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Uhrenhersteller Sinn mit revolutionärem Magnetschutz


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Sinn stoppt das Magnet-Doping in der Uhr

Frank Lansky

29.06.2011Lesedauer: 4 Min.
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Der Magnetfeldschutz stoppt das Uhrendoping durch Stereoanlagen & Co.Vergrößern des Bildes
Der Magnetfeldschutz stoppt das Uhrendoping durch Stereoanlagen & Co. (Quelle: Sinn)

Freie Bahn auf der A5 – runter mit dem Gaspedal. Dazu das Soundsystem voll aufgedreht. Genuss pur, wie ein Jet rast der Wagen auf der Autobahn dahin – das Leben ist prima, wozu sonst all die harte Arbeit in der 70-Stunden-Woche? Der Bass unter dem edlen Leder des Autositzes wummert, das Herz schlägt schneller. Doch nicht nur das: Auch die Automatik-Uhr fängt auf einmal unbemerkt an zu rasen. Denn in den fast zwei Dutzend Lautsprechern im Auto sind starke Magneten versteckt. Und die machen selbst dem edelsten Uhrwerk Beine.

„Wir hatten schon einige Kunden hier bei uns in Frankfurt, die feststellten, dass ihre Uhr ständig vorgeht, obwohl sie immer wieder zurückgestellt wurde. Bei diesen Uhren-Enthusiasten hat sich schnell gezeigt, dass ein extrem bassbetontes Sound-System im Automobil die Ursache war“, betont Wolfgang Schonefeld, Leiter Technische Entwicklung bei der Frankfurter Uhren-Manufaktur Sinn. Was kaum einer weiß: „Uhren können durch starke Magnetfelder völlig aus dem Rhythmus kommen. Magnete sind heutzutage überall versteckt, das bemerken Sie oft gar nicht“, urteilt der Physiker.

Ein Subwoofer beispielsweise hat direkt am Lautsprecher eine Magnetstärke von rund einer Million Ampere pro Meter (A/m).

Drei Zentimeter davon entfernt sind es weit weniger, aber immer noch rund 37.000 A/m – selbst für die beste Uhr ist das zu viel. Bei großen Lautsprechern sieht es kaum anders aus. Da die Magnetisierung für den Träger der Uhr außer am ungenauen Gang nicht erkennbar ist, prüft Sinn standardmäßig jede zur Wartung vorbei gebrachte Uhr. Bei einem großen Test fanden die Techniker des Herstellers heraus, dass 60 Prozent von 1000 Uhren magnetisiert waren. Davon war die Hälfte sogar stark magnetisch aufgeladen.

Für Schonefeld ist das keine Überraschung. „Schauen Sie sich beispielsweise die Taschen für ein Smartphone an: Hier sind flache Magnete eingebaut, die dem Handy beim Hineinschieben anzeigen, dass es auf Standby-Betrieb schalten soll.“ Während das Telefon nun vor sich hin dösen darf, muss die Automatik-Uhr beim direkten Kontakt mit den Schaltmagneten plötzlich zu Hochleistungen ansetzen. Motoren bei Haushaltsgeräten sind dagegen unproblematisch.

Sie erzeugen kein statisches Magnetfeld, sondern Wechselfelder, die auch zum Entmagnetisieren benutzt werden. Aus dem gleichem Grund sind bislang keine Probleme mit Sicherheitsschleusen am Flughafen aufgetreten.

Magnet-Doping für das Herz der Uhr

Magneten wirken auf die Spiralfeder in der Uhr – sie lassen quasi den Herzmuskel des Uhrwerks plötzlich wachsen. Und das geht vereinfacht ausgedrückt so: Das Herz einer mechanischen Uhr ist ein winziges Bauteil, das wie ein flach in den Boden gesteckter Fahrradreifen aussieht. Dieser Reifen dreht sich ständig um die eigene Achse, aber nicht permanent in einer Richtung, sondern abwechselnd hin und her. Das geschieht deshalb, weil die Achse des Reifens fest mit dem Zentrum einer Spirale verbunden ist.

