t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeLebenReisenFernreisen

Insel Elephanta: Diese Insel beherbergt einen nackten Schatz


Insel Elephanta
Diese Insel beherbergt einen nackten Schatz

srt, Fabian von Poser

25.09.2013Lesedauer: 5 Min.
Ausflugsboote bringen Besucher zur Insel Elephanta.Vergrößern des BildesAusflugsboote bringen Besucher zur Insel Elephanta. (Quelle: Fabian v. Poser/SRT-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Auf der Insel Elephanta herrschen nackte Tatsachen in Shivas Tempelhöhle: Das Eiland vor der Küste Mumbais beherbergt nämlich einen einzigartigen Kulturschatz, der so einzigartig ist, dass er zum Welterbe der Unesco zählt. Sehen Sie die Insel Elephanta und das beeindruckende Kulturgut auch in unserer Foto-Show.

Das Phallus-Symbol ist nicht zu übersehen. Es ist mehr als einen Meter hoch und steht in einer schlichten, quadratischen Steinzelle. Jemand hat Blüten davor gelegt und ein paar Räucherstäbchen entzündet. Es duftet nach Sandelholz. Sarika Padte steht barfuß vor dem überdimensionalen Phallus und faltet die Hände zusammen. "Wenn eine Frau einen Mann sucht, dann kommt sie hierher und legt weiße Blüten ab." Der Phallus ist das abstrakte Symbol für die Energie und Schaffenskraft des hinduistischen Gottes Shiva. Er soll auch bei der Erfüllung von Wünschen helfen. Doch Padte ist nicht hier, um einen Partner zu finden - sie führt Besucher nach Elephanta.

Riesige Höhlentempel werden auch heute noch verehrt

Die nur zwei Quadratkilometer große Insel vor der Küste Mumbais beherbergt einen einzigartigen Kulturschatz. Sechs riesige Höhlen haben die Erbauer vor mehr als 1400 Jahren in die Basaltfelsen gemeißelt. Nur mit Hammer und Meißel. Die größte von ihnen ist 40 Meter tief, die Decke bis zu fünf Meter hoch. Im sechsten Jahrhundert nach Christus sollen Brahmanen der Kalachuri-Dynastie die Höhlentempel zur Huldigung ihres Gottes Shiva gebaut haben. Bis heute wird dieser hier verehrt.

Bereits seit mehreren Jahrtausenden ist die elf Kilometer vor Mumbai gelegene Insel bewohnt, doch es waren erst die Portugiesen, die ihr 1534 den Namen gaben. Damals hieß die Insel Gharapuri, Insel der Ghara-Priester. Bei ihrer Ankunft entdeckten die Eroberer von einst einen steinernen Elefanten im Hafen und benannten das Eiland in Elephanta um. Die Elefanten-Skulptur befindet sich heute nicht mehr auf der Insel, sie ist in den Victoria Gardens in Mumbai ausgestellt. Der Name aber ist der Insel geblieben.

Shiva in kosmischer Ruhe

Der Phallus in der Haupthöhle ist der Hauptverehrungspunkt für viele Pilger, aber künstlerisch wertvoller sind die vielen filigran in den Stein gemeißelten Reliefs: Sie zeigen Szenen aus dem Leben Shivas. Shiva im Kampf mit dem zwanzigarmigen Dämonen Ravana, Shiva als "Mann, dessen andere Hälfte eine Frau ist" mit üppigem Busen und die Hochzeitsszene Shivas mit der Göttin Parvati. Nahezu zärtlich blickt sie ihn an. Das lässt die Betrachter-Herzen schmelzen. Poesie für Hindus - und auch für Andersgläubige. Die in den Fels gemeißelten Szenen sind zauberhaft. Zu Recht zählen sie zu den bedeutendsten Werken hinduistischer Bildhauerkunst.

Es wird Mittag und heiß in der Höhle. Immer weiter schiebt Sarika Padte uns durch die Gewölbe. Dann macht sie vor Trimurti, der wichtigsten Skulptur in der Haupthöhle, halt. Sie zeigt Shiva mit drei Gesichtern. Was für europäische Besucher nur ein Detail zu sein scheint, ist für Forscher bis heute einmalig. Jedes der Gesichter verkörpert eine von Shivas drei Eigenschaften: Shiva als Erschaffer, Shiva als Bewahrer und Shiva als Zerstörer. "Nirgendwo sonst in Indien sind alle drei so deutlich in einem Bild vereint", sagt Padte. Was man auch sieht: Die Augen aller drei sind geschlossen. Shiva scheint in geradezu kosmischer Ruhe zu verweilen.

