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Weingläser: So finden sie das Richtige


Raum zum Atmen im richtigen Glas

Clemens Niedenthal / Raufeld

26.04.2012Lesedauer: 4 Min.
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Damit sich das Aroma eines Weines richtig entfalten kann, sollten Weinliebhaber zum passenden Glas greifen.Vergrößern des Bildes
Damit sich das Aroma eines Weines richtig entfalten kann, sollten Weinliebhaber zum passenden Glas greifen. (Quelle: Torsten Schon/Fotolia)

Bei gutem Design, so lautet ein Poesiealbumspruch der Moderne, folge die Form der Funktion. Das Weinglas hält sich seit Jahrhunderten an diese Regel. Es hat einen Fuß, auf dem es steht, einen Stiel, an dem man es bequem greifen kann - und einen Kelch, mit dem sein Geheimnis beginnt. wanted.de führt sich durch die .

Weingläser ohne Fuß, ohne Stiel und ohne Kelch sind indes mehr als nur "stillos", selbst einem nur mittelmäßig charakterstarken Rotwein fügt ein profanes Becherglas körperlichen Schaden zu. Geht es doch genau darum: um den Körper des Weines, um die Vielfalt der Farben, Aromen und Eindrücke, die die Nase spüren und die Zunge schmecken soll.

Glas als Helfershelfer

Deshalb ist das beste Glas immer der perfekte Helfershelfer. Es "übersetzt" die Qualitäten und Eigenheiten eines Weins. Glänzen darf es nebenbei im Detail. Und sicher darf es auch mal Eindruck machen: durch einen hauchzarten Schliff, durch eine besonders ausgewogene Form.

Manchmal übrigens auch durch seine schiere Größe, wenngleich ein 30 Zentimeter hoher Burgunderkelch auch einen eindrücklichen Inhalt bekommen sollte. >>

Es macht also durchaus Sinn, besondere Gläser für besondere Weine zu reservieren. Man muss es ja nicht gerade mit der österreichischen Glasmanufaktur Riedel halten, die für bestimmte Bordeauxweine, ja für bestimmte Jahrgänge das perfekte Glas entwirft. Eine Liebhaberei auf höchstem Niveau.

Auch das beste Glas kann einen Wein nicht besser machen als er ist. Nur lassen viele Gläser einen guten Wein umgekehrt merkbar schwächeln. Dass der Grüne Veltliner von der Geburtstagsfeier eines Freundes zuhause plötzlich gar nicht mehr nach Gurken duftet und auch nicht mehr dezent nach Pfeffer schmeckt, kann auch dem falschen Glas geschuldet sein.

Die Aromen eines reifen Bordeaux etwa, der Geschmack von Lakritz und dunkler Schokolade, werden sich in einem kleinen Glas kaum entfalten können. Weshalb der Kauf der richtigen, also passenden Weingläser einiges mit dem Kauf einer hochwertigen Stereoanlage gemein hat. >>

Denn genauso, wie man die Komponenten dieser Anlage auf seine Lieblingsmusik abstimmt, sollten sich auch die Gläser an den Lieblingsweinen orientieren. Schwere Rotweine, die ausgeprägte Teernote eines ausgewachsenen Barolos beispielsweise, sind nicht jedermanns Sache - die angesprochenen üppigen Burgunderkelche müssen es deshalb auch nicht sein.

Die Pflege hochwertiger Weingläser ist denkbar einfach - genau darin liegt das Problem. Zunächst einmal sollten Sie nur mit warmem Wasser, also ohne Spülmittel und nicht in der Spülmaschine, gewaschen werden. Danach auf einem Geschirrtuch abtropfen lassen und schließlich mit einem Leinentuch polieren. Ein buchstäblich glänzendes Ergebnis erhält, wer das Glas vor dem Polieren in Wasserdampf hält. Gläser, die länger nicht benutzt worden sind, sollten kurz ausgespült und danach aviniert, also mit einem Schuss Wein nachgespült werden.

