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Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung bei Kindern erkennen


Kinderschutz
Jede zehnte Verletzung bei Kindern durch Misshandlung

Von t-online, dpa-afx
13.11.2013Lesedauer: 3 Min.
Hinter mancher Schramme steckt eine Misshandlung, Ärzte sind darauf jedoch nicht immer vorbereitet.Vergrößern des BildesHinter mancher Schramme steckt eine Misshandlung, Ärzte sind darauf jedoch nicht immer vorbereitet. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Jedes zehnte verletzte Kind wurde misshandelt. Doch nicht immer ist das für den behandelnden Arzt zu erkennen. Genaue Zahlen gibt es deshalb nicht - doch dass Kinder in ihren Familien misshandelt werden, kommt nach Einschätzung von Experten regelmäßig vor. Ärzte sind verunsichert, inwieweit die ärztliche Schweigepflicht eine weitere Hilfe zulässt. Umso wichtiger ist es, Ärzte für das Thema zu sensibilisieren und sie auszubilden. Das jetzt eröffnete "Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin" in Ulm will das leisten.

"Wir gehen davon aus, dass zehn Prozent der Kinder, die mit Verletzungen zu uns kommen, misshandelt wurden", sagt Andreas Oberle, Ärztlicher Direktor am Olgahospital in Stuttgart.

Die erste Herausforderung für einen Arzt sei dann, eine Misshandlung von einem Unfall zu unterscheiden. Gerade für Ärzte, die nicht regelmäßig mit solchen Fällen zu tun hätten, seien dafür Schulungen nötig. Die Arbeit im "Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin" in Ulm könne dazu einen Beitrag leisten. Das Ulmer Zentrum ist das erste dieser Art in Deutschland.

Misshandlung oder Unfall?

Viele Fälle von Missbrauch oder Vernachlässigung bei Kindern in Deutschland haben das Thema Kinderschutz ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Misshandlungen werden häufig bei Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, Routine-Arztbesuchen, Klinikaufenthalten oder in einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung aufgedeckt und behandelt. Oft stellt sich das Problem, wie können die medizinischen Einrichtungen Betroffenen im Spannungsfeld von Schweigepflicht und Kindeswohlgefährdung helfen? Auf diese Frage sucht das Kompetenzzentrum Antworten.

Kinderschutz: Bei Verdachtsfällen richtig handeln

Das Kinderschutzzentrum bündelt Fachwissen in den Bereichen Rechtswissenschaften, Traumaforschung, Jugendhilfe und Medizin. Außerdem werden Defizite in der Medizinerausbildung durch Weiterbildungen behoben. Eine besondere Rolle spielt dabei die Rechtsmedizin, da hier Missbrauch oder Misshandlungen gerichtsfest dokumentiert werden können.

Ärzte im Konflikt: Helfen trotz Schweigepflicht

Wenn ein Kind wegen einer Verletzung zum Arzt kommt, die den Verdacht auf eine Misshandlung nahe legt, oder bei einer Untersuchung über Misshandlung oder Missbrauch berichtet, bedeutet das für den Arzt eine schwierige Situation: Er muss seine Schweigepflicht erfüllen und dem Kind helfen. Das neue Bundeskinderschutzgesetz gibt dazu seit 2012 neue Möglichkeiten. "Das ist ein wichtiges Ergebnis der Bemühungen für einen verbesserten Kinderschutz. Durch die Arbeit des Kompetenzzentrums können wir nun auch dafür sorgen, dass die Ärzte und Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen ihre Möglichkeiten und Aufgaben im Kinderschutz besser kennen und umsetzen", betont Professor Jörg M. Fegert, Sprecher des Kompetenzzentrums und Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie. "Wir wollen das Thema Kinderschutz fest in der Aus-, Fort- und Weiterbildung und im gesamten medizinischen Bereich verankern", so Fegert.

Schutzkonzepte für Kinder entwickeln und umsetzen

Die Bedeutung dieses Bereichs für den Kinderschutz wurde bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in Deutschland deutlich. Die frühere Bundesministerin Christine Bergmann arbeitete als Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung an der Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs mit. Sie sagte bei der Eröffnung: "Kinder haben das Recht auf Schutz vor allen Formen von Gewalt. Das erfordert von allen, denen Kinder anvertraut sind, ein fundiertes Wissen, um Verdachtsfälle erkennen, damit umgehen und Kindern helfen zu können. Das Kompetenzzentrum übernimmt für den medizinischen Bereich eine wichtige Rolle. Mögen sich andere Länder und andere Bereiche anschließen."

Ihr Nachfolger als Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, unterstrich die weitere Notwendigkeit einer umfassenden und unabhängigen Aufarbeitung und eines verstärkten Engagements bei der Entwicklung und Anwendung von Schutzkonzepten in Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Kinderheimen und auch Krankenhäusern. In Zukunft brauche das Thema einen höheren politischen Stellenwert, auch um nach wie vor vorhandene Defizite in der Beratung und Versorgung von Betroffenen zu beheben.

Laut dem Sender SWR, soll das Thema Kinderschutz auch im Medizinstudium verankert werden. Obwohl jeder Arzt im Berufsleben mit Missbrauchsfällen konfrontiert werde, sei das bisher nicht der Fall, so Fegert. Neben der Universitätsklinik Ulm sind auch die Unikiniken Freiburg und Heidelberg an dem Projekt beteiligt.

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