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Wann Liebe Distanz braucht


Liebe auf Distanz
Auch bei getrennten Betten kann man guten Sex haben

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 02.09.2018Lesedauer: 4 Min.
Jeder Mensch braucht Raum für sich und seine Interessen.Vergrößern des BildesJeder Mensch braucht Raum für sich und seine Interessen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen und festigen die Liebe. Doch zu viel Nähe kann der Partnerschaft auch schaden. Wir haben einen Paartherapeuten gefragt, wann die Liebe mehr Raum braucht und warum Distanz in der Beziehung so wertvoll ist.

"In der Partnerschaft das richtige Maß zwischen Nähe und Distanz zu finden, ist eine große Herausforderung, aber wichtig", sagt Robert Eckert, Experte für Paartherapie und Eheberatung aus Hofheim am Taunus. Der Psychologe weiß: "Gelingt dies nur unzureichend, kann es entweder ungünstig für die Partnerschaft oder für die persönliche Entwicklung und Zufriedenheit der Einzelperson sein".

Jeder braucht Distanz und Nähe

Der Wunsch nach Distanz bedeutet dabei nicht, dass man sich nicht liebt, sondern lediglich, dass man sich etwas mehr Freiheit für sich selbst wünscht. Jeder Mensch braucht Raum für sich und seine Interessen. Man solle daher achtsam gegenüber den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners sein, rät Eckert. Nur wenn sich beide Partner genügend Freiräume zugestehen, könne sich die Liebe weiterentwickeln und langfristig stabil bleiben. Wie viel Distanz guttut, ist dabei nicht nur von Paar zu Paar unterschiedlich, sondern immer auch von der jeweiligen Lebenssituation abhängig.

Distanz, in welcher Ausprägung auch immer, sei vor allem dann heilsam, wenn für einen Partner die ständige Anwesenheit des anderen zu viel werde, etwa weil Alltagsstreitereien oder berufliche und familiäre Umstände immer wieder für Stress sorgen.

Den Wunsch nach mehr Freiraum ansprechen

"Jede längerfristige Beziehung steht vor der Herausforderung, die richtige Mischung von Nähe und Distanz zu finden – und diesbezügliche Bedürfnisse auch anzusprechen", sagt Eckert. "Wenn der Wunsch nach dem eigenen Rückzugsort spürbar ist, beispielsweise in Form eines eigenen Zimmers in der gemeinsamen Wohnung, sollte man dies sehr ernst nehmen und nach Möglichkeiten suchen, dies auch in die Tat umzusetzen."

Getrennte Schlafzimmer sind nicht automatisch ein Sexkiller

Laut dem Psychologen gibt Distanz der Liebe immer die Möglichkeit, zu wachsen und wieder stabil zu werden. Das gelte für getrennte Hobbys ebenso wie für getrennte Schlafzimmer, getrennte Wohnungen oder gar eine Auszeit. "Entgegen der weitläufigen Meinung ist es zudem keineswegs so, dass getrennte Betten zwangsläufig der Leidenschaft oder der Liebe schaden. Oft ist das Gegenteil zu beobachten", so der Psychologe.

Das liegt nicht nur daran, dass Distanz das sexuelle Interesse und die Neugier auf den Partner neu entfachen kann. Ruhige Nächte ohne Schnarch-Geräusche, stundenlanges Lese-Licht oder Handy-Flimmern führen zu mehr Gelassenheit.

"Getrennte Schlafzimmer tun uns gut"

Die 50-jährige Rita und ihr Mann leben genau dieses Modell und sind sich einig: "Es hat unsere Beziehung zueinander deutlich verbessert. Sehnen wir uns nach Nähe, schlafen wir in einem Bett. Aber wir haben eben auch die Möglichkeit, uns zurückzuziehen, wenn uns danach ist. Das entspannt uns beide. Und wenn einer mal später nach Hause kommt, muss er keine Sorge haben, den anderen aufzuwecken."

Getrennte Wohnungen durchbrechen Alltagsdiskussionen

Deutlich mehr Distanz als getrennte Schlafzimmer bieten getrennte Wohnungen. Viele Paare wählen dieses Modell ganz bewusst für sich – und entscheiden sich so gegen die nervigen Seiten des Alltags. Diskussionen, wer den Müll rausbringt, die Wäsche macht, abwäscht und wer wann welche Freunde mitbringt, fallen weg. Man verabredet sich wieder bewusst mit dem Liebsten und verbringt die Zeit viel intensiver.

Viele Paare empfinden das als Erleichterung und Bereicherung für ihre Beziehung. Laut dem Paartherapeuten hat die eigene Wohnung den Vorteil, einen großen eigenen Rückzugort zu bieten, ohne dass man sich ständig mit den Bedürfnissen des Partners oder der Partnerin konfrontieren muss. Der Partner lasse sich so leichter "dosieren". Vor allem, was die Eigenheiten betrifft, die als nervig oder anstrengend empfunden werden. "Ob dieses Beziehungsmodell passt, müssen beide selbst herausfinden. Manche ziehen nach einer Testphase auch wieder zusammen", sagt Eckert.

Von "beste Freunde" wieder zu mehr Liebe

Auch die 34-jährige Marie und ihr Partner leben seit kurzem dieses Modell. "Wir wollten raus aus dem WG-Gefühl und uns wieder mehr als Paar statt als Freunde erleben. Die Distanz tut uns bisher sehr gut", erzählt sie. "Jetzt hat jeder mehr Raum für sich und die Alltagsstreitereien fallen weg. Wichtig war uns, dass jeder ein Basis-Kit an Kleidung und Hygieneartikeln beim anderen hat, damit wir auch mal spontan sein können und keiner Sachen von A nach B schleppen muss. Und wir haben darauf geachtet, dass beide Wohnungen in der Nähe sind."

Auszeit: Auch die Trennung auf Zeit kann Chancen bieten

Die Trennung auf Zeit beinhaltet ebenfalls viel Distanz – und bietet dennoch Chancen. Sinnvoll ist sie dann, wenn sich die Beziehung in eine Sackgasse entwickelt hat. Sich zurückzuziehen, auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu hören und sich zu fragen, ob man mit dem Partner weiterhin zusammen bleiben möchte – die Auszeit gibt den nötigen Raum. Nach einer Affäre beispielsweise braucht der Betrogene häufig eine Auszeit, um den Vertrauensbruch verarbeiten zu können und zu überlegen, wie er mit der Situation weiter umgehen möchte.

"Als Paartherapeut mache ich immer wieder die Erfahrung, dass die Auszeit ein heilsamer Schritt sein kann. Eine Trennung auf Zeit zu vereinbaren, kann zum Beispiel dann empfehlenswert sein, wenn das Paar nicht mehr weiß, ob es noch gemeinsame Ziele hat oder das gegenseitige Vertrauen wirklich wieder hergestellt werden kann", sagt Eckert.

Wann zu viel Distanz schadet

Zu viel Distanz birgt allerdings auch Risiken. Schwierig wird es, wenn das Bedürfnis nach Nähe, Zärtlichkeit und gemeinsamem Austausch dadurch soweit eingeschränkt wird, dass entweder eine Seite oder gar beide längerfristig unzufrieden sind.

"Distanz ist ein ganz natürliches Bedürfnis, das nun mal bei jedem Menschen etwas anders ausfällt. Daher ist die regelmäßige Kommunikation sehr wichtig. Wenn es schwer fällt, offen darüber zu sprechen oder das richtige Maß zu finden, kann eine Paartherapie eine mögliche Hilfe sein", so Eckert.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherche
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