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Hausaufgaben sind das Streitthema Nummer eins


Streitthema Nummer eins
So klappt es mit den Hausaufgaben

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 08.10.2014Lesedauer: 5 Min.
Stress bei den Hausaufgaben lässt sich vermeiden - Motivation heißt das Zauberwort.Vergrößern des BildesStress bei den Hausaufgaben lässt sich vermeiden - Motivation heißt das Zauberwort. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Das Kind zappelt unruhig auf seinem Stuhl herum, malt Männchen in sein Heft, zählt Wolken statt die Aufgaben zu lösen und am Ende gibt es Geschrei und Tränen. Hausaufgaben sind das Streitthema Nummer eins in Familien. Immer mehr Eltern sind genervt davon, fühlen sich wie Aushilfslehrer. Jeder Nachmittag steht im Zeichen der Schule und die Stimmung ist schlecht. Doch das muss nicht sein, meint die Nürnberger Lerntherapeutin Jutta Dittmer. Man muss das Kind nur richtig motivieren.

Und wer motiviert mich, werden sich da manche Eltern fragen. Selbst oft müde vom Arbeitstag, beschäftigt mit den kleinen Geschwistern, den Haushalt im Nacken - da fehlt es oft an der nötigen Geduld für die Hausaufgaben. Diese sollen den Schulstoff des Vormittags wiederholen und vertiefen. Lust darauf hat keiner, gemacht werden muss es trotzdem.

Kinder sind Meister darin, dicht zu machen

"Es ist klar, dass einen das auf die Palme bringen kann. Wenn man wieder und wieder versucht, mit dem Kind zu lernen und zu üben und es macht einfach dicht", sagt Jutta Dittmer im Gespräch mit t-online.de. Doch die Lerntherapeutin ist überzeugt, dass man jedes Kind motivieren kann.

Aber eben nicht jedes nach dem gleichen Prinzip. "Eine Gebrauchsanweisung kann es nicht geben. Es ist aber immer richtig, stärkenorientiert, am ganzen Selbstbild zu arbeiten. Dann kann das Kind es auch aushalten, dass es Bereiche gibt, in denen es eben nicht so gut ist. Und nimmt entsprechend Hilfe an."

Äußere Ordnung schafft innere Ordnung

Auf Elternabenden klingt immer alles so einfach: Ein ruhiger, aufgeräumter Arbeitsplatz, feste Zeiten und Rituale - so funktioniert es. Jetzt bräuchte man nur noch ein Kind, das diese festen Zeiten auch nutzt, statt aus dem Fenster zu sehen und sehnsüchtig den Vögeln nachzublicken. Das einsieht, dass Ordnung das halbe Leben ist und dass es nicht für die Schule, sondern für sich selbst lernt. Doch solche Kinder sind eher selten.

Dittmer arbeitet nach dem Montessori-Prinzip und hält viel von dem dort gültigen Grundsatz, dass äußere Ordnung auch innere Ordnung schafft. Dass es eine Weile dauern kann, bis ein Kind das verinnerlich hat, ist klar. "Bei manchen Kindern braucht man viel Geduld, aber die zahlt sich aus."

Druck bringt nichts

Schüler richtig zu motivieren, ist eine schwierige Aufgabe für Lehrer und Eltern. Aber machbar, so das Ergebnis einer Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Royal Society RSA in London durchgeführt wurde. Der Lernerfolg hängt laut den Wissenschaftlern in erster Linie von drei Faktoren ab: dem Selbstbild, dem Lernumfeld und eingefahrenen Denkmustern à la "das kann ich sowieso nicht". Darauf mit Druck zu reagieren wäre der falsche Weg. Ein wichtiger Aspekt ist dabei eine positive Sichtweise auf das Kind. Denn das spürt sehr genau, welches Bild von ihm seine Eltern in sich tragen. Ob sie an das Kind glauben, auch bei Misserfolgen, oder ob sie sowieso innerlich davon überzeugt sind, dass es scheitern wird.

"Oft macht aber einfach auch der Ton die Musik. Ein gebrülltes 'in zehn Minuten frag ich dich ab und wehe, du kannst die Vokabeln dann nicht!' wird wenig Erfolg haben." Stattdessen sei es besser, dem Kind das Gefühl zu geben, von sich aus zu kommen. Wenn es also signalisiert, dass es Hilfe braucht, zum Beispiel indem es herumjammert, dann kann man ihm diese Hilfe anbieten. Wenn es gerade nicht geht, weil etwas anderes ansteht oder das Baby schreit, dann ist es gut, wenn man dem Kind sagt, wann man in Ruhe Zeit haben wird und darauf zu achten, zu dieser Zeit auch wirklich zur Verfügung zu stehen. So lernt es, dass die Eltern seine Bedürfnisse ernst nehmen.

