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Partnerschaft: Treue ist auch keine Lösung


Liebe
Treue ist auch keine Lösung

ElitePartner.de

Aktualisiert am 03.09.2013Lesedauer: 5 Min.
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Jeder Mensch hat seinen eigenen Liebesstil - und der sollte kompatibel mit dem des Partners seins.Vergrößern des Bildes
Jeder Mensch hat seinen eigenen Liebesstil - und der sollte kompatibel mit dem des Partners seins. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Für viele Menschen wäre ein Seitensprung ein Trennungsgrund. Leider ist Treue eher die Ausnahme als die Regel. Grund genug für Lisa Fischbach und Holger Lendt, das Thema kritisch zu beleuchten. In ihrem Buch "Treue ist auch keine Lösung" (Piper Verlag 2011) räumen die beiden Diplompsychologen mit romantischen Klischees rund ums Treueverständnis auf und plädieren für mehr Freiheit in der Liebe.

Frage: Treue ist auch keine Lösung - propagieren Sie den Seitensprung?

Lisa Fischbach: Nein, ganz im Gegenteil! Das Buch ist entstanden, weil wir in der Paarberatung immer wieder das Leiden sehen, das durch Fremdgehen und Eifersucht erzeugt wird. Untreue ist hochproblematisch – nicht aus moralischen Gründen, sondern aufgrund der oft katastrophalen Folgen für die Partner und die Beziehung. Untreue ist auf der anderen Seite aber nicht wegzudenken, sie „kommt in den besten Familien vor“ und ist ein Dauerbrenner-Thema in der Liebe. Man könnte also sagen: Untreue ist keine Lösung, aber Treue auch nicht!

Frage: Aber wenn weder Treue noch Untreue eine Perspektive bieten, was bleibt dann übrig?

Lisa Fischbach: Mit dem üblichen Treueverständnis, der absoluten Monogamie, haben wir tatsächlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Verschreiben wir uns dem traditionellen Modell von Treue, merken aber, wie sich Sehnsüchte nach Anderen verselbständigen, können wir entweder "noch geschickter fremdgehen lernen", um den Partner nicht zu verletzen oder mehr Selbstbeherrschung üben im Verzicht auf solche Versuchungen. Wir verlieren demzufolge irgendwie immer!

Frage: Aber warum können wir nicht einfach treu und glücklich sein?

Holger Lendt: Weil das herkömmliche Konzept von Treue fordert, dass wir uns Begehren und emotionale Nähe zu Dritten versagen. Fast jeder in einer Partnerschaft „blickt“ oder „denkt" aber fremd – zumindest hin und wieder, selbst wenn keine Taten folgen. Davor sind selbst glückliche Paare nicht gefeit. Das zeigt, dass wir eine instinktive Seite haben, die durch den Anspruch der Treue nicht beherrschbar ist. Wir können diese kriminalisieren und dann haben wir den Salat. Wenn wir etwas verbieten, was tief in unserer Natur wurzelt, haben wir uns damit selbst den Krieg erklärt. Treue drückt den Wunsch nach tiefer, sicherer Bindung aus. Untreue geht auf unsere natürliche Sehnsucht nach Leidenschaft und Neugier, ja Wachstum zurück. Wovon würden Sie sich lieber verabschieden? Wir persönlich könnten uns da nicht entscheiden. Allerdings glauben wir, dass wir das auch gar nicht müssen!

Frage: Treue heißt demnach also, sich für die Sicherheit zu entscheiden?

Lisa Fischbach: Ja, das ist ein natürliches und wichtiges Grundbedürfnis für fast alle. Aber aus dem Verbot Anderen gegenüber folgt, dass wir unserer natürlichen Neugier nicht gerecht werden können. Somit wird viel von unserer Lebenslust geopfert oder zumindest stark beschnitten. Das kann man dann religiös als den edlen Kampf mit unseren angeblich unedlen Trieben verbrämen oder als sinnloses Martyrium empfinden, das mit echter Spiritualität nichts zu tun hat.

Frage: Dann hat die Idee der Treue einen guten, wertvollen Kern?

Holger Lendt: Absolut! Die Idee wäre niemals so erfolgreich, wenn ihr nicht etwas sehr Kostbares zugrunde liegen würde. Das Wort Treue kommt von "fest" oder "stark" und damit wird der Wunsch nach einer guten, tiefen und verlässlichen Bindung in Partnerschaften ausgedrückt. Auch das Wort Trauung kommt daher und sogar das Vertrauen! Wir sollten uns klarmachen, dass das Verbot der Treue: „Liebe keinen anderen“, Beziehungen viel schwächer und instabiler macht. Denn wir können uns niemals dauerhaft verbieten, Mensch zu sein. Wenn wir Treue als Gebot verstehen, heißt es: „Liebe mich!“. Das bezieht sich nur auf mich, meinen Partner und unsere Liebe. Diese positive Treue würde zulassen, dass mein Partner auch noch andere lieben oder begehren darf, solange er mich weiterhin nach Kräften liebt.

