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Prostata: Die stille Not nach der geglückten Prostata-Behandlung


Prostata-Probleme
Die stille Not nach der geglückten Prostata-Behandlung

apn

04.06.2010Lesedauer: 3 Min.
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Nach einer Prostata-Operation kann es zur Blasenschwäche kommen.Vergrößern des Bildes
Nach einer Prostata-Operation kann es zur Blasenschwäche kommen. (Quelle: Archiv)

Im Alter läuft es nicht immer so gut. Bei Männern ist oft die Prostata schuld. Wenn diese sich vergrößert, wird es eng in der Harnröhre. Steckt ein Tumor dahinter, muss operiert werden. Bei rechtzeitiger Diagnose sind die Heilungschancen gut. Aber auch wenn der Eingriff gelingt, haben viele Patienten weiter zu kämpfen. Denn meist läuft es danach auf einmal besser, als es einem recht ist. Bevor alles wieder in trockenen Tüchern ist, muss oft erst der Beckenboden trainiert werden. Sieben Fakten zu Prostatakrebs

Schließmuskel ist nach der Operation überfordert

Ob beim Husten, Lachen oder Tennis-Spielen - nach einer Prostata-Operation kommt es leicht zu Urinverlust. "Das Ausmaß ist ganz unterschiedlich", sagt der Kempener Urologe Bruno Wirth. "Es gibt Patienten, die nur mal zur Sicherheit Toilettenpapier mit reinlegen, das kann aber auch bis zu einer totalen Inkontinenz gehen." Wenn die Blase drückt, stützt im Normalfall die vor der Harnröhre gelegene Prostata. Wird diese entfernt, ist der Schließmuskel zunächst überfordert. Doch die Muskeln sind lernfähig und oft ist das Problem der Durchlässigkeit nach wenigen Wochen behoben. Etwa fünf Prozent der Patienten schaffen es ohne fremde Hilfe aber nicht und das sind in absoluten Zahlen ziemlich viele.

Häufigste Krebsart bei Männern

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Tumorart bei Männern. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts treten jährlich knapp 49.000 neue Fälle auf. Unbehandelt ist das Prostata-Karzinom tödlich. In jährlich bis zu 11.000 Fällen kommt jede Hilfe zu spät. Wird der Tumor erkannt, bevor er sich in umliegende Organe ausgebreitet hat, kann die Prostata entfernt werden. Die erste Woche nach der Operation muss der Patient dann einen Katheter tragen. Bis die Harnröhre wieder richtig an die Blase angewachsen ist. Wirth bemüht sich, seine Patienten schon in dieser Phase auf die neue Situation vorzubereiten. "Nicht dass der Patient schockiert ist, wenn der Katheter draußen ist und er auf einmal den Urin nicht halten kann." Physiotherapeuten beginnen sofort mit ersten Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Trotzdem: In der ersten Zeit brauchen fast alle Männer Vorlagen.

Mit Kopfarbeit zur Kontinenz

Wirth verschreibt auch Gymnastik. Mit einem Beckenbodentraining soll der Patient das nötige Körpergefühl bekommen. Von der Kraft her sei nicht mehr nötig, als bei einem Wimpernschlag, sagt der Urologe. "Aber Männer haben oft kein Gefühl für den Schließmuskel. Das hat der Mann sein Leben lang nicht gebraucht." Bei den ersten Versuchen werde in der Regel alles Mögliche angespannt nur nicht der Schließmuskel. Kontinenz ist also auch eine Frage der Konzentration. "Trockenheit fängt im Kopf an", sagt Wirth. Wenn auch nach monatelanger Gymnastik der Urin weiter unkontrolliert läuft, hilft nur eine zweite Operation. Als ultima ratio hat sich der "Artifizielle Sphinkter" etabliert, ein künstlicher Schließmuskel, der wie eine Manschette um die Harnröhre herum gelegt wird. Über einen Pumpmechanismus wird diese bei Bedarf gedehnt und macht so die Harnröhre dicht.

Zweite Operation nur als Notlösung

"Mit solchen Operationen sollte man aber nicht zu früh anfangen", sagt Jens Rassweiler, der sich an der Urologischen Klinik Heilbronn auf die Behandlung des Prostata-Karzinoms und seiner Folgeschäden spezialisiert hat. Auch nach mehr als einem Jahr könne sich das Problem der Harn-Inkontinenz noch auf natürlichem Wege lösen. Und in vielen Fällen gebe es außerdem Möglichkeiten, sich zu arrangieren. "Ich habe Patienten, die eigentlich dicht sind, außer wenn sie Sport machen." Ihnen empfehle er etwa das Nutzen von Kondom-Urinalen.

Bloß nicht weniger trinken

"Man muss versuchen, möglichst gelassen mit der Situation umzugehen", sagt auch der Kempener Urologe Wirt. Gerade auch beim Beckenbodentraining dürfe nichts erzwungen werden. Und auf gar keinen Fall dürfe der Patient auf die Idee kommen, aus Angst vor dem Einnässen weniger zu trinken. Neben der Gefahr der Austrocknung kann es bei mangelnder Durchspülung sonst zu Infektionen der Harnwege kommen. Gelassenheit ist aber auch aus einem anderen Grund wichtig: "Das oberste Gebot muss immer sein, dass die Patienten nicht sozial isoliert werden", sagt Wirth. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe könne daher viel bewirken. Denn entscheidend sei nicht, dass man bloß keinen einzigen Tropfen Urin mehr verliere. Entscheidend sei letztlich die "soziale Kontinenz", dass man ohne Hemmungen ins Kino, ins Theater oder zum Stammtisch gehen kann.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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