Lob wirkt nur, wenn es ernst gemeint ist

Ein weiterer Aspekt ist das Lob - und zwar für den Einsatz und nicht für Begabung oder Intelligenz. Dazu gehört auch, das Kind zu loben für Dinge, die es gut macht, die aber mit der Schule gar nichts zu tun haben. Allerdings muss man hier vorsichtig sein: Ein Kind merkt auch hier ganz schnell, ob man es ernst meint oder nicht. Übertriebenes oder pauschales Lob kann genauso kontraproduktiv sein wie gar kein Lob. Denn entweder nimmt das Kind das Lob dann nicht mehr an oder es entwickelt ein falsches Selbstbild und überschätzt sich. "Das kann sogar zu schlechteren Leistungen führen – denn, wenn ich vermeintlich schon alles kann, brauche ich mich nicht mehr anzustrengen", heißt es vonseiten des Bayerischen Kultusministeriums.

Man lernt besser in Bewegung

Viele Eltern arbeiten neben dem Lob mit äußeren Anreizen. Das kann eine Art Lernvertrag sein, aber auch die Aussicht auf Geld oder etwas, was das Kind sich wünscht. Auf Dauernutzt sich das allerdings ab. Das kann funktionieren, um den Schüler sozusagen an den Start zu bringen. Das Ziel aber sollte es sein, das Kind soweit zu bringen, dass es aus eigenem Antrieb lernt und mit Neugier und Spaß bei der Sache ist.

Lücken zu schließen braucht Zeit

Besonders frustrierend ist es, wenn das Kind lernt und lernt und dann doch wieder schlecht abschneidet. Die logische Konsequenz: Wenn ich sowieso am Ende scheitere, kann ich das Lernen gleich bleiben lassen. Hier gilt es, die Messlatte nicht zu hoch zu hängen: "Besser ist es, immer wieder zu wiederholen und dabei mit kleinen Portionen früh genug anzufangen. So bekommt das Kind das Gefühl, etwas schaffen zu können und langfristig wird sich der Erfolg auch einstellen. Von heute auf morgen aber geht das nicht", so Dittmer.

Lernsoftware nur in Ausnahmefällen

Manchmal hilft auch schon der Wechsel zu einer geeigneteren Lernhilfe. Es gibt Kinder, die Stunden über ihren Vokabelheften brüten und nichts bleibt hängen, die aber zum Beispiel mit einem Karteikartensystem in kürzester Zeit den Stoff intus haben. "Bei Lernen mit Software allerdings wäre ich vorsichtig. Es gibt hier durchaus sehr gute Programme, auch kostenlose, aber vor allem für die kleineren Schüler sind sie nur in ganz seltenen Fällen geeignet. Bei älteren Kindern kann man das Lernen am Computer als sozusagen letzte Motivationshilfe oder als finale Kontrolle vor einer Schulaufgabe aber schon mal einsetzen."

Die Kritikfähigkeit des Kindes richtig einschätzen

Wenn es mit den Hausaufgaben trotzdem so gar nicht läuft, dann kann es auch sinnvoll sein, die eigenen Erwartungen zu überprüfen. Übertragen sich vielleicht persönliche Ängste oder Sorgen? Denn das führt unterbewusst zu Lernblockaden und Frust. Manchmal ist es auch eine bestimmte Art zu schauen oder zu schnaufen, die das Kind völlig demotiviert.

Schwierig auch, wenn die Kritik aufgrund der aufkommenden Emotionen nicht mehr sachlich bleibt, sondern persönlich wird. Sätze wie "wie doof kann man eigentlich sein?" hinterlassen eine Wirkung - aber sicher nicht die erwünschte. Natürlich ist Kritikfähigkeit eine wichtige Eigenschaft, aber es schadet nicht, sich einmal zu fragen, wie man selbst reagierte, wenn der eigene Chef sich so verhalten würde?

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Schlechte Noten kann man ausgleichen

Auch wenn die letzte Arbeit (wieder) danebenging: Mit mündlicher Mitarbeit lässt sich vieles retten. "Halten Sie das Kind dazu an, sich am Unterricht zu beteiligen, Fragen gleich zu stellen, wenn es etwas nicht versteht und Eigeninitiative zu zeigen", rät Dittmer. "Allein durch das Engagement im Unterricht bleibt mehr Lernstoff hängen, das Kind fühlt sich bestätigt und dadurch wiederum entsteht Motivation." Und zwar im Sinne von anregen, veranlassen und bewegen.

Zehn Tipps, wie Hausaufgaben nicht zum Ärgernis werden, finden Sie hier.

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