Das äußere Ende dieser Spirale ist im Uhrwerk fixiert. Wenn nun der Reif zur Bewegung angestoßen wird, wickelt er mit seiner Achse die Spirale ein Stück weit auf, die Windungen werden immer enger. Ist der Schwung verbraucht, kehrt sich die Drehrichtung um und die Spirale spreizt sich auseinander. Auch diese Bewegung klingt ab, und es geht wieder mit dem Aufwickeln weiter. Das Hin- und Herschwingen liefert den Takt nach dem sich alles im Uhrwerk bewegt. Geht die Uhr zu schnell oder zu langsam, liegt der Fehler oft in diesem Bauteil.

Das Problem: Die Feder besteht meist aus Eisen und Nickel – und ist damit magnetisch. Bei Sinn wird zwar eine spezielle Legierung namens Nivarox verwendet, das steht für "nicht variabel und oxydfest", und ist weniger magnetisch als andere Materialien. Trotzdem wird noch viel Eisen verwendet, weil andere Stoffe nicht elastisch genug sind. Beim Kontakt mit einem Magneten stoßen sich die einzelnen Umgänge der Spiralfeder stark ab. Die Feder plustert sich quasi auf und hat dann mehr Power - die Zeiger bewegen sich schneller.

Dieses Magnetfeld-Doping kann die Uhr mehrere Minuten pro Tag vorlaufen lassen. Genau wie im Sport ist die zusätzliche Kraft höchst schädlich: Eine stark aufmagnetisierte Uhr kann sogar stehenbleiben. Das kann teuer werden: Der Träger wundert sich warum, hantiert selbstständig am Aufzug oder verliert sogar die Geduld mit dem technischen Meisterwerk und wirft es in die Ecke. Selbst hochwertige Chronometer – eigentlich sehr ganggenaue Uhren – können sich dem unheilvollen Anschub durch die unsichtbare Kraft nicht entziehen. Und gerade bei diesen Meisterwerken der Technik ist eine Zeitabweichung absolut inakzeptabel.

Gefährlich sind alle Dauermagneten mit fester Nord-Süd-Polung – und damit fast alle Magneten. Früher mussten sich nur wenige Spezialisten mit dem Thema auseinandersetzen. Die ersten Uhren, die gegen Magnetfelder geschützt wurden, waren Zeitmesser von Lokomotivführern, die mit starken Elektromotoren in der Eisenbahn in Berührung kamen. Auch Piloten waren dem Magnetfeld ausgesetzt, da frühere Radarsysteme und auch die Bodenstationen magnetische Technologien benutzen.

Heutzutage jedoch setzt jeder Einkaufszettel, der mit einem Magneten an den Kühlschrank geheftet wird, dem Herzstück einer Automatik-Uhr zu. Denn die scheinbar harmlosen Küchenmagneten bringen es auf etwa 24.000 A/m – und geben damit fast alle handelsüblichen Uhren schon den Startschuss zum großen Wettrennen.

Sinn schützt das Herz der Uhr

Herkömmliche Uhren bieten zwar einen Magnetschutz laut DIN 8309. Doch danach darf sich eine Uhr sogar dann antimagnetisch nennen, wenn sie bei einer recht geringen Magnetfeld-Belastung von 4800 Ampere pro Meter (A/m) nicht stehen bleibt. Ansonsten darf sie maximal 30 Sekunden Vorgang oder Nachgang pro Tag haben. Den auf Perfektion bedachten Experten von Sinn reicht das nicht – und die Uhren-Liebhaber sind ihnen dankbar.

Der hessische Hersteller löst das Magnetismus-Problem durch einen Schutzmantel, der aus einem geschlossenen weichmagnetischen Gehäuse-Innenraum aus Zifferblatt, Werkhaltering und Gehäuseboden besteht. Dieser Schutzraum schirmt das Uhrwerk bis zu 80.000 A/m ab. Das reicht für die Isolation der Uhr gegen sämtliche täglichen Gefahren. Die Nachfrage steigt in gleichem Maße wie sich die Magneten im täglichen Leben ausbreiten – das Feature Magnetfeldschutz wird mittlerweile bei 22 Sinn-Modellen angeboten.

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