Insel bewahrt Ursprünglichkeit trotz Touristenscharen

Die Einzigartigkeit der Darstellungen veranlasste die Unesco, die Höhlen 1987 zum Welterbe zu ernennen, und so fahren heute ab dem Gateway of India täglich Dutzende Ausflugsboote auf die Insel. Sie bringen Touristen aus der ganzen Welt nach Elephanta: aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, England, den Vereinigten Staaten von Amerika, Australien und Japan. Mehr als 700.000 Besucher zählt die Insel jedes Jahr. Vor allem aber sind es Einheimische, die hierher kommen, um ihren Gott zu huldigen. Allein an Shivaratri, dem Feiertag für Shiva Ende Februar, Anfang März, strömen rund 70.000 Hindus auf die Insel. Dann sind alle 120 Ausflugsboote am Gateway of India bis auf den letzten Platz gefüllt.

Trotz dieses Trubels ist das Leben auf Elephanta einfach geblieben. Die lärmende Millionenmetropole Mumbai ist meilenweit entfernt. Kaum etwas stört die Ruhe. Auf der Insel leben 1600 Menschen, die meisten ernähren sich vom Fischfang. Strom gibt es nur vier Stunden am Tag, viele Häuser haben nicht einmal fließend Wasser. Doch der Tourismus spielt eine immer wichtigere Rolle. Eine kleine Touristenbahn bringt Besucher heute für ein paar Cent vom Hafen an den Fuß des Hügels. Die 120 Stufen hinauf zur großen Höhle flankieren Verkaufsstände. Überall laden kleine Bars zum Verweilen ein. "Grab your ice cold beer here", werben sie.

Rückkehr über das aufgewühlte Meer

Auch wir würden uns gerne dorthin setzen, doch Sarika Padte mahnt zum Aufbruch. "Am Nachmittag kann das Meer sehr aufgewühlt sein." Und in der Tat: Das Boot taumelt wie eine Nussschale auf den Wellen, als wir den Rückweg nach Mumbai antreten. Kapitän Aslam hat Mühe, den Kurs zu halten. Noch einmal zieht Elephanta am Horizont vorbei. Grün leuchten die bewaldeten Flanken der Insel. Selbst vom Boot ist der monumentale Eingang zur Haupthöhle zu erkennen. Dann, nach etwa einer Stunde, taucht am Horizont das Gateway of India, das Wahrzeichen Mumbais, auf. Wenige Minuten später legt der Kahn am Steg an und entlässt uns in die wuseligen Gassen der indischen Millionen-Metropole.

Weitere Informationen:

Anreise: Lufthansa fliegt Mumbai in etwa 8,5 Stunden täglich von Frankfurt und München aus an. Das Ticket kostet je nach Jahreszeit ab 700 Euro (www.lufthansa.com).
Einreise: Für die Einreise nach Indien ist ein Visum erforderlich, das bei den indischen Vertretungen in Deutschland (Übersicht unter www.indianembassy.de) für 50 Euro beantragt werden kann.
Beste Reisezeit: Von Oktober bis Mai. Während des Monsuns von Juni bis September muss man mit Starkregenfällen und hoher Luftfeuchtigkeit rechnen.
Übernachtung: Auf Elephanta gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Ein schönes Hotel in Mumbai ist das "Marine Plaza Hotel" direkt am Marine Drive unweit des Gateway of India, von wo aus die Ausflugsboote abfahren (www.hotelmarineplaza.com, Übernachtung ab 120 Euro pro Person).
Inselbesuch: Studiosus hat die Insel Elephanta im Rahmen der 16-tätigen Studienreise "Indien - Höhepunkte 2014" ab 3490 Euro pro Person im Programm (www.studiosus.com). Geführte Tagestouren nach Elephanta bietet die Online-Buchungsplattform Get your Guide an (www.getyourguide.com). Eine Halbtages-Tour mit Besuch der Höhlen kostet 33 Euro. Wer auf eigene Faust nach Elephanta will: Das Fährticket vom Gateway of India kostet umgerechnet 2,10 Euro, der Eintritt in die Höhle 3,50 Euro.
Weitere Auskünfte: India Tourism, Baseler Str. 48, 60329 Frankfurt, Tel. 069/242949-0, www.incredibleindia.com

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website