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Darmkrebs-Früherkennung per Kapsel statt Endoskop


Sanfte Krebsvorsorge
Darmkapsel statt Darmspiegelung

Andrea Goesch

22.12.2015Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Auf ihrer Reise durch den Verdauungstrakt fertigt eine Mikrokamera in der Kolonkapsel Tausende von Bildern der Darmwände an.Vergrößern des Bildes
Auf ihrer Reise durch den Verdauungstrakt fertigt eine Mikrokamera in der Kolonkapsel Tausende von Bildern der Darmwände an. (Quelle: Vidicolon)

Vielen wird beim Gedanken an eine Darmspiegelung mulmig. Eine Alternative bietet seit einiger Zeit die Kolonkapsel. Sie sieht aus wie eine große Vitamintablette und ist mit einer Mini-Kamera und einem Sender ausgestattet. Der Patient schluckt sie einfach mit etwas Flüssigkeit runter. Danach durchläuft die Kapsel den Magen-Darm-Trakt und sendet dabei Bilder an ein Aufzeichnungsgerät.

Nach wenigen Stunden wird die Kapsel dann auf natürlichem Weg ausgeschieden. Doch ersetzt das sanfte Verfahren tatsächlich die unangenehme Darmspiegelung (Koloskopie), die mit Hilfe eines Schlauchs über den After erfolgt?

"Nein", sagt Dr. Horst Hohn, Gastroenterologe aus Koblenz, der in seiner Praxis die Untersuchung anbietet. "Die Kolonkapsel ist lediglich eine Ergänzung zur Darmspiegelung."

Rein diagnostisches Verfahren für Privatzahler

"Zum einen handelt es sich bei der Kapsel-Endoskopie um ein rein diagnostisches Verfahren, bei dem anders als bei der Darmspiegelung krankes Gewebe nicht entfernt werden kann." Der Patient muss bei einem auffälligen Befund trotzdem eine Koloskopie über sich ergehen lassen. Zum anderen, so Hohn, sei die Auswertung des Bildmaterials sehr aufwendig. Zudem sei die Untersuchung bislang nicht Bestandteil der Krebsvorsorge, die von den Krankenkassen übernommen wird.

"Allein die Materialkosten betragen rund 700 Euro", so Hohn. Hinzu kämen rund 360 Euro für Beratung, Behandlung und Auswertung. In der Regel habe der Patient diese Kosten selbst zu tragen. Nur in Ausnahmefällen, wenn aus medizinischen Gründen eine Darmspiegelung für den Patienten ein Risiko darstelle, könne bei der Krankenkasse ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden.

Verlässliche Befunde wie bei einer Darmspiegelung

"Obwohl Darmkrebs durch Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden kann, nutzen zu wenige Menschen diese Möglichkeit, zum Beispiel weil sie Angst oder Scham vor der Darmspiegelung oder der Beruhigungsspritze haben", sagt Hohn. Genau hier setze die Videokapsel an.

Frei von Risiken und Nebenwirkungen

Für den Patienten ist die Kapsel-Endoskopie weniger belastend als die Darmspiegelung. Auch können keine Verletzungen der Darmwände, Blutungen oder andere unerwünschte Nebenwirkungen und Komplikationen auftreten.

Wie bei der Darmspiegelung muss allerdings auch hier der Darm vollständig geleert und gut gereinigt werden. Der Arzt verschreibt dafür spezielle Trinklösungen, die der Patient bereits am Vortag einnimmt.

Tausende Bilder aus dem Inneren des Darms

Während der Untersuchung zeichnet die Kamera bis zu 400.000 Bilder von Dick- und Dünndarm auf - je nach Kapselgeschwindigkeit mit einer Aufnahmerate von 4 bis 35 Aufnahmen pro Sekunde. Diese werden an ein kleines Aufzeichnungsgerät gesendet, das der Patient an der Hüfte trägt. Anschließend werden die Bilder zu einem Video zusammengefügt, das der Arzt auswertet. Krankhafte Gewebestrukturen, Polypen und Tumoren können erkannt werden. Zwischen dem Schlucken der Kapsel bis zum Ausscheiden vergehen meist vier bis sechs Stunden. Nach einer kurzen Wartezeit kann der Patient dann die Praxis verlassen.

Bei der Aufdeckung von Darmkrebs und seinen Vorstufen, den Polypen, sei die Kapsel vergleichbar mit der Darmspiegelung, sagt Hohn. Die Verlässlichkeit der Befunde liege bei circa 89 Prozent, bei der Darmspiegelung bei etwa 95 Prozent.

Kolonkapsel stößt bei Patienten auf starke Resonanz

In seiner Praxis bekommt Höhn mittlerweile täglich Anfragen von Patienten, die sich für die sanfte Methode interessieren. Ein Großteil von ihnen entscheide sich nach dem Aufklärungsgespräch dennoch für die Darmspiegelung. Nicht nur wegen der Kosten, sondern weil im Fall einer Auffälligkeit ein Eingriff sofort erfolgen kann.

Auch wenn das neue bildgebende Verfahren bei der breiten Masse nicht zum Einsatz komme, habe die Technik auch für diese Menschen positiven Effekt, sagt Höhn: "Sie trägt dazu bei, dass mehr Patienten das Gespräch mit ihrem Arzt suchen und sich anschließend für die konventionelle Krebsvorsorge, also die Darmspiegelung entscheiden.

Krankenkasse führt derzeit Pilotstudie durch

Ob sich die Kapsel-Untersuchung in Zukunft bei den Krankenkassen durchsetzen wird, ist noch ungewiss. Derzeit führt die AOK Bayern in Städten Hof und Dorfen einen Modellversuch durch, bei der die Kolonkapsel-Endoskopie als Alternative zur herkömmlichen Spülung an Patienten getestet wird. Eine abschließende Auswertung steht jedoch noch aus.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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