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Mommy wars: Mütter im Zickenkrieg


Erziehung
"Mommy wars": Mütter im gnadenlosen Zickenkrieg

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 11.01.2013Lesedauer: 5 Min.
Sobald es um die Kinder geht, verstehen viele Mütter keinen Spaß mehr.Vergrößern des BildesSobald es um die Kinder geht, verstehen viele Mütter keinen Spaß mehr. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Kindergeburtstage werden zum Wettrüsten, Ernährungsfragen zum Kanonenfutter und Spielplätze zum Schlachtfeld - schon die Frage, ob der Kuchen für den Schulbasar vom Bäcker sein darf, lässt so manche Mutter auf die Barrikaden gehen. Sobald es um die Kinder geht, um den Grad der Betreuung, die Art der Ernährung oder das Ausmaß der Berufstätigkeit, ist es mit der Gelassenheit vorbei: Die höchste Stufe der Alarmbereitschaft wird aktiviert, die Messer gewetzt. Ein Phänomen, das die Amerikaner als "Mommy wars" bezeichnen - das sind die sieben größten Streitthemen in diesen "Kriegen".

Hinter der Fassade brodeln Argwohn und Missgunst

Eigentlich haben die Mütter von heute zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten. Sie können ihre ganz eigenen Lebensmodelle entwickeln und sind schon lange nicht mehr eingezwängt in vorgefertigte Konventionen. Aber genau aus dieser Freiheit heraus scheinen sich regelrechte Fronten zu entwickeln: die Biofraktion gegen die Liebhaber der schnellen Küche, die arbeitenden "Rabenmütter" gegen die "Heimchen am Herd" oder die Glucken gegen die Laissez-faire-Mütter. Vorurteile und Schubladendenken führen so schnell zur Grüppchenbildung im täglichen "Müttereinander".

Jeder Lebensentwurf muss erkämpft werden

"Es geht sofort um alles, auch wenn dieses 'alles' sich hinter dem sperrigen Begriff 'Lebensentwürfe' versteckt. Jeder Lebensentwurf ist Ergebnis langer, zäher, Nerven kostender Verhandlungen, mit dem Partner, den Kindern, dem Arbeitgeber. Deswegen sind wir so empfindlich, weil es darum geht, wie wir leben", bringt es Cornelie Kister, Autorin des Buches "Mütter, euer Feind ist weiblich" in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt. Auch eine Studie des Kölner Rheingold-Instituts beweist, dass Mütter sich manchmal gegenseitig das Leben regelrecht zur Hölle machen: "Die jeweils anderen Mütter werden mehr oder minder glaubhaft verurteilt, sie sehen sich in der Not, das eigene selbst gewählte Bild stets verteidigen und rechtfertigen zu müssen", heißt es im Ergebnis. Ein unglaublicher Aufwand an Energie, der dazu führt, dass diese an anderer Stelle fehlt.

Die Konkurrenz ist groß - da bleibt nur der Kampf

"Egal, welchen Lebensentwurf du als Frau für dich wählst, es gibt immer eine, die ihren für besser hält und dir das auch ungefragt mitteilt." Ildikó von Kürthy warnt in ihrem neuesten Buch "Unter dem Herzen - Ansichten einer neugeborenen Mutter" ihre Leser vor anderen Müttern. Denn schließlich seien die deren schlimmste Feindinnen. "Jede Mutter, die es anders macht als man selbst, glaubt doch im Grunde, dass du es falsch machst und froh sein kannst, wenn aus deinem Kind kein Kettensägenmörder wird, weil du per Kaiserschnitt entbunden, Gläschenkost gefüttert oder dich nicht rechtzeitig zum PEKiP-Kurs angemeldet hast." Argwöhnisch wird beobachtet, ob die andere die gleichen Prinzipien verfolgt. Und wehe, wenn nicht, dann fühlt man sich schnell zurückversetzt in die Teenagerzeit. Gehört man dazu oder nicht? Wo will man eigentlich dazugehören und welche minimalen Unterschiede sorgen denn bereits für ein Daumen hoch oder runter bei der entsprechenden Mütterclique?

Sind Mütter stutenbissig?

