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Bannbotschaften: Was Eltern nie sagen sollten


Diese Sätze sollten Eltern niemals aussprechen

t-online, mmh

Aktualisiert am 06.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Mädchen mit Teddybär: Kindererziehung sollte ohne Gewalt auskommen – auch ohne verbale.Vergrößern des BildesMädchen mit Teddybär: Kindererziehung sollte ohne Gewalt auskommen – auch ohne verbale. (Quelle: moodboard/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Nun hab dich nicht so!", "Das klappt sowieso nicht!", "Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder!" – immer wieder rutschen Eltern solche Aussagen heraus. Doch Sprache kann Kinder sehr verletzen. Deshalb sollten manche Sätze in der Kommunikation von Familien tabu sein.

Worte können nach Aussage der Sprachexpertin Sybille Krämer ähnlich verletzend sein wie körperliche Gewalt. "Sprachliche Verletzungen kommen überall da vor, wo Gefühle oder unklare Machtverhältnisse im Spiel sind", sagt Krämer, Philosophin mit Schwerpunkt Sprache und Medien an der Freien Universität (FU) Berlin (im Ruhestand). Sie seien ein alltägliches Problem vieler Beziehungen.

Frust und Abwertung

Es gibt verschiedene Varianten der verletzenden Worte: Vergleiche, die ein Kind abwerten oder direkte Angriffe: "Schau dir mal das gute Zeugnis deines Bruders an", sagt aus, du hast ein schlechtes Zeugnis, du bist im Vergleich ein Versager. Sätze wie "Mann, wie kann man nur so begriffsstutzig sein" und "Das war mal wieder typisch" werten das Kind direkt ab und frustrieren es, sie geben ihm keine Chance, sich zu beweisen, sie pauschalieren und sind nicht situationsbezogen. "Worte fügen dem Gegenüber zwar keine physischen Verletzungen zu, aber sie können durchaus als linguistisches Messer eingesetzt werden."

Verbannen Sie diese Sätze:

  • "Dann habe ich dich nicht mehr lieb!"
  • "Das habe ich dir ja gleich gesagt."
  • "Da bist du selbst schuld!"
  • "Das schaffst du sowieso nicht"
  • "Ich will dich nicht mehr sehen!"
  • "Ich wusste gleich, dass du das nicht kannst!"
  • "Aus dir wird nie etwas!"
  • "Ich versteh dich nicht!"

Bannbotschaften für das Leben

Kehren solche Sätze immer wieder, können sie wie ein Fluch wirken, wie eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt. Den Begriff "Bannbotschaft" hat die Psychotherapeutin Sabine Unger geprägt. Eine solche kann entmutigen und Selbstvertrauen rauben. Kinder suchen auch später die Schuld für Misserfolge bei sich. Oder scheuen ähnliche Situationen, um gar nicht erst daran zu scheitern. Bannbotschaften sind Motivationskiller: Kinder werden ausgebremst, ihre Potenziale auszuschöpfen.

Ein so gebanntes Kind wird sich erst gar nicht anstrengen, wenn doch das Ergebnis sowieso schon fest steht. "Sprachlich war ich schon immer eine Niete", heißt dann die Begründung für die verkorkste Englischarbeit. Das Verflixte an Worten ist: Sie können verletzen, aber ihre Narben erkennt man nicht, die Wirkung baut sich langsam auf und kann eine Last für das gesamte Leben werden. Selbst wenn Erwachsene durch ihren Erfolg im Leben die Aussage als falsche Behauptung widerlegt haben, der Bann bleibt bestehen. Vor allem, wenn die Botschaft auch noch das Wort "Schuld" enthält, bürdet man den Kleinen eine Last auf.

Eltern haben immer Recht?

Kleine Kinder glauben den Eltern, was sie sagen. Es zählt für sie, denn Eltern erklären die Welt. Also sagen sie auch die Wahrheit, wenn sie die Kinder verbal herabsetzen. "Aus dir wird nie etwas, schau dich doch an!", "Dass Du in Mathe eine Niete bist, hast Du von Mama geerbt" und "die große Nase von Papa" – was gleich zwei Personen verletzen kann. Natürlich setzen sich auch nette, positive Pauschalierungen fest, aber die sind leider seltener. Beispiel: "Die netten Grübchen hast du von Mama."

"Immer" und "nie" mit starker Wirkung

Kleine Worte haben manchmal eine große Wirkung. "Nie räumst du dein Zimmer auf!" und "Muss man dir das immer wieder sagen?" sind Standard-Sätze im Eltern-Wortschatz. Warum also sollte ein Kind aufräumen oder sich etwas merken, wenn die Eltern sowieso nicht daran glauben? Auch außerhalb des Elternhauses begegnen Kinder solchen Aussagen: Sie werden als "Heulsuse" bezeichnet oder ihnen wird angedroht "Dann bin ich nicht mehr dein Freund" – damit verletzen beispielsweise schon Kindergartenkinder ihre Kameraden.

Aussagen wieder gutmachen

Meist werden diese Botschaften unwissentlich oder ohne böse Absicht eingesetzt, oft sogar, um Schaden von Kindern abzuhalten ("Lass mich das machen, damit du dir nicht weh tust."). Aus Ärger oder Zorn rutschen Eltern an einem schlechten Tag manchmal Formulierungen durch, die sie eigentlich nie sagen wollten.

Bleiben dies Ausnahmen, kann das ein seelisch stabiles Kind, das ansonsten viel Liebe und Zuneigung erfährt, verkraften. Auch eine Entschuldigung hilft oder bei größeren Kindern eine Erklärung der Situation. Aber: Erklärung und Entschuldigung nutzen sich ab, wenn sie nicht sparsam eingesetzt werden.

So verbannen Sie Bannbotschaften

  • Überprüfen Sie, welche Situationen Sie zu "Bannbotschaften" reizen.
  • Formulieren Sie positiv!
  • Greifen Sie die Situation aktiv auf: Aus "Nie räumst du dein Zimmer auf" wird: "Komm wir räumen gemeinsam auf, mal sehen, was wir neu einsortieren können!" Oder aus "Typisch! Immer verschüttest du den Saft!" wird: "Ist die Saftpackung zu groß für deine Hände? Komm, lass es uns in einen kleinen Krug mit Henkel umfüllen!"
  • Überprüfen Sie die Familien-Kommunikation: Würden Sie mit Freunden, Nachbarn und Kollegen auch so sprechen? Seien Sie gezielt höflich in der Familie – testen Sie den Unterschied: Weniger Stress, mehr Freundlichkeit!
  • Überprüfen Sie die Gründe Ihrer Botschaften. Übertragen Sie eigene Erfahrungen, Hoffnungen, Wünsche auf Ihr Kind? Hätten Sie sich ein musikalisches Kind gewünscht, haben aber ein sportliches? Suchen Sie die individuellen Talente ihres Kindes!
  • Gibt es Sätze, die Sie bei Ihren Eltern genervt haben, und die Sie noch heute als Ballast mit sich herumschleppen?
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