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Beerdigungen: Kinder vorbereiten


Beerdigungen
Kinder angemessen vorbereiten

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 24.01.2013Lesedauer: 7 Min.
Kinder trauern anders als Erwachsene.Vergrößern des BildesKinder trauern anders als Erwachsene. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Eine Trauerfeier ist für uns alle kein einfacher Gang. Und je näher einem der Mensch stand oder je jünger er auch zu seinem Todeszeitpunkt war, desto schwerer wird es. Was für uns Erwachsene schon verwirrend und oft hart zu verarbeiten ist, ist es für Kinder noch viel mehr. Je kleiner sie sind, desto weniger können sie verstehen, was vor sich geht, nehmen aber die Stimmungen und Schwingungen trotzdem auf. Doch ab wann kann ein Kind eine Beerdigung und die damit verbundene Trauer überhaupt verkraften? Wie kann man es darauf vorbereiten und wie kann man es auffangen? Bücher und Gespräche helfen dabei.

Jedes Familienmitglied sollte seine Gefühle offen zeigen dürfen

Handelt es sich um die 86-jährige Großtante, die nach einem erfüllten Leben friedlich eingeschlafen ist, so ist es sicher für alle einfacher als wenn man einen Menschen verabschieden muss, der – auf welche Art auch immer – mitten aus dem Leben gerissen wurde oder vor seinem Tod lange leiden musste. Viele Hinterbliebene versuchen dann, die Trauer zu überspielen, um die Kinder nicht zusätzlich zu verwirren. Mit einem gegenteiligen Effekt, so Berthild Sachs: "Ich glaube auch nicht, dass man die eigene Trauer vor einem Kind verbergen kann. Kinder haben ja sehr feine Antennen und spüren die Traurigkeit der anderen und die Veränderungen durch einen Todesfall.“ Die Pfarrerin einer Nürnberger Gemeinde erklärt weiter: "Wenn man versucht, das Trauern von ihnen fernzuhalten, wird sie das eher verunsichern, eventuell sogar die Frage nach der eigenen Schuld auslösen oder aber bewirken, dass sie Tod und Trauer als Tabu-Themen verstehen. Je näher der verstorbene Mensch dem Kind war, umso wichtiger ist es, dass das Kind in dieser Situation Geborgenheit und Angenommensein spürt.“

Sich Unterstützung holen

Leichter gesagt als getan, schließlich ist der Trauernde, der vielleicht einen Elternteil, ein Geschwister, seinen Partner, einen Freund oder gar ein Kind verloren hat, in erster Linie mit sich und oft eben auch noch mit der notwendigen Abwicklung beschäftigt und kann selbst das Kind in dem Moment nicht hundertprozentig auffangen. "In so einem Fall ist es gut“, so die Pfarrerin, "wenn eine vertraute Person, die selbst nicht so stark vom Trauerfall betroffen ist, verlässlich an der Seite des Kindes ist. Ich denke da an die Paten oder Verwandte beziehungsweise Freunde der Eltern, zu denen das Kind Vertrauen hat.“ Eine solche Regelung hilft auch, wenn das Kind es sich kurz vor der Trauerfeier anders überlegt oder sich währenddessen überfordert fühlt. Die Eltern können so weiter der Beerdigung beiwohnen und das Kind kann sie verlassen, ohne damit Aufsehen zu erregen.

Die meisten Menschen reagieren tolerant

Grundsätzlich ist kein Kind zu klein, um bei einer Beerdigung dabei zu sein. "Ich habe jedes Mal sehr viel Verständnis erlebt, wenn kleine Kinder bei der Trauerfeier dabei waren und sehr kindlich-unbefangen, neugierig, unbekümmert und sogar 'fröhlich‘ mit der Situation umgegangen sind, weil sie noch kein Vorstellungsvermögen von der Endgültigkeit des Todes entwickelt haben.“ Die meisten Menschen erinnert ein solches Kleinkind ans Leben und so manchem ringt es sogar ein Lächeln ab, allerdings muss man auch damit rechnen, dass es zu konsternierten Blicken kommt und man muss sich fragen, ob man selbst in der Lage ist, in einer solch speziellen Situation die Nerven zu behalten. Es wird von der Gesellschaft nicht erwartet, ist aber durchaus verständlich, wenn Eltern sich entscheiden, vor allem Babys und Kleinkinder zumindest für diese schweren Stunden von einem fürsorglichen Babysitter betreuen zu lassen. Erstens, weil sich so die Eltern selbst besser auf ihre Trauer konzentrieren können, aber natürlich auch, weil die ganz Kleinen das Geschehen noch nicht richtig einordnen können, die Gefühle aber spüren und die Schwingungen aufnehmen.

