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Mütter werden in Großbritannien fürs Stillen bezahlt


Mütter werden für das Stillen bezahlt

Von afp, t-online
Aktualisiert am 12.11.2013Lesedauer: 3 Min.
Britische Frauen sollen im Rahmen eines Pilotprojekts Geld bekommen, wenn sie ihr Baby stillen.Vergrößern des BildesBritische Frauen sollen im Rahmen eines Pilotprojekts Geld bekommen, wenn sie ihr Baby stillen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Britische Mütter sollen mit Gutscheinen zum Stillen ihrer Neugeborenen gebracht werden. Wie die Organisatoren des Pilotprojekts mitteilen, soll den Teilnehmerinnen ein Gutschein über 120 Pfund (rund 140 Euro) ausgehändigt werden, wenn sie ihr Baby sechs Wochen lang stillen. Der Betrag steigt bei einer Stilldauer von sechs Monaten auf 200 Pfund. Sollte der Test in den sozialschwachen Bezirken Derbyshire und South Yorkshire zufriedenstellend verlaufen, ist an eine Ausweitung des Programms auf das ganze Land gedacht.

In Großbritannien ist es immer seltener, dass Frauen ihre Kinder stillen. Die Rate stillender Mütter fällt in Vierteln mit schlechten Sozialstrukturen besonders niedrig aus. Die Teilnahme an dem Test wird zunächst 130 Frauen aus ärmlichen Gegenden angeboten.

"Generationen von Frauen, die niemandem beim Stillen sahen"

Kinderärzte gehen davon aus, dass Babys, die in den ersten Monaten gestillt werden, weniger Verdauungsstörungen und Atemwegserkrankungen haben. Darüber hinaus sinke bei gestillten Kindern die Wahrscheinlichkeit, dass sie später an Diabetes und Fettsucht litten, sagt die Ärztin Clare Relton.

Doch Großbritannien habe "eine der schlechtesten Still-Quoten weltweit", so Relton. Nur ein Drittel aller Kinder werde sechs Monate lang gestillt, obwohl der staatliche Gesundheitsdienst diese Dauer empfehle. "In einigen Gebieten gibt es ganze Generationen von Frauen, die niemanden beim Stillen beobachtet haben", erläutert die Ärztin. Das Stillen gehöre nicht mehr "zur kulturellen Norm".

Stillgeld gab es auch in Deutschland

In Deutschland gab es in den 60er Jahren auch schon einmal Stillgeld. 50 Pfennige zahlte die Krankenkasse, wenn eine Hebamme bescheinigte, dass die Mutter stillt. Frauen aus dieser Generation berichten, dass dabei viel geschummelt wurde und nur wenige Frauen längere Zeit stillten. Weil es damals gab es nur sechs Wochen Mutterschutz gab, standen berufstätige Mütter oft vor der Wahl abzustillen und wieder arbeiten zu gehen oder zu kündigen.

Deutlich höhere Stillquote in Deutschland

Wie viele Mütter ihre Kinder aktuell in Deutschland stillen, ist nicht genau erforscht. Allerdings darf man davon ausgehen, dass der Anteil der stillenden Frauen hierzulande deutlich höher ist als in Großbritannien: Die letzten Erhebungen für Deutschland zeigen, dass rund 81,5 Prozent der im Jahr 2005 geborenen Kinder gestillt wurden.

Das sagt jedoch noch nichts über die Dauer aus. Untersuchungen aus Berlin und Bayern ergaben, dass zwei Monate nach der Geburt nur noch 73 Prozent der Kinder in Berlin und 70 Prozent der Kinder in Bayern gestillt werden, nach sechs Monaten war diese Rate bereits auf die Hälfte geschrumpft. Als Vorbild nennt die Stillkommission Norwegen: Dort werden im Alter von sechs Monaten noch 80 Prozent der Kinder voll gestillt.

Warum Mütter stillen sollten: Das sind die Vorteile

Die Hebamme Janet Fyle vom Royal College of Midwives kritisiert trotzdem das britische Pilotprojekt. Die Motivation zum Stillen solle nicht "aus einer finanziellen Entschädigung" erwachsen, sondern "im Interesse der Gesundheit und des Wohlbefindens ihres Kindes" entstehen.

Das sind Gründe, warum es sinnvoll ist, sein Baby zu stillen:

  • Muttermilch ist kostenlos, jederzeit verfügbar und immer steril. Es muss keine teure Babynahrung gekauft werden und das umständliche Sterilisieren der Milchflaschen entfällt. Die Mutter muss keine Nahrung und kein Zubehör in Taschen transportieren, sondern hat "alles" dabei.
  • Die Mutter hat einen extrem hohen Energieverbrauch und nimmt deshalb schneller ab. Außerdem wird die Rückbildung der Gebärmutter beschleunigt.
  • Das Stillen fördert die Mutter-Kind-Bindung. Durch den intensiven Körperkontakt vertieft sich die Beziehung zwischen Mutter und Kind.
  • Stillt die Mutter längere Zeit, sinkt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, da das Brustdrüsengewebe in dieser Zeit ausreift und das ausgereifte Gewebe weniger anfällig für bösartige Veränderungen ist.
  • Muttermilch passt sich an die Bedürfnisse des Babys an, hat das Baby beispielsweise in Wachstumsphasen größeren Hunger, steigert sich auch die Milchproduktion. Hat es weniger Hunger passt sich die Milchbildung dem wieder an.
  • Die Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die das Baby genau im jeweiligen Entwicklungsstadium benötigt.
  • Das Risiko von Übergewicht im Säuglings- aber auch im Erwachsenenalter wird verringert.
  • Gestillte Babys haben weniger Verdauungsprobleme (Dreimonatskoliken).
  • Das Immunsystem der gestillten Säuglinge wird gestärkt und sie werden weniger krank, da sie mit der Muttermilch wichtige Antikörper bekommen.
  • Auch das spätere Allergierisiko wird durch längeres Stillen gesenkt.

Keine offizielle Kontrolle geplant

In dem nun gestarteten Versuch erhalten die Teilnehmerinnen die Einkaufsgutscheine, wenn sie versichern, ihre Babys zu stillen und wenn dies von den Hebammen bestätigt wird. Eine engmaschige Kontrolle ist nicht vorgesehen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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