Kelche, Gläser, Schalen

Ein Burgunderkelch kann wahrlich zur Bürde werden: denn je größer das Glas, desto größer muss der Wein sein, der es zu füllen vermag. Umgekehrt gibt es aber auch Weine, deren Bouquet eben just so viel Raum zum Atmen und Entfalten verlangt - bis zum Rand gefüllt, würde ein solches Glas mitunter eine ganze Flasche Wein, ja manchmal mehr als 1 000 ml "schlucken". Aber darum geht es ja nicht: Burgunderkelche werden bis zu ihrem Scheitelpunkt, der Stelle an der sich das Glas nach oben zu verjüngen beginnt, gefüllt. Generell gilt für den Burgunderkelch: Die Glasform integriert die Säure in die Frucht. Der Wein fließt spitz auf die Zunge. Am Riedel-Kelch besticht der gelippte Abschluss.

Rotweingläser nie vollschenken

Grundsätzlich gilt: Ein universelles Rotweinglas ist immer voluminöser und weniger schlank als ein Weißweinglas, da Rotwein noch deutlicher im und mit dem Glas arbeitet. Üblicherweise sollten nie mehr als >>

100, allenfalls 150 ml in das Glas gefüllt werden.
Das verbleibende Volumen dient der Entfaltung des Bouquets und der Durchdringung der Aromen. Zu kleine Gläser schnüren den Wein buchstäblich ein, er verliert sowohl an Frucht als auch an Komplexität und wird bitterer im Abgang. Ein universelles Rotweinglas sollte eine Volumen von etwa 400 bis 600 ml haben. Gerade bei sehr reifen Weinen - alte Bordeauxweine zeichnen sich etwa dadurch aus, dass sie deutlich besser schmecken als riechen - würde ein zu großes Glas hingegen das Bouquet, also den Teil des Weines, den die Nase schmeckt, unnötig betonen.

Weißweingläser sind graziler

Lange Zeit hatte sich in Deutschland eine klare Vorstellung von einem Weißweinglas etabliert. Es war bauchig, dickwandig und ruhte auf einem dicken grünen Sockel, der üblicherweise mit einer empor sprießenden Weinrebe verziert war. Heutzutage sind Weißweingläser auch in Deutschland graziler geworden. Und sie sind größer geworden, weil man auch Weißweingläser längst nicht mehr bis zum oberen Drittel füllt.
Eine universelles Weißweinglas hat ein Fassungsvermögen von etwa 300 bis 350 ml. Weine, die aus diesem Glas getrunken werden, treffen im Zentrum der Zunge auf, umgehen also die Zungenspitze, welche vor allem die Fruchtsüße aufnehmen und schmecken würde. Stattdessen haben die Weine nun einen samtigen und dichten Charakter, bei einem Chardonnay wird so beispielsweise der niedrige Säuregehalt kaschiert. Auch die meisten Dessertweine können aus Weißweingläsern getrunken werden.

Sektschale ist aus der Mode gekommen

Das Auffälligste an einem Sektglas ist eine unauffällige Kleinigkeit - eine winzige Vertiefung am Bodenrand des Glases. Dort sammelt sich die Kohlensäure und steigt wie an einer Schnur gezogen - was man wiederum Perlage nennt - in einem leichten Wirbel empor. Der Kohlensäure ist auch geschuldet, dass ein ehedem in Deutschland beliebtes Behältnis aus der Mode gekommen ist: In einer Sektschale, wie sie etwa im Jugendstil und auch in den 1950er-Jahren populär war, verlieren Champagner, Crémant, Prosecco oder eben Sekt schnell an Kohlensäure und damit an Geschmack und Charakter. Etabliert hat sich stattdessen die französische Flötenform ("flûte"). Sie unterstützt einen cremigen, fruchtigen Gesamteindruck, die feine Perlage ist auf der Zungenspitze deutlich wahrnehmbar.

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