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Niederländische Studie zeigt: Aspirin bekämpft Darmkrebs


Umstrittene Wirkung
Forscher: Aspirin soll gegen Darmkrebs helfen

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 30.09.2015Lesedauer: 3 Min.
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Immer wieder wird dem Aspirin-Wirkstoff ASS eine Wirkung gegen Krebs zugesprochen.Vergrößern des Bildes
Immer wieder wird dem Aspirin-Wirkstoff ASS eine Wirkung gegen Krebs zugesprochen. (Quelle: imago/Steinach)

Aspirin bekämpft Darmkrebs. So lautet das Ergebnis einer aktuellen niederländischen Studie. Auch Untersuchungen anderer Forscher scheinen dies zu bestätigen. Doch die Studie hat Schwächen, und die Risiken einer regelmäßigen Einnahme sind erheblich. Wir haben eine Krebsexpertin gefragt, wie viel Hoffnung tatsächlich besteht.

Es wäre zu schön, um wahr zu sein: Jeden Tag eine Aspirin schlucken und der Krebs verliert seinen Schrecken. Immer wieder gibt es Forscher, deren Untersuchungen auf einen Schutz durch das Schmerzmittel hindeuten. Die neueste Studie kommt von Dr. Martine Frouws vom Medizinischen Universitätszentrum im holländischen Leiden. Sie wertete die Daten von fast 14.000 Patienten aus, bei denen Krebs im Verdauungstrakt festgestellt worden war. Ihr Fazit: Bei den Patienten, die Aspirin eingenommen hatten, stieg die Fünf-Jahres-Überlebensrate fast um das Doppelte.

Forscher empfehlen Einnahme von Aspirin

Laut einer früheren Untersuchung des Londoner Krebsforschers Professor Jack Cuzick kann die regelmäßige Einnahme des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure, kurz ASS, sogar das Neuerkrankungsrisiko von Darmkrebs senken. Die Erklärung des Forschers: Aspirin hemmt Entzündungen, die für die Entwicklung von Tumoren verantwortlich sind.

Tägliche Schmerzmittel-Dosis ab 50?

Besonders ab einem Alter von 50 Jahren würde man von der Einnahme profitieren, sind sich die Forscher einig. Allerdings nur, wenn man die Tabletten über zehn Jahre hinweg einnehme. Ein offizielles Gremium von amerikanischen Ärzten leitet hieraus sogar eine Empfehlung ab. Die so genannte "United States Preventative Task Force" des amerikanischen Gesundheitsministeriums entwarf vor kurzem eine Leitlinie, in der sie gesunden 50- bis 59-Jährigen täglich eine niedrig dosierte Aspirin empfiehlt, allerdings nur, falls sie ein um mehr als zehn Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben und sich vor Darmkrebs schützen wollen.

Krebsexpertin warnt vor zu viel Euphorie

Eine Schmerztablette pro Tag und alles ist gut? Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), warnt vor zu viel Euphorie. "Der Wirkstoff ASS ist in Deutschland nicht als Medikament zur Vorbeugung oder Behandlung von Krebs zugelassen. Und das hat seinen Grund. Bisher fehlen Studien, die eindeutig zeigen, dass der Nutzen die Risiken übersteigt, die mit einer langfristigen Einnahme von ASS durch Gesunde verbunden wären. Es muss auf diesem Gebiet noch viel geforscht werden."

Diskutiert wird laut der Expertin unter anderem, ob ASS das Darmkrebsrisiko zwar senkt, dafür aber das Risiko für andere Erkrankungen erhöht. Auch sei noch unklar, welche Dosierung eingenommen werden muss, um den schützenden Effekt zu erlangen und wie genau das Schmerzmittel wirkt. "Es ist viel zu früh, Empfehlungen auszusprechen. Die Untersuchungen dürften noch einige Jahre in Anspruch nehmen", schätzt Weg-Remers.

Nebenwirkungen werden unterschätzt

Daher rät die Expertin dringend davon ab, Aspirin auf eigene Faust zu schlucken. Die Gefahr, Nebenwirkungen wie etwa riskante Magen-Darm-Blutungen zu erleiden, ist groß. Eine Garantie für den erhofften Nutzen gibt es nicht. "Gesunde sollten Acetylsalicylsäure nicht zur angeblichen Darmkrebsprävention schlucken", lautet ihre Warnung.

Aktuelle Studie hat Schwächen

Zumal die vorhandenen Studien ihre Schwächen haben. "Forscher aus dem Team um Jack Cuzick beispielsweise hatten unter anderem Forschungsgelder vom Pharmakonzern Bayer erhalten. Es wäre wichtig, dass die Schlussfolgerungen von unabhängiger Seite bestätigt werden", nennt Weg-Remers ein Beispiel.

Auch die Daten, die Martine Frouws auf dem Europäischen Krebskongress vorstellte, weisen Lücken auf, aufgrund derer die Überlebensrate nicht eindeutig dem Schmerzmedikament zugeschrieben werden kann. So war ein Teil der Patienten bereits wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Behandlung und somit automatisch auch oft beim Arzt – was die Chancen einer Krebsfrüherkennung erhöht und somit auch die Überlebensrate steigert.

Weitere Studie soll Ergebnisse untermauern

Die holländischen Studienautoren schreiben selbst, dass ihre Untersuchung zwar Hinweise gibt, nicht aber für einen wissenschaftlichen Beweis ausreicht. Daher startet in den Niederlanden nun eine weitere Studie zu Aspirin und Darmkrebs. Bei dieser werden Kranke mit Dickdarm- oder Enddarmkarzinomen in zwei Gruppen eingeteilt, eine bekommt ASS eine andere nicht. Dann beobachten die Forscher, wie sich die Krebserkrankung in den beiden Gruppen entwickelt.

Darmkrebs: Nur auf eine Maßnahme ist Verlass

Bis die Ergebnisse feststehen, sollte man sich auf die Untersuchung verlassen, die Krebs wirklich vorbeugen kann: die Darmspiegelung. "Findet der Arzt einen Polypen, aus dem sich Darmkrebs entwickeln könnte, trennt er diesen von der Schleimhaut des Dickdarms ab. Die Darmspiegelung stellt daher eine sehr gute Maßnahme zur Darmkrebsvorbeugung dar", sagt Weg-Remers.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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