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Whisky-Tipps: Rauchiger und torfiger Islay


Whisky-Tipps
Islay: Die härtesten Whiskys der Welt

wanted.de - Frank Lansky

Aktualisiert am 30.06.2016Lesedauer: 4 Min.
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Ein richtig rauchig-torfiger Whisky.Vergrößern des Bildes
Ein richtig rauchig-torfiger Whisky. (Quelle: Davis Cheskin/PA Wire/dpa)

Die Torfwelle rollt weiter: Medizinische Brände von der Insel Islay sind nichts für Zartbesaitete. Doch der Markt blüht, wie neue Whiskys von Laphroaig oder Ardbeg zeigen. Und Bruichladdich stellt den absoluten Rauch-Weltmeister. Wir haben uns die heftigsten Single Malts genauer angeschaut.

Den Whisky schön lange im Mund lassen, mal links, mal rechts, etwas gurgeln – und schon ist der Mund pelzig. Mit Whiskys, die viel Kresol enthalten. Das ist eine aromatische Verbindung, die unter anderem aus Steinkohle-Teer gewonnen wird und im Whisky auftaucht, weil mit Torfrauch das nasse Getreide getrocknet wird. Früher nutzten die Schotten den Trunk, um vor dem Zahnarzt den Mund zu betäuben. Das schmeckt? Und wie.

Rauch und Torf für echte Männer: Der PPM-Wert

Der Stoff knockt die Nerven im Mund aus und schmeckt wie ein angekohlter Gummi-Reifen. So riecht das Ganze auch – beim Nosing rümpfen Einsteiger meist die Nase. Die bekanntesten dieser Whiskys stammen von der Insel Islay (sprich: Ei-La) und bringen um die 60 ppm (parts per million) Kresol oder auch des verwandten Phenol ins Glas. Zum Vergleich: Whiskys aus der Region Speyside nördlich von Edinburgh enthalten nur ein bis fünf ppm - also gar keinen Chemie-Einschlag. Diese süßen Sherry-Kreationen sind für die Torf-und-Rauch-Fraktion nur "Mädchen-Whiskys". Echte Kerle wollen Torf, also Peat.

Islay – und auch die Insel Skye mit der Destille Talisker – setzen wegen der Energie auf Torf. Als in der Nordsee Erdgas gefunden wurde, ließen sich auf der britischen Hauptinsel leicht Pipelines verlegen; Erdgas trocknet Gerstenmalz geschmacksneutral. Am Atlantik war die Gas-Versorgung schwierig. Die Insulaner machten aus der Not eine Tugend, benutzten weiter Torf und vermarkteten sich geschickt.

Torf zum Trocknen des Getreides

Die härtesten Whiskys der Welt stammen also von der Westküste Schottlands; hier auf den Inneren Hebriden lagern Torfschichten, die bis zu drei Meter dick werden – dann sind sie 3000 Jahre alt. Der Boden wird verfeuert und auch das braune Wasser aus dem Torf wird verwendet.

Acht Destillen arbeiten auf der Insel Islay: Ardbeg, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahabhain, Coal lla, Kilchoman, Laphroaig und Lagavulin. Die nördlichen Brennereien Bruichladdich und Bunnahabhain stellen meist relativ milde Single Malts her, diese Brände schmecken eher moosig, nach Seetang und Nüssen.

Laddie stellt den Torf-Weltmeister

Doch Bruichladdich - das spricht sich Brook-Laddie, von den Fans nur liebevoll Laddie genannt - gehört die Ehre des rauchigsten Whiskys der Welt: Der Octomore bringt satte 167 ppm Phenol ins Glas. Die Auflage 6.2 des Octomore ergänzt das Höllenfeuer um heftige 58 Prozent Alkohol. Es geht noch heftiger: Der große Bruder Comus schafft sogar 61 Prozent Alkohol und ist genauso rauchig. Comus war übrigens der Sohn des Weingottes Bachus – und das weist auf den Trend zur Fusion der Stile in der Branche hin, denn der Comus wurde im Süßwein Sauternes ausgebaut.