Mit Formulierungen vorsichtig sein

Aber auch größere Kinder müssen auf das, was sie erwartet, vorbereitet werden. Das beginnt damit, dass man ihnen die Funktion der Trauerkleidung erklärt und mit ihnen gemeinsam etwas Passendes heraussucht, das keineswegs schwarz sein muss. Außerdem sollte man ihnen bereits im Vorfeld Begriffe wie 'herzliches Beileid‘ erklären und mit ihnen auch über die Form des Begräbnisses reden und darüber, dass es sich hier nur noch um die Hülle des geliebten Menschen handelt. Sonst besteht die Gefahr, dass fürchterliche Ängste entstehen. Dasselbe gilt bei Formulierungen wie "Er ist für immer eingeschlafen", hier muss man sehr vorsichtig sein, sonst haben die Kinder womöglich bei jedem abendlichen Einschlafen Angst, nicht mehr aufzuwachen.

Kinder nicht unvorbereitet auf eine Trauerfeier lassen

Fragen der Kinder sollte man so ehrlich wie möglich beantworten und mit ihnen darüber sprechen, was sie auf der Beerdigung sehen und erleben werden. Und das bezieht sich nicht nur auf den Sarg, das Grab und die schwarz gekleideten Menschen, das bezieht sich vor allem auf die Trauer. Denn hier ist es ganz wichtig, dass das Kind eventuelle Gefühlsausbrüche anderer, vielleicht ihm sehr nahestehender Menschen, dadurch besser einordnen kann. "Niemand muss für ein Kind fertige theologische Antworten oder Erklärungen parat haben. Wichtiger ist es, ehrliche und persönliche Dinge zu sagen.“ Und wichtig ist es auch, dass die Kinder mit einbezogen werden von Pastor, Pfarrer oder Trauerredner. Das verstärkt das Zugehörigkeitsgefühl und zeigt ihnen, dass auch ihre Trauer ernst genommen wird.

Jugendliche stehen dem Tod manchmal sehr nah

Gerade Jugendliche haben oft Schwierigkeiten, sich mit den üblichen Trauerfeierlichkeiten abzufinden und wünschen sich, dass es mehr Bezug zu dem verstorbenen Menschen gäbe. Speziell die Tatsache, dass die Trauerredner denjenigen oft gar nicht gekannt haben, erscheint in diesem Zusammenhang wie eine Farce und möglicherweise empfindet es ein Teenager regelrecht als Erleichterung, etwas zur Trauerfeier beitragen zu dürfen. In Form eines Liedes oder Textes zum Beispiel. Zwingen allerdings sollte man ihn nicht. Auch hier gilt: Jeder darf trauern, wie es für ihn richtig ist – selbst, wenn das auf andere komisch wirken mag.

Die Jugend ist ein Alter, in dem vieles sehr philosophisch, manchmal auch pathetisch gesehen wird. Und ein Alter, in dem sich der Mensch verstärkt mit dem Tod, der Unsterblichkeit beziehungsweise der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzt und versucht, sich ein eigenes Bild von der Welt zu machen. Suizidgedanken nicht ausgeschlossen. Nicht zuletzt deswegen äußert sich Trauer bei Jugendlichen oft extremer als in anderen Lebensphasen. Aber ganz egal, wie Kinder oder Jugendliche auf den Tod reagieren, sie brauchen Unterstützung. Einfache Ablenkungsmanöver, schnelle Erklärungs- oder Trostversuche sind fehl am Platz, stattdessen ist es wichtig, dass jemand da ist, der wirklich zuhören kann.