Frage: Ist somit die Lösung des Dilemmas die freie Liebe?

Lisa Fischbach: Nein, wir favorisieren gar kein Modell von Partnerschaft - weder die Monogamie noch offene Beziehungen oder Polyamory. Manchen passt die Monogamie wie angegossen, aber sehr vielen eben nicht. Uns geht es um die Liebe und um die Freiheit sie zu leben. Es kann kein Modell geben, das für alle Menschen "passt". Es wäre fahrlässig, gegen das Dogma der Monogamie zu argumentieren und dann ein anderes einzuführen. Das ist zum Teil den 68ern mit ihrer angeblich freien Liebe passiert. In der Kommune K1 waren Zweierbeziehungen verboten und dieses Verbot des Normalen konnte nicht des Rätsels Lösung sein. Wir möchten dazu anregen, die Liebe in den Mittelpunkt zu stellen. Sie kümmert sich offensichtlich nicht um die Frage von Treue und Untreue, sonst würden sich nicht immer wieder Menschen in Dritte verlieben, obwohl sie auch noch ihren „Hauptpartner“ lieben. Wäre die Liebe treu, könnten diese Menschen nicht zwei Partner lieben - die Liebe scheint "da drüber zu stehen".

Frage: Verstehe ich Sie nun richtig: Das Buch ist weder eine Fremdgehfibel noch ein Ratgeber für „freie Liebe“. Es geht Ihnen also vorrangig um die Liebe?

Holger Lendt: Ja! Paare, die mit Untreue kämpfen schauen auf verletzte Regeln, nicht mehr auf die Liebe. Was wir empfehlen ist ein Perspektivwechsel, eine Orientierung an der Liebe, wie wir sie in unserem Leben ganz konkret vorfinden und dann das dazu passende Modell selber gemeinsam zu erarbeiten... immer wieder neu, wenn es nötig ist! Viele Paare haben sehr monogame Phasen. Die große Belastungsprobe kommt, wenn sich ein Partner irgendwann zu einem anderen hingezogen fühlt. Dann müsste das bisherige Modell überdacht und angepasst werden. Nur das passiert oft – die meisten Menschen verlassen lieber ihren Partner, als ihr Modell von Partnerschaft zu überdenken und an ihre persönliche Realität anzupassen.

Frage: Aber diese Modelle werden doch kaum gelebt…

Holger Lendt: Im öffentlichen Diskurs werden diese Ideen inzwischen zwar öfter, aber immer noch als Kuriositäten oder Experimente dargestellt. Wir sollten uns in dieser Diskussion bitte klarmachen, dass das „Experiment Monogamie“ schon millionenfach gescheitert ist, bevor wir uns ein Urteil über andere Liebesformen erlauben, die wir meist kaum kennen. Wir kennen einige Paare, die seit vielen Jahren alternative Beziehungsformen leben und das sehr erfüllend finden.

Frage: Das klingt schön, aber auch kompliziert und irgendwie anstrengend, immer wieder neu miteinander die Regeln der Beziehung aushandeln zu müssen.

Lisa Fischbach: Wer noch keine Erfahrungen mit den Alternativen hat, dem fehlt ein Gefühl für das, was möglich ist und der muss vor allem geistige Barrieren überwinden. Sicherlich ist es oft anstrengend Beziehungsarbeit zu leisten, um herauszufinden, was zwei oder mehr Menschen momentan voneinander wollen. Wer jedoch schweigend davon ausgeht, dass „schon alles gut geht“, der zahlt oft später ein sehr viel höheres Lehrgeld, wenn die Liebe die Regeln bricht, die man ihr aufgezwungen hat. Was ist anstrengender: sich immer wieder auf neue Partner einzulassen, nachdem man enttäuscht wurde oder sich zu fragen, wie viel Liebe in unser Leben passt? Viel sinnvoller und erfüllender für unser eigenes Potential und im Sinne der Liebe wäre es doch, wenn wir uns fragen würden, was uns die Liebe damit sagen will, wenn wir uns „fremdverlieben“ oder sich die Gefühle füreinander irgendwie verändern. Die Liebe hat dann bereits neue Wege beschritten – uns bleibt dann nur die Wahl ihr nach Kräften zu trotzen oder ihr

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