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Norovirus: Erreger fliegt wohl auch durch die Luft


Erreger fliegen meterweit
Noroviren sind noch ansteckender als gedacht

ag/akl

Aktualisiert am 04.05.2015Lesedauer: 4 Min.
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Noroviren sind hochansteckend. Bereits knapp zehn Erreger reichen aus, um sich zu infizieren.Vergrößern des Bildes
Noroviren sind hochansteckend. Bereits knapp zehn Erreger reichen aus, um sich zu infizieren. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Jeder zweite Magen-Darm-Infekt wird durch Noroviren verursacht. Bereits wenige Erreger reichen aus, um den Erkrankten für mehrere Tage mit Brechdurchfall, Bauchkrämpfen und Schwindel zu quälen. Jetzt haben kanadische Forscher der Universität Leval in Québec herausgefunden, dass das Virus nicht nur durch direkten Kontakt mit Infizierten oder Gegenständen, die diese berührt haben, übertragen wird. Es kann sich auch über die Luft verbreiten. Und es ist offenbar in der Lage, meterweit zu fliegen.

Diese Erkenntnis sei neu, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Oxford Journals". Sie erkläre, warum es bislang kaum gelungen sei, Ausbrüche der Krankheit in den Griff zu bekommen. In Altenheimen, Krankenhäusern oder auf Kreuzfahrschiffen sind die Ausbrüche besonders gefürchtet.

Noroviren in Luftproben aus verschiedenen Räumen

Für ihre Studie sammelten die Forscher Luftproben in acht Krankenhäusern und Pflegeheimen, in denen Norovirus-Infektionen aufgetreten waren. Dabei nahmen sie Proben aus den Zimmern der erkrankten Patienten, aus den Fluren und aus den Räumen des Pflegepersonals.

Das Ergebnis: In den Räumen von sechs getesteten Krankhäusern schwirrten Noroviren herum, mit einer Konzentration von 13 bis 2350 Stück pro Kubikmeter. Dabei zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen den Patientenzimmern und den Aufenthaltsräumen der Krankenschwestern. Die Forscher folgern daraus, dass die Viren in der Lage sind, sich über die Luft mehrere Meter weit zu bewegen. Über die Atmung gelangen sie dann in den Körper und lösen im Verdauungssystem eine Infektion aus.

Luftfilter und Atemmasken können schützen

Krankenhäuser sollten daher über das Filtern der Luft oder über Atemmasken für das Personal nachdenken, empfiehlt Studienleiterin Caroline Duchaine. Auch bei der häuslichen Betreuung eines infizierten Patienten sei es ratsam, eine Atemmaske zu tragen. Darüber hinaus könne es helfen, regelmäßig zu lüften.

Schon zehn Viren reichen für eine Infektion

Um sich mit Noroviren anzustecken, reicht schon eine geringe Zahl der Viren aus. Schon zehn Viren können eine Infektion auslösen, sagen Ärzte. Die Beschwerden gehen oft schon in den nächsten Stunden, spätestens aber nach drei Tagen, los. Hierzu gehören heftiges Bauchweh, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen

Nach Genesung werden Viren weiter ausgeschieden

Die Noroviren werden in der akuten Krankheitsphase über das Erbrochene und den Stuhl ausgeschieden. Auch wenn die Symptome abklingen, ist der Patient noch etwa eine Woche lang Träger des Erregers und scheidet diesen in großen Mengen über den Stuhl aus. "In geringen Mengen sogar zwei bis mehrere Wochen lang", schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Anstecken könne sich jeder und auch mehrmalige Infektionen innerhalb eines Jahres seien möglich. Eine geeignete Schutzimpfung stehe bisher nicht zur Verfügung. Wird nicht auf eine ausreichende Hygiene geachtet, kann sich das Norovirus ungehindert immer weiter ausbreiten. "Einmal ausgeschieden, können die Viren für mehrere Tage an Gegenständen und Oberflächen haften bleiben, sodass sich daran andere Menschen infizieren können."

Gefrorene Beeren können Erreger enthalten

Ebenso bergen rohe Lebensmittel ein besonders hohes Ansteckungsrisiko. So können rohe Muscheln, Austern, aber auch gefrorene Beeren die Erreger in sich bergen. Prinzipiell könnten jedoch alle Lebensmittel, die unter mangelhaften hygienischen Bedingungen angebaut, gewonnen, hergestellt oder zubereitet wurden, Viren enthalten, sofern sie nicht direkt vor dem Verzehr ausreichend erhitzt wurden, warnt das BfR. Daher seien verzehrfertige, kalte Lebensmittel, wie Salate, Obst, Desserts oder Backwaren häufiger an viralen Krankheitsausbrüchen beteiligt.

Das Norovirus ist sehr widerstandsfähig

Nicht selten würden die zubereiteten Speisen auch bei der Essensausgabe verunreinigt, beispielsweise durch infiziertes Küchenpersonal oder Kunden eines Speisenbuffets. Hier können die Viren von infizierten Personen beispielsweise über Bestecke oder Schöpflöffel übertragen werden. Noroviren sind zudem sehr widerstandsfähig. Laut dem BfR deuten Ergebnisse von Untersuchungen darauf hin, dass Noroviren hitzestabiler sind als die meisten anderen Krankheitserreger in Lebensmitteln.

Diese Regeln schützen vor Noroviren

Nur ein vollständiges Durcherhitzen der Lebensmittel, beispielsweise durch Kochen oder Braten, kann das Risiko einer Ansteckung minimieren. Werden die Speisen hingegen nur kurz in der Mikrowelle erwärmt, sterben die Viren nicht ab. Auch das Tiefgefrieren der Lebensmittel hat keinen abtötenden Effekt. Welchen Wirkung das Säuern, Räuchern, Trocknen, Salzen und Pökeln von Lebensmitteln auf die Überlebensfähigkeit der Viren hat, sei derzeit noch unklar, so das BfR.

Wichtig ist auch, dass Obst, Gemüse und Salate immer sorgfältig gewaschen werden, bevor man sie verzehrt. Das BfR rät, rohes Fleisch und Innereien vom Wild, rohe Muscheln und Austern sowie rohe Beeren nicht zu essen. Auch gründliches und regelmäßiges Händewaschen spielt eine bedeutende Rolle bei der Abwehr der Erreger: "Gründliches Händewaschen mit warmem Wasser und Seife nach dem Toilettengang, vor und während der Speisenzubereitung sowie vor den Mahlzeiten sind eine wichtige Hygienemaßnahme, die hilft, sich und andere vor Infektionen zu schützen", schreibt das BfR.

Besondere Hygienemaßnahmen in der Küche

Zudem sollten Lebensmittel auch im Kühlschrank in eigenen Behältern aufbewahrt und abgedeckt werden. Beim Verarbeiten von rohen und gegarten Lebensmitteln sollte man immer wieder die Küchenutensilien gründlich reinigen. Die Küchenbrettchen und -platten sollten nach dem Verarbeiten von rohen Lebensmitteln ebenfalls mit heißem Wasser und Spülmittel gesäubert werden. Zum Aufwischen eignet sich Einmal-Küchenpapier.

Auch Spül- und Putzlappen könnten Krankheitserreger in der Küche verbreiten. Deshalb müssten Reinigungsutensilien wie Spülbürsten, Schwämme, Wischlappen und Küchenhandtücher regelmäßig ausgetauscht und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, so das Bundesinstitut. Wer mit dem Norovirus infiziert ist, sollte komplett auf die Zubereitung von Essen verzichten

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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