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Warum ein "stummer" Herzinfarkt besonders gefährlich ist


"Schutzlos ausgeliefert"
Warum ein "stummer" Herzinfarkt besonders gefährlich ist

Andrea Goesch

Aktualisiert am 19.05.2016Lesedauer: 3 Min.
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Viele Herzinfarkte verlaufen unbemerkt. Doch die Folgen für die Patienten sind oft gravierend.Vergrößern des Bildes
Viele Herzinfarkte verlaufen unbemerkt. Doch die Folgen für die Patienten sind oft gravierend. . (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Schmerzen in der Brust gelten als typisches Alarmsignal für einen Herzinfarkt. Doch bei vielen Betroffenen fehlen die klassischen Beschwerden. Laut einer aktuellen Studie an der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem (USA) verläuft sogar jeder zweite Infarkt "stumm". Auch wenn die Patienten nichts merken, wird dabei ihr Herzmuskel schwer geschädigt.

An der US-Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin "Circulation" veröffentlicht wurden, nahmen insgesamt 9.498 Personen teil. Ihr Durchschnittsalter betrug 55 Jahre. Bei ihnen wurde an vier Terminen ein Herz-EKG durchgeführt. In den darauffolgenden Jahren erkrankten 386 Patienten an einem symptomatischen Herzinfarkt, der sich durch typische Beschwerden ankündigte und von Ärzten als solcher erkannt wurde.

Studie: Fast jeder zweite Herzinfarkt bleib unerkannt

Fast genauso viele Infarkte innerhalb der neunjährigen Beobachtungsphase verliefen jedoch im Stillen. Das zeigte ein abschließendes EKG, das knapp neun Jahre nach Studienbeginn durchgeführt wurde. 317 Patienten hatten demnach offensichtlich einen Herzinfarkt erlitten, von dem niemand etwas bemerkt hatte. Von insgesamt 703 Infarkten verlief somit fast jeder zweite (45,1 Prozent) "stumm".

Beschwerden werden nicht gesehen oder unterschätzt

Was ein "stummer" Infarkt für den Patienten bedeutet, erklärt Professor Dietrich Andresen, Vorstand der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe am Evangelischen Hubertus Krankenhaus in Berlin. "Wie bei jedem Herzinfarkt kommt es zur Verstopfung eines Herzgefäßes. Nur fehlen hier weitgehend die klassischen Symptome." Hinterher können Unwohlsein, Leistungsabfall und Müdigkeit nach geringer Belastung auftreten. Da diese Beschwerden jedoch recht unspezifisch sind, werden sie häufig nicht gesehen, unterschätzt und falsch gedeutet.

Diabetiker gehören zur Risikogruppe

Dass viele Patienten den Infarkt nicht bemerken, hat unterschiedliche Ursachen. "Bei Diabetikern beispielsweise sind die Nervenenden oft so weit zerstört, dass ein natürliches Schmerzempfinden nicht mehr möglich ist", sagt Andresen. Sie stellten daher eine besondere Risikogruppe dar. Darüber hinaus sei aber auch bei jedem Patienten die Sensibilität für Warnzeichen des Körpers sehr unterschiedlich ausgebildet. Daher würden bestimmte Symptome wie beispielsweise Unwohlsein, ein ungewöhnliches Kratzen im Hals oder ein Druckgefühl in der Brust von den einen stärker wahrgenommen als von anderen.

Andresen rät daher, die Sinne für das eigene Körpergefühl zu schärfen: "Bei ungewohnten Beschwerden, die plötzlich auftreten, länger als fünf Minuten andauern und von dem Gefühl 'irgendetwas stimmt nicht mit mir' begleitet werden, sollte man nicht lange warten, sondern schnell einen Arzt aufsuchen." Im Zweifelsfall lieber einmal mehr als einmal zu wenig.

Ein unentdeckter Infarkt ist tückisch

Für die Patienten ist ein Infarkt ohne Herzschmerz besonders tückisch. Denn die Behandlung setzt oft viel später ein als bei einem symptomatischen Herzinfarkt - manchmal sogar gar nicht. Dennoch bleiben meist schwere Schäden wie Vernarbungen am unterversorgten Gewebe des Herzmuskels zurück. Dadurch verkürzt sich die Lebenserwartung erheblich und das Risiko eines zweiten Infarkts steigt. Im Alltag büßt der Patient seine Leistungsfähigkeit ein und gerät schnell außer Atem, was ein typisches Zeichen für Herzschwäche ist.

Experte: Patienten sind "schutzlos ausgeliefert"

Patienten mit einem "stummen" Infarkt leben sogar gefährlicher als Patienten, die sofort behandelt wurden. "Sie sind dem Infarkt sozusagen schutzlos ausgeliefert", sagt Andresen. Anders sieht es bei Patienten aus, deren Infarkt sofort erkannt und behandelt wurde. Bei Ihnen wird und muss sofort mittels eines Herzkatheters die Gefäßverstopfung beseitigt werden und mit einem Stent (Drahtgeflecht) stabilisiert werden.

Auf diese Weise kann das Ausmaß des Infarkts begrenzt bleiben, nur wenige Herzmuskelzellen sterben ab und der Patient kann im Idealfall beschwerdefrei weiterleben.

Vorbeugen hilft, das Risiko zu senken

Viele Infarkte - ob "stumm" oder symptomatisch - könnten verhindert werden. Vor allem die Lebensweise und das Wissen um persönliche Risikofaktoren spielen hierbei eine wichtige Rolle. Zu den Risiken gehören vor allem Rauchen, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Diabetes und Übergewicht. Auch Fälle von Herzinfarkt im engeren Familienkreis können die individuelle Gefährdung erhöhen.

"Wer in irgendeiner Form vorbelastet ist, sollte am besten schon ab 40 Jahren einmal pro Jahr einen Herzcheck beim Arzt machen lassen", rät Andresen. Im EKG lassen sich nämlich krankhafte Veränderungen am Herzen feststellen, so dass der Arzt frühzeitig einen passende Therapie einleiten kann. Ansonsten gilt: Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und Rauchverzicht ist immer noch die beste Methode, um die Gesundheit des Herzens zu stärken und einem Infarkt vorzubeugen.

Möchten Sie wissen, wie hoch Ihr Risiko für einen Infarkt ist? Auf den Internetseiten der Deutschen Herzstiftung können Sie online einen Selbsttest durchführen. Außerdem erhalten sie hier wichtige Patienteninformationen rund ums Thema Herzgesundheit.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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