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So funktioniert umweltbewusste Erziehung


Erziehung
So funktioniert umweltbewusste Erziehung

t-online, Simone Blaß

04.11.2011Lesedauer: 5 Min.
Eltern sollten ihren Kindern umweltbewusstes Verhalten vorleben.Vergrößern des BildesEltern sollten ihren Kindern umweltbewusstes Verhalten vorleben. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Heutzutage hat Umweltbewusstsein einen hohen Stellenwert. Theoretisch wissen wir das alle. Praktisch fällt die Umsetzung so manches Mal schwer. Mit Kindern ist das Mama-Taxi oft der einfachere Weg als Bus und Bahn, Solarzellen auf dem Dach sind in der Anschaffung teuer, der Scheiben-Käse in Plastik vom Discounter ist freundlicher zum Familiengeldbeutel als der vom Marktstand und der Urlaub in fernen Gefilden ist einfach zu schön. Doch grundsätzlich haben wir die Fehler vergangener Generationen erkannt und wollen oder müssen sogar Weichen stellen für unsere Kinder und Kindeskinder. Und das beginnt bereits im Alltag.

finden Sie zehn Tipps für umweltbewusstes Handeln in der Familie.

Echte "Ökos" hängen die Latte ziemlich hoch

Es gibt Familien, die lösen bei anderen regelrecht ein schlechtes Gewissen aus. Sie besitzen gar kein Auto, fahren mit dem Rad bei jedem Wetter, sind ökologisch korrekt gekleidet, ernähren sich auch entsprechend - und zwar ausnahmslos, in ihrem Garten oder auf dem Balkon gibt es Insektenhäuser, Kerzen dominieren und die Kleinsten spielen mit Naturmaterialien statt mit Plastikhandys. Für die einen sind sie das absolute Vorbild, für andere "Ökos" - wobei die Bezeichnung dann sicher nicht als Kompliment gemeint ist. "Man schämt sich, selber nicht auch so konsequent zu sein. Da ist es einfacher, die anderen runter zu machen", erklärt die Diplom-Geographin Barbara Philipp, die unter anderem Fortbildungen für Umweltpädagogen durchführt. "Wenn ich mir sicher bin und selbstbewusst, dann kratzt mich nicht, was andere tun. Das tut es nur, wenn ich insgeheim denke, 'der macht es richtig und ich falsch.'"

Ich geh mal schnell die Welt retten

Langsam aber sicher ändert sich das Bewusstsein in der Bevölkerung. Traditionelles Denken lässt sich inzwischen ganz wunderbar mit "grünen" Ideen vereinen und Bio-Produkte haben die Ökoschiene der Siebzigerjahre längst verlassen. Die Industrie reagiert, die "Lohas" (Lifestyle of Health and Sustainability) und die "Scuppies" (Socially conscious upwardly-mobile people) sind auf dem Vormarsch. Konsum ist nicht mehr verwerflich, es kommt nur darauf an, was und wie konsumiert wird.

Den Abfall trennen, vorwiegend regionale Produkte kaufen, duschen statt baden, Schulbrote in wiederverwendbaren Boxen, Einkaufstaschen aus Stoff und umweltverträgliche Reinigungsmittel - viele deutsche Familien handeln in ihrem alltäglichen Leben bereits sehr umweltbewusst. Zum einen, weil es oft günstiger ist. Zum anderen aber auch, weil es sich bei den Eltern meist um die Generation handelt, die mit Waldsterben und Tschernobyl aufgewachsen sind. Eine Studie, in Auftrag gegeben vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt hat bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass für 91 Prozent der Bevölkerung der Umweltschutz wichtig ist. 2010 erwarteten gar 85 Prozent der Deutschen einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien - von der Politik.

Umweltsünden sind peinlich

Eine weitere Studie - in Auftrag gegeben von der Washingtoner National Geographic Society - hat nämlich ergeben, dass wir Deutschen oft mehr umweltbewusst denken als handeln. Der so genannte "Greendex" zeigt zwar, dass nirgendwo auf der Welt der Ökostrom so sehr genutzt wird wie bei uns und wir auch im Wassersparen große Klasse sind. Er zeigt aber auch, dass wir sorglos sind im Umgang mit dem Auto, der Klimawandel uns zu wenig tangiert, und wir uns grundsätzlich schwertun, zuzugeben, wenn wir uns nicht umweltgerecht verhalten. Vor allem, wenn es um die Ernährung geht, wird der Umweltschutzgedanke schnell zugunsten des Preises nach hinten geschoben. "Es ist eine Frage der Wertigkeit. Wenn doch mal der Gedanke aufkommt, dass das ein oder andere 'exorbitant teuer' ist, dann überlege ich mir, wie viel Zeit und Arbeit es braucht, das alles zu produzieren und wie viel Geld ich im Gegenzug ohne zu zögern für Schuhe, PC, Bücher, Reisen und vieles mehr hinlege. Lebensmittel müssen teurer werden, damit sie ordentlich produziert werden können. Wer das nicht einsieht, hat noch nicht genug Lebensmittelskandale miterlebt."

