befürchtung auf, es könnte sich um eine Störung handeln. Zunächst aber muss man wissen: Rhythmus beruhigt und schenkt Sicherheit. Wirkt es allerdings wie ein Tick, dann lieber mal zum Arzt gehen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Bärbel Derksen, Susanne Lohmann: Baby-Lesen, Hippokrates Verlag.
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