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Kinderbetreuung: Sind Familiengenossenschaft das Modell der Zukunft?


Familiengenossenschaften ermöglichen flexible Kinderbetreuung

dpa, Marc Strehler

05.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Kinderbetreuung: Die Familiengenossenschaft Rhein-Neckar leistet Pionierarbeit. In der Mannheimer Kindertagespflege "Schatzinsel" spielt Sozialpädagogin Katja Tobiasz mit dem kleinen Constantin.Vergrößern des BildesDie Familiengenossenschaft Rhein-Neckar leistet Pionierarbeit. In der Mannheimer Kindertagespflege "Schatzinsel" spielt Sozialpädagogin Katja Tobiasz mit dem kleinen Constantin. (Quelle: Uwe Anspach/dpa-bilder)
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Wo finde ich eine Kinderbetreuung, wenn ich wieder arbeiten gehe? Wo kann ich mein Kind unterbringen, wenn die Tagesmutter plötzlich ausfällt oder die Kita länger Ferien macht, als ich Urlaub nehmen kann? Das sind massive Probleme berufstätiger Mütter, die durch Familiengenossenschaften gelöst werden könnten. Die Idee: Firmen und Tagesmütter bilden ein Netzwerk für Kinderbetreuung. Bisher sind solche Familiengenossenschaften sehr rar in Deutschland, doch Experten sehen Potenzial.

Genossenschaften sind aus verschiedenen Bereichen der Wirtschaft bekannt: Klassisch aus dem Banken- oder Agrarsektor etwa, zuletzt hatten auch Energiegenossenschaften Konjunktur. In einem Bereich, der derzeit heiß diskutiert wird, sind sie dagegen noch eine Ausnahme: bei der Kinderbetreuung. Erst nach und nach werden hier Genossenschaften gegründet, der bundesweite Vorreiter ist die Familiengenossenschaft Rhein-Neckar. "Man braucht einen langen Atem - aber es lohnt sich auf jeden Fall", sagt dessen Geschäftsführerin Dorothea Frey.

Firmen kooperieren mit Tagesmüttern für flexible Betreuung

Bereits im Jahr 2006 wurde sie gegründet, nachdem eine Gesetzesänderung solche Genossenschaften möglich gemacht hatte. Es schlossen sich damals einige Tagesmütter und Unternehmen der Region zusammen. "In den ersten Jahren mussten wir schon werben", erinnert sich Frey an die Anfänge. Inzwischen ist die Genossenschaft etabliert, sie zählt derzeit laut Frey etwa 50 Betreuungspersonen und 35 Unternehmen als investierende Mitglieder.

Die Genossenschaft hat die Aufgabe, Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen bei Bedarf Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder zu organisieren. Das Spektrum reicht von der Unterbringung bei einer Tagesmutter über Ferienbetreuung bis hin zum Babysitter. Dazu kam 2008 als weiteres Angebot die Hilfe bei der Pflege von Angehörigen. Ein Trumpf des Genossenschaftsmodells ist laut Frey die relativ große Flexibilität des Angebots. Außerdem gebe es den Tagesmüttern eine stärkere Stimme gegenüber den Unternehmen.

Familiengenossenschaften als Alternative zur Kita

Zu den Mitgliedern zählt zum Beispiel der Beltz-Verlag in Weinheim bei Mannheim. Auch wenn der Verlag aktuell kein Mitarbeiterkind in fester Betreuung über die Familiengenossenschaft hat, war der Schritt richtig, sagt die zuständige Mitarbeiterin Nicole Häberlin. "Im Verlag sind 90 Prozent der Mitarbeiter weiblich. Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist daher sehr wichtig für uns." Das Unternehmen sehe sich mit in der Pflicht "gute Lösungen für die Mitarbeiter zu finden."

Neben der Familiengenossenschaft Rhein-Neckar gibt es bislang nur zwei weitere bundesweit. Kürzlich hat sich im Münsterland eine gegründet, auch die Apothekergenossenschaft Noweda unterhält eine. Woran liegt diese Zurückhaltung, wo doch das Thema Kinderbetreuung derzeit im Blickpunkt steht? Zwar gibt es in Deutschland ab dem 1. August einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Aber die Kitas platzen aus allen Nähten.

Genossenschaftsmodell steckt noch in den Kinderschuhen

Andreas Wieg vom Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) verweist auf die Struktur solcher Genossenschaften. "Es ist nicht immer leicht, die verschiedenen Interessen der Beteiligten unter einen Hut zu kriegen", sagt er. Da das Modell noch recht jung sei, gebe es noch keine Blaupause, die beliebig übertragbar wäre.

Auch die Mannheimer Geschäftsführerin Frey führt den Punkt der unterschiedlichen Interessen an. Sie glaubt aber auch, dass das Genossenschaftskonzept nicht überall die gleiche Akzeptanz hat. "Ich stamme aus Südbaden, da ist das Genossenschaftsmodell weit verbreitet", erzählt sie. Jedoch seien nicht alle Behörden offen für solche Initiativen, manche Kommunen sähen die Kinderbetreuung als ihr ureigenstes Feld. "Das ist unser Gebiet, da kommt keiner rein", sei eine Haltung, die es mitunter noch gebe, sagt Frey.

Neue Modelle der Kinderbetreuung dringend nötig

Die Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen an der Uni Münster, Professorin Theresia Theurl, glaubt, dass die skeptische Haltung mancher Behörden "Anfangsgeplänkel" seien, die sich mit der Zeit legen würden. Familiengenossenschaften hätten ein großes Potenzial, ist die Wissenschaftlerin überzeugt. Dass es bislang so wenige Gründungen gibt, führt sie auf die eher geringe Bekanntheit des Genossenschaftsmodells, die oft notwendige Anschubfinanzierung und die Tatsache zurück, dass es die Möglichkeit erst seit 2006 gebe.

Noch sei vieles Pionierarbeit in diesem Bereich. "Es ist sehr viel Beharrlichkeit notwendig", sagt die Wissenschaftlerin. Sie glaubt aber an die Zukunft des Modells. Das Thema Kinderbetreuung werde gesellschaftspolitisch immer wichtiger und es gebe dort einen großen Veränderungsdruck. "Und Genossenschaften sind mit ihrer innovativen Stärke immer dort eine sehr gute Organisationsform, wo sich etwas verändert", sagt Theurl.

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