Ein gutes Vorbild sein

Die amerikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck hat einmal gesagt: "Wenn Sie Ihren Kindern unbedingt etwas geben wollen, dann geben Sie ihnen ein gutes Beispiel." Und genau darum geht es bei der ökologisch bewussten Erziehung auch. Die Erwachsenen in der Umgebung des Kindes sind seine Vorbilder und was sie mit Überzeugung machen, wird auch der Nachwuchs übernehmen. Es ist wichtig, dass sie verstehen, dass ihr eigenes Verhalten Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Plastikverpackungen und -flaschen in den dafür vorgesehen Behälter werfen, Batterien wieder aufladen und das Licht ausmachen, wenn man einen Raum verlässt - das sind wichtige "Kleinigkeiten", die bereits ein Zweijähriger verstehen kann. Genau wie die Tatsache, dass der Müll in einen Mülleimer gehört und nicht auf die Straße oder an den Wegrand.

Draußen lassen sich die Zusammenhänge besser verstehen

Kinder, denen die Natur vertraut gemacht wird, haben übrigens grundsätzlich mehr Verständnis für deren Schutz. Barbara Philipp, die selbst Kindergruppen beim Bund Naturschutz leitet und stadtökologische Spaziergänge für Alt und Jung anbietet, beklagt, dass viele Kinder nie raus kommen. Weil sie mitten in der Stadt wohnen oder die Eltern Angst haben. "Wie sollen Menschen einen Bezug zur Natur bekommen, wenn sie als Kinder nicht barfuß über eine Wiese gelaufen sind, nicht Hütten im Wald gebaut haben oder im Bach nach Fischen geangelt haben? Wie sollen sie etwas wertschätzen, das sie nur aus dem Fernsehen oder von Bildern kennen? Erleben ist der beste Weg, etwas kennen und schätzen zu lernen." Nur wenige wissen heute noch, welche Pflanzen um sie herum wachsen, was giftig ist und was essbar, welche Tiere in unserer Umgebung heimisch sind und wie das Ökosystem an sich überhaupt funktioniert. "Ich bin der Ansicht, dass vor allem das Bewusstsein zählt. Das 'Sich damit beschäftigen' und immer wieder aufs Neue versuchen, das Bestmögliche umzusetzen. Und das auch den Kindern zu vermitteln!"

Jeder hat seinen Platz im Ökosystem

Dass man sich selbst nicht gut genug auskennt, ist keine gültige Ausrede. Es gibt zahlreiche Tier- und Pflanzenführer für Kinder, mit denen man sich gemeinsam auf die Suche machen kann. Frische Luft, Bewegung und ein Korb voll mit natürlichem Bastelmaterial sind dann ein zusätzlicher netter Nebeneffekt.

Manchmal sollte man in Sachen Umweltbewusstsein übrigens auch ruhig mal über seinen Schatten springen. Viele Erwachsene ekeln sich vor Insekten und müssen sich erst selbst bewusst machen, dass eine Spinne im Haus nicht nur Stechmücken fängt, sondern auch ein Garant für ein gutes Raumklima ist. Von klein auf sollten Kinder lernen, wie nützlich Insekten wie Bienen oder Ameisen sind, welche Rolle sie in unserem Ökosystem spielen. So kann das Kind ein Verständnis dafür entwickeln, dass diese Tiere ebenfalls ein Recht haben zu leben.

Viele Jugendliche fühlen sich hilflos

Es gibt nicht ‚das Umweltbewusstsein an sich‘. Es ergibt sich vielmehr aus den Faktoren Umweltwissen, Umwelteinstellung und Umweltverhalten. Das Ergebnis des ersten PISA-Umwelttests hat ergeben, dass fast 90 Prozent der Jugendlichen aus den OECD-Ländern ein ganz gutes Grundwissen über Umweltthemen haben. Wobei die deutschen Jungs im Vergleich zu den Mädchen rund 16 Prozent mehr Umweltfragen richtig beantworten konnten. Grundsätzlich kann man sagen, ist die deutsche Jugend gut informiert. Und vielleicht dadurch auch pessimistischer, was die Zukunft angeht. Man hat nämlich herausgefunden, dass viele Jugendliche sich fürchten vor den Auswirkungen durch Umweltverschmutzung und unüberlegtes Handeln. Aber auch hier steht mehr das Globale im Vordergrund.

Auch, wenn die Schule bei Jugendlichen in Sachen Umweltschutz als wichtigster Informationsträger gilt - Eltern können durchaus noch ein wenig lenkend eingreifen. Zum Beispiel mit Sportangeboten, die im Freien stattfinden wie Kanu fahren oder Klettern oder auch mit einem Geocaching. "Warum nicht ein elektronisches Interesse mit einbauen? Damit ist man immerhin schon mal draußen und in der Natur unterwegs. Und bei den genannten Sportarten bieten sich genügend Diskussionsmöglichkeiten, zum Beispiel im Hinblick auf Arten- und Biotopschutz", schlägt Barbara Philipp vor. Und sie ergänzt: "Wir sind alle nicht perfekt, auch nicht die Vollblut-Ökos. Aber wenn jeder sein Bestes gibt, dann ist auch das ein Baustein, der zählt."

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