Ehrlich über die eigenen Gefühle und Gedanken sprechen

Man kann das Sterben und den Tod nicht erklären. Wer allerdings sicher in einem Glauben - welchem auch immer - verwurzelt ist, tut sich wahrscheinlich leichter. Am besten ist es, deutlich zu machen, dass es für dieses Problem und die damit zusammenhängenden Fragen keine Paradeantwort gibt. Wenn man aber ehrlich klar macht, dass man über das eine oder andere auch nachdenkt, dass man selbst an dies oder das glaubt oder es sich auf diese oder jene Weise vorstellt, dann hilft man dem Kind oder dem Jugendlichen, seinen eigenen Weg zu finden. Manchmal leistet auch ein Buch gute Dienste dabei, ein schweres Gespräch entweder in Gang zu bringen oder zu unterstützen.

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"Zwei Dinge scheinen mir hier wichtig: Erstens, das Kind zu ermutigen, über den Verstorbenen zu reden, zu erzählen, zu hören, was ein Kind in Erinnerung an den Verstorbenen oder beim Gedanken an dessen Tod bewegt. Zweitens kleine Formen zu finden, die der Trauer, gegebenenfalls auch der Hilf- und Sprachlosigkeit, Raum und Ausdruck geben“, rät Berthild Sachs. Man kann Kerzen zur Erinnerung gestalten und anzünden, zusammen ein Gebet sprechen oder ein Bild malen. Solche gemeinsamen Handlungen eignen sich auch, wenn ein Kind nicht bei einer Trauerfeier oder Beerdigung dabei sein möchte, was man übrigens unbedingt respektieren sollte.

Kleine Abschiede bereiten auf die großen vor

Es gibt viele verschiedene Formen des Abschiednehmens und niemand sollte hier zu etwas gezwungen werden, zu dem er nicht bereit ist. Manche Kinder brauchen länger Zeit, um das erste Mal soweit zu sein, an ein Grab zu treten. Macht man ein Kind bereits von klein auf mit dem Tod vertraut, dann fällt es ein wenig leichter, ihn zu akzeptieren. Dazu kann man ab und zu einen Spaziergang auf einem schönen Friedhof machen, dabei Symbole entdecken und nach Antworten suchen oder auch ein bereits bestehendes Grab liebevoll pflegen. "Eine Vorbereitung kann auch sein, den 'kleinen Abschieden‘ im Leben eines Kindes Raum zu geben und sie zu gestalten. Und solche 'kleinen Abschiede‘ müssen Kinder oft erleben, zum Beispiel bei einem Umzug oder auch bei einem verlorenen Lieblingsspielzeug oder gar dem Tod eines Haustieres.

Kinder trauern anders als Erwachsene

Trauer ist etwas sehr Individuelles und man darf keinesfalls erwarten, dass ein Kind oder ein Jugendlicher genauso reagiert wie man selbst. Oder davon ausgehen, dass da, wo keine Tränen fließen, auch nicht getrauert wird. Trauer bahnt sich viele verschiedene Wege und manches Mal dauert es auch eine Weile, bis die Seele nicht mehr mit Verdrängung reagiert, sondern das Trauern zulässt. Durch ihr Verhalten kommunizieren diese Kinder aber: Manche werden wütend, störrisch, trotzig oder gar aggressiv, andere reagieren sehr in sich gekehrt und zeigen ihre Gefühle nur im Spiel oder im Umgang mit der Musik.

Ventile für die Trauer

Vielen Erwachsenen fällt es schwer, mit solchen Verhaltensweisen umzugehen, offensichtliche Trauer ist einfacher einzuordnen. Doch auch hier helfen, neben geeigneten Wutventilen, kleine Tricks wie ein Schatzkästlein, in dem man Dinge aufbewahrt, die einen an die verstorbene Person erinnern oder gar von ihr geerbt hat, wie ein Ring oder eine Uhr oder ein besonderes Heft, in das der Trauernde seine Gefühle und Erinnerungen malen oder schreiben kann. Mit dem Ziel, deutlich zu machen, dass jemand erst dann wirklich tot ist, wenn man ihn vergessen hat.

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