Doch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Zum Jahresende 2014 hat Bruichladdich - der Name bedeutet "Hügel neben dem Meer" - die neue Version 6.3 des Octomore heraus gebracht - mit unglaublichen 258 ppm Phenol. Horst Lüning vom Online-Händler whisky.de kommentiert auf Anfrage von wanted.de: "Für mich war schon der bisherige Octomore 'over the top'. Der schmeckt nicht mehr rauchig sondern undefinierbar anders – und gibt nur mit ein wenig Wasser seine Rauch-Aromen frei." wanted.de allerdings war positiv überrascht vom vollmundigen Aroma der Marke Laddie.

Nun wieder etwas sanfter: Coal lla ist meist mittelkräftig und überzeugt mit blumigen Noten, doch hier melden sich Torf und Salz zu Wort – und einige bieten ein pfeffriges Finish. Der Bowmore ist moderat torfig, Kenner schmecken sogar Toffee und Leinsamenöl heraus. Übrigens haben Whisky-Experten nur auf Islay rund 100 Aromen aus dem Whisky filtriert. Kilchoman wurde erst 2005 gegründet, entsprechend bietet sie nur jüngere Brände.

Bleiben die wohl bekanntesten toughen Brände der Insel: Kenner schwören auf die südlichen Destillerien Ardbeg (im Schnitt knapp 60 ppm), Laphroaig (gut 40 ppm) und Lagavulin (rund 30 ppm). Ardbeg begeistert Sammler: Die Firma war lange Jahre geschlossen, selbst einfachste Brände dieser sogenannten Lost Distilery erzielten Höchstpreise. Mit dem Geld des Großkonzerns Moët Hennessy Louis Vuitton wurde sie kräftig auf Vordermann gebracht. Und nun überzeugt sie die Fachwelt: Der Ardbeg Galileo wurde bei den World Whisky Awards 2013 zum weltbesten Single Malt gewählt.

Der Nachfolger ist der Supernova - auch er spielt mit dem Marketing-Gag, dass Ardbeg Whisky-Proben ins Weltall geschickt hat - eine Idee, die jüngst Suntory kopierte. Der Supernova 2015 kombiniert Süße mit Rauch und gefällt dank seiner Gewürz- und Leder-Noten auch Menschen, die normalerweise keinen Whisky trinken. Zum 200. Geburstag im Jahr 2015 brachte Ardbeg den Perpetuum auf den Markt, der durch würzigere Noten wie Zimt und Muskat auffällt.

Lagavulin gehört heute zu Diageo. Auch diese Marke hat einen Ruf wie Donnerhall: Die Serien sind stets eher klein, alte Originalabfüllungen sind im Wert stark gestiegen. Der Name bedeutet "Die Senke, wo die Mühle steht."

Laphroaig – das spricht sich: La-Froig – bietet beim Brennen mit 45 Minuten den längsten Vorlauf der Branche, so gelangen nur wenige süße Ester-Verbindungen in das Destillat. Ein wenig Süße erhält der Trunk von Bourbon-Fässern, die von Maker’s Mark stammen. Auch das Terroir meldet sich im Glas zu Wort: Die Lagerhäuser der südlichsten Islay-Brennerei liegen direkt am Meer und werden bei hohem Wellengang vom Wasser umspült. Dadurch ist ein starker Salz-Einschlag zu schmecken, das Torf aus dem Glenmachrie Peat Moss enthält zudem einen hohen Moos-Anteil. Auch diese kultige Destille feiert 2015 den 200. Geburtstag.

Aktuell gestalten die Destillen ihre Rauchbomben süßer, um auch die Ladys zu überzeugen, die bislang meist mit verzogenem Gesicht abwinken. Der Laphroaig Vintage 1991 etwa, der im November 2014 nur in Deutschland angeboten wird, wurde 23 Jahre in Sherry- und Refill-Hogshead-Fässern gelagert. Letztere sind Fässer mit 300 Litern Inhalt, in denen schon einmal Whisky gelagert hatte. Der Vintage bietet eine Kombination aus Rauch und Karamell und bewegt sich geschmacklich nun in Richtung der "Distillers Edition" von Talisker - der Markt für abgemilderte Rauch-Whiskys boomt also. Leckere Impressionen finden Sie in unserer Fotoshow.

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