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Vornamen 2012: ausgefallene Vornamen werden immer beliebter


Namensrecht
Verrückte Vornamen werden immer beliebter - aber was ist erlaubt?

t-online, dpa, Jörn Perske

Aktualisiert am 15.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Vornamen begleiten ein Kind sein ganzes Leben lang - gut, wenn Standesbeamte Kombinationen wie "Rosa Schlüpfer" verhindern.Vergrößern des BildesVornamen begleiten ein Kind sein ganzes Leben lang - gut, wenn Standesbeamte unfreiwillig komische Kombinationen wie "Rosa Schlüpfer" verhindern. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Klassiker wie Marie und Mia, Ben und Maximilian führten die Liste der beliebtesten Vornamen 2012 an. Standesbeamte und Namenskundler beobachten aber auch: Der Trend zum ungewöhnlichen Namen nimmt zu. Beispielsweise gab es im vergangenen Jahr Eltern, die ihre Mädchen Hedi-Rocky, Flonne oder Ultraviolet nannten, und Jungen Corleone, Skywalker oder Maradona. Experten sorgen sich angesichts solcher Trends um das Kindeswohl.

Den Trend zu verrückten Vornamen registrieren Experten und Standesbeamte bundesweit, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. "Die Vornamen sind zunehmend ausgefallen. Die Eltern wählen alles Mögliche", beobachtet Jürgen Rast, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Standesbeamten in Bad Salzschlirf.

Standesbeamte sind nicht mehr so streng bei den Vornamen

Standesbeamte, die Vornamen genehmigen und eintragen müssen, werden zunehmend liberaler. Auch die Urteile, wenn es zu Gerichtsverhandlungen kommt, fallen immer öfter zugunsten der Eltern aus, die den gewählten Namen mit aller Macht durchboxen wollen. "Der Staat muss lediglich darauf achten, dass das Wohl des Kindes durch den Namen nicht gefährdet wird", sagt Rast. Auffällig ist aber auch: Die Standesbeamten kommen mitunter zu unterschiedlichen Bewertungen.

Vorname "Osama bin Laden" abgelehnt

"Wir sind großzügig und international", sagt die Leiterin des Standesamtes in Köln, Angelika Barg. Aber der von muslimischen Eltern gewählte Vorname Osama bin Laden wurden vor einigen Jahren abgelehnt. "Mit dem Namen lässt sich keine positive Verbindung herstellen", befand Barg. "Wir wollen uns nicht als Ordnungsbeamte aufspielen, sondern die Eltern beraten. Mittlerweile muss man sagen: Fast nichts ist unmöglich. Der Trend zum auffallenden Vornamen verstärkt sich."

Eine Macke von Großstädtern?

Besonders in Großstädten wählen Eltern gern ungewöhnliche Vornamen. Beurkundet wurden vom Standesamt Hamburg-Nord zuletzt Sexmus Ronny, Camino Santiago Freigeist und Don Armani Karl-Heinz - nachdem dessen Eltern mit Desperado abgeblitzt waren. Individualität wird zunehmend zum bestimmenden Motiv. "Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder etwas Besonderes, dass sie sich von der Masse abheben", sagt die Hamburger Standesbeamtin Caroline Richter. Im Großen und Ganzen sei die Namensgebung lockerer geworden.

Im Zweifel werden Namenskundler zu Rate gezogen

Wenn die Standesbeamten unsicher sind, ob ein Vorname beurkundet werden kann, können sie Rat einholen. Etwa bei der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. Oder beim Namenskundlichen Zentrum der Universität Leipzig. Dort können Eltern Gutachten erstellen lassen und die Beamten mit der Expertise überzeugen. Gabriele Rodriguez arbeitet in der Namensberatungsstelle. Sie hat 500.000 Namen in ihrer Datei. Und der Bestand wächst ständig. Ebenso die Zahl ungewöhnlicher Vornamen.

Vornamen müssen nicht mehr geschlechtsspezifisch sein

Die Regel, dass Vornamen geschlechtsspezifisch sein müssen, wackele allmählich, erklärt Rodriguez. Pepper könne in Deutschland Männlein und Weiblein verliehen werden. 2007 habe es ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegeben, wonach das Geschlecht nicht mehr eindeutig aus dem Vornamen hervorgehen müsse. Vor 20 Jahren seien Madison und Brooklyn abgelehnt worden - heute kein Problem. Heute gebe es ebenso keinen Widerstand bei Pumuckl, Tarzan, Winnetou oder Schneewittchen. Sunil und Lenor seien erlaubt - obwohl Markennamen.

Ein Kind kann Mercedes heißen, aber nicht Porsche

Manchmal ist es aber auch für die Eltern verwirrend. Kirsche geht nicht, sagt Namensberaterin Rodriguez, Apple und Peaches aber schon. Ebenso gilt Köln nicht als Vorname, Colonia aber doch. Porsche werde nicht beurkundet, Mercedes aber schon. Whisky geht nicht, Brandy ist okay. Keine Chance hätten Eltern derzeit mit Waldmeister, Joghurt, Crazy Horse oder Borussia. Ein Tabu-Name sei für viele Eltern noch Adolf, zu DDR-Zeiten sogar verboten. Seit einigen Jahren tauche der Namen aber wieder auf.

Altdeutsche Vornamen wie Friedrich und Otto kommen wieder

Welche Namen Eltern wählen, sei auch stark von der Bildungsniveau abhängig. Untere Schichten orientierten sich stark an amerikanisierten Namen, schnappten Ideen aus Filmen, Romanen oder von Promis auf. Bildungsstarke Schichten orientierten sich an Klassikern wie Karl oder Friedrich. Aus diesem Milieu sei auch die Frage gekommen, ob Henry eher ein Ober- oder Unterschichten-Name sei, erzählt Rodriguez. Vor allem bei Jungennamen seien altdeutschen Vornamen wieder im Kommen, beispielsweise Richard, Wilhelm, Leopold, Bruno, Karl, Ferdinand, Leonhard, Oskar, Wolfgang, Günther, Fritz, Heinz, Karl-Heinz, Otto, Willy, Erwin, Erich, Bernhard, Siegfried, Helmut, Konrad und Dirk.

Gleichzeitig seien sowohl für Jungen als auch für Mädchen englischsprachige Vornamen wie Maddox, Joel, Jason, Liam, Patrick, Tyler, Justin, Kevin, Jamie, Dexter, Rocky und Lenny sowie Emily, Amy, Lucy, Liz, Alisha, Shania, Delenn, Cheyenne, Joyce, Melody und Summer sehr beliebt.

Standesamt bewahrt Kind vor "Rosa Schlüpfer"

Die ungewöhnlichsten Namen, die das Namenkundliche Zentrum der Universität Leipzig 2012 registrierte, zählen Hedi-Rocky, Smart, Ashton Phoenix, Aruba, Corleone, Versann, Maybee, Kenia, Raider, Amsel, Prince, Princess, Prinzio, Flonne, Lönne, Süske, Male, Eisi, Setzuna, La-Vie, Pazifik, Ducati, Skywalker, Peaches, Pepper, Buckminster, Ultraviolet und Maradona.

Doch manchmal greifen Standesbeamte rettend ein, wie bei der Anekdote von einem Ehepaar namens Schlipfer, das die Tochter Rosa nennen wollte. "Das klingt ja wie Rosa Schlüpfer", warnte die Expertin. Standesbeamten-Präsident Rast sagt: "Die Eltern tun den Kindern damit kein Gefallen. Die werden doch ständig gehänselt."

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