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Trockene Augen: Vitaminmangel als Ursache


Rätselhaftes Augenleiden
Verblüffende Ursache für Augenbeschwerden

Von spiegel-online
19.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Es begann mit geröteten, trockenen Augen. Dann verschlechterte Sich zunehmend das Sehvermögen des Patienten.Vergrößern des BildesEs begann mit geröteten, trockenen Augen. Dann verschlechterte Sich zunehmend das Sehvermögen des Patienten. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Augen sind gerötet und verkrustet, das Sehvermögen ist stark eingeschränkt. Was plagt den 32-jährigen Amerikaner? Den entscheidenden Hinweis finden die Ärzte im Lebenswandel des Patienten - und in seinem Blut.

Erst gerötete Augen, dann stechende Hüftschmerzen

Die Beschwerden des 32-jährigen Amerikaners beginnen harmlos. Sein rechtes Auge ist gerötet und fühlt sich trocken an, Schmerzen hat er nicht. Er behandelt sich selbst mit Augentropfen, wonach die Symptome verschwinden. Nach zwei Wochen beginnen die Probleme allerdings erneut, dieses Mal auf beiden Seiten. In den folgenden Tagen nehmen Rötung und Trockenheit zu, die Augen tränen und sind nach dem Schlafen verkrustet. Schließlich kann der Mann auf dem rechten Auge nur noch verschwommen sehen. Auf dem linken erkennt er sogar nur noch, ob es hell oder dunkel ist. Erneut probiert er es mit Augentropfen, wodurch die Sicht auf dem rechten Auge etwas besser wird. Ein Verwandter findet ihn in diesem Zustand zu Hause vor, worauf der Patient nach einem Zwischenstopp in einer anderen Klinik schließlich im Bostoner Massachusetts General Hospital landet, wie Melvin Blanchard und seine Kollegen im Fachmagazin "The New England Journal of Medicine" berichtet.

Er habe keine Hilfe gesucht, weil das Auge weder geschmerzt noch gejuckt habe, erklärt der Patient seinen Ärzten. Die Mediziner notieren zudem seit einer Woche bestehende Schmerzen in der rechten Hüfte, die ins Knie ausstrahlen, sowie Akne im Gesicht und Ausschlag an den Unterschenkeln. Ihr Patient - der älter wirkt als er ist - lebt in prekären Verhältnissen, ist alleine und arbeitslos. Er raucht, trinkt gelegentlich und gibt an, in der Vergangenheit nicht näher spezifizierte illegale Drogen geraucht zu haben. Bemerkenswert ist auch das Gewicht des Mannes: Bei einer Körpergröße von 1,81 Metern wiegt er gerade einmal 63,5 Kilogramm, sein Body-Mass-Index liegt damit bei 19,4.

Punktblutungen im Mund, Knötchen an den Beinen

Bei der Augenuntersuchung stellen die Ärzte mehrere Probleme fest: Die Hornhaut ist an verschiedenen Stellen massiv beschädigt, das linke Auge ist eitrig verkrustet. Die Ärzte bemerken Punktblutungen im Mund des Patienten, zudem Knötchen und Rötungen an den Beinen. Bei der psychiatrischen Untersuchung fallen die fehlende Einsicht des Patienten und seine mangelnde Emotionalität auf. Noch sind die Ärzte unsicher, woran ihr Patient erkrankt ist, sie behandeln ihn mit Antibiotika und Vitaminen und warten auf die Ergebnisse einer Reihe von Blutuntersuchungen. Am nächsten Tag erhalten sie viele negative Testergebnisse: Der Mann leidet weder unter in Frage kommenden Autoimmunkrankheiten, noch unter Syphilis oder einer HIV-Infektion. Die Mediziner halten eine Störung des Tränenflüssigkeitsfilms auf dem Auge für möglich, eine sogenannte Keratoconjunctivitis sicca, doch die Symptome passen nicht so recht zu dieser Diagnose. Auch eine ursächliche Infektion mit Staphylokokken verwerfen sie, ebenso Folgen verschiedener entzündlicher Erkrankungen.

Lebenswandel des Patienten führt Ärzte auf die Spur

Auf der Suche nach der richtigen Diagnose konzentrieren die Ärzte sich zunehmend auf den Lebenswandel ihres Patienten. Die gerauchten illegalen Drogen könnten eine Ursache für die Augenbeschwerden sein. So greifen zum Beispiel Crack oder Methamphetamin die Nerven der Hornhaut an, wodurch die Betroffenen nicht mehr ausreichend blinzeln. Die folgende Trockenheit bedroht die empfindlichen Schichten des Auges, in denen keine Blutgefäße die Zellen mit Nährstoffen versorgen und die deshalb auf die regelmäßige Benetzung mit Tränenflüssigkeit angewiesen sind, die gleichzeitig Abwehr- und Nährstoffe liefert.

Vitaminmangel als Ursache der Beschwerden

Losgelöst vom Auge passt das gesamte Erscheinungsbild des Mannes noch zu anderen, in Industrienationen äußerst seltenen Krankheiten: Abgemagert, psychisch auffällig und mit ungewöhnlichem Haarwuchs, Knötchen und Rötungen am Körper - die US-Ärzte tippen auf Skorbut, die Folge dauerhaften Vitamin-C-Mangels. In der Allgemeinbevölkerung ist die Krankheit in den USA und Deutschland kein Problem, doch unter anderem bei Suchtpatienten kommt sie vor. Allerdings erklärt der Skorbut die Augenprobleme des Mannes nicht vollständig. Die Knötchen am Körper des Mannes weisen auf einen Mangel an Vitamin A hin, der zu trockenen Augen und Hornhautbeschwerden führen kann. Die Ärzte entnehmen Biopsien, in denen sie deutliche Hinweise auf die Folgen sowohl des Vitamin-A- als auch des Vitamin-C-Mangels finden. Die Laboruntersuchung auf die Blutspiegel der Vitamine bestätigt den Verdacht: Die Ergebnisse liegen weit unter den normalen Werten, außerdem fehlt dem Mann Vitamin D. Jetzt behandeln die Ärzte zusätzlich zur vorliegenden bakteriellen Infektion des Auges den Vitaminmangel. Schließlich erhält er im linken Auge ein Hornhauttransplantat.

Durch die Vitaminbehandlung bessern sich nicht nur seine Hautbeschwerden. Der Mann nimmt wieder emotionaler am Leben teil, auch seine Hüftschmerzen verschwinden. Die Ursache für den dramatischen Vitaminmangel sehen die Bostoner Ärzte in der Ernährung des Patienten, über die sie allerdings nichts von ihm erfahren können. Erst nach mehr als einem Monat im Krankenhaus können sie ihn entlassen, wobei seine Sehfähigkeit stark eingeschränkt bleibt: Auf dem linken Auge kann der Mann nur grobe Bewegungen erkennen, auf dem rechten bleibt eine Sehschwäche zurück.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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