Missbilligende Blicke und Lästern sind auf Spielplätzen und vor den Schultoren grauer Alltag und verstärken den Stress noch zusätzlich. "Zu meiner Schulzeit sah man andere Mütter nur zweimal im Jahr, zu Schulveranstaltungen", erinnert sich Claudia Rieß, Mitautorin des Buches "Vorsicht Zickenzone". "Heute lungern sie vor den Schultoren in kleinen Grüppchen, wie früher die unerlaubten Rauchergangs. Und glotzen. Und lästern. Und klüngeln die Verabredungen ihrer Kinder. Ja, haben die denn alle nichts Besseres zu tun?" Zu Recht fragt man sich, wo hier die immer so gepriesenen und im Berufsleben so gefragten Soft-Skills bleiben. Teamfähigkeit, Toleranz, Konfliktfähigkeit, Offenheit und Respekt - das sind doch eigentlich die Fähigkeiten, die wir unseren Kindern vermitteln wollen. Sollten diese also tatsächlich durch ihre Vorbilder lernen, dann könnte man bei einigen ziemlich schwarz sehen.

Die Gesellschaft hat keine Antwort auf die Frage nach der perfekten Mutter

Letztendlich will das Gros aller Mütter nur eines: das Beste für die Kinder. Und das, ohne sich selbst dabei total aufzugeben. Auf der Suche nach dem Richtigen muss man für sich entscheiden: Stillen oder Gläschen, Elternbett oder eigenes Zimmer, Impfen für oder wider, Fremdbetreuung ja oder nein - die Liste ist endlos und kaum eine dieser Entscheidungen wird von heutigen Müttern gedankenlos getroffen. Doch statt sich aus der eigenen Situation heraus dessen bewusst zu sein, wird der Angriff gestartet. Wobei nicht selten der Neid auf die vermeintlich bessere Situation der anderen die Antriebsfeder für Missgunst und Argwohn ist. Was man natürlich nie zugeben würde. Und so muss so manche immer wieder unter Beweis stellen, dass sie selbst die bessere, die mütterlichere Mutter ist - wenn ihr schon die Gesellschaft kein Optimalbild zur Verfügung stellt. "Wenn gar nichts mehr hilft, greifen die listigen Schlangen-Mütter auf einen Satz zurück, der gerne benutzt wird, wenn man sich beispielsweise entschieden hat, dem Sohn Nasentropfen zu geben, statt ihn weiträumig mit Majoranbutter einzureiben: 'Das musst du selbst wissen, ist ja schließlich dein Kind'", beschwert sich Ildikó von Kürthy.

Kinder leiden unter Zickenkriegen

Am schlimmsten sind die Zickenkriege unter Müttern für die Kinder. Denn die leiden darunter, wenn sie eigentlich befreundet sein wollen, die jeweiligen Mütter sich aber nicht beziehungsweise oft auch nicht mehr für gut genug befinden und diese Abwertung auf die Kinder übertragen wird. "Mein Sohn litt wie ein Hund und verstand die Welt nicht mehr. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte und warum der einst Verbündete nicht mehr mit ihm spielen wollte - oder besser gesagt: nicht mehr mit ihm spielen durfte", liest man in "Vorsicht Zickenzone". Die Mutter des Freundes hatte sich selbst die passende Spielplatzbekanntschaft ausgesucht. Anscheinend mehr für sich als fürs Kind. "Sie wollte eine wie sie selbst. Eine mit der sie über Mütter wie mich ablästern konnte, was sie dann auch mit voller Wucht tat - hinter meinem Rücken."

Glücklich die Mütter, die auf echte Freundinnen zählen können

Doch natürlich besteht der Pool der Mütter nicht nur aus Zicken. Es gibt sie durchaus, die Frauen, die ihren Kindern die Werte, die sie sich von ihnen wünschen, auch vorleben. Die keinen Anspruch auf Perfektion haben - weder bei sich noch bei der anderen - und dazu stehen können, dass der Kuchen für den Kindergartenbasar eine Backmischung war. Mütter, die sich gegenseitig helfen, unterstützen, Netzwerke bilden und sich im Klaren darüber sind, dass man gemeinsam stärker ist. Solche Allianzen werden von Christine Koller und Claudia Rieß als "eine Weiterentwicklung der nicht mehr existenten Großfamilie" bezeichnet. Etwas weniger pathetisch könnte man auch einfach von einer Freundschaft unter Müttern sprechen. Frauen, die die Ansicht anderer nicht als persönlichen Angriff empfinden und die vor allem eines können: Gemeinsam lachen über die Widrigkeiten des Alltags mit Kindern. Und nicht über die Art und Weise, wie andere diese handhaben.

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