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Taliban-Angriff auf Schule: Entsetzen über 130 tote Kinder in Pakistan


Entsetzen über 130 tote Kinder in Peshawar
"Heute Morgen trug er Uniform, jetzt ist er im Sarg"

Von dpa, ap, reuters, t-online
Aktualisiert am 16.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Särge mit toten Kindern werden vom Schauplatz des Massakers in Peshawar weggetragenVergrößern des BildesSärge mit toten Kindern werden vom Schauplatz des Massakers in Peshawar weggetragen (Quelle: ap-bilder)
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Das Blutbad an einer Schule im pakistanischen Peshawar hat dort unermessliches Leid verursacht: "Mein Sohn war heute morgen in Uniform", sagte der Vater eines der fast 130 getöteten Kinder. "Jetzt ist er in einem Sarg." Die Taliban selbst begründeten das von ihnen angerichtete Massaker so: "Wir haben die Armee-Schule für den Angriff ausgewählt, denn die Regierung geht gegen unsere Familien und Frauen vor. Sie sollen unseren Schmerz spüren."

Der Angriff der radikalislamistischen Terroristen auf die Schule im Nordwesten von Pakistan wurde erst nach siebenstündigen Gefechten zwischen Sicherheitskräften und Terroristen beendet. Alle sechs Angreifer seien schließlich getötet worden, teilten die Behörden schließlich mit. Bei den allermeisten Opfern (mindestens 126) handelt es sich um Schüler im Alter zwischen zehn und 20 Jahren.

Ein Sprecher der radikalen Islamisten sagte, auch Selbstmordattentäter seien unter der Gruppe gewesen. Mit der Attacke habe sich die Miliz für eine Offensive der Regierungstruppen im Stammesgebiet von Nord-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan rächen wollen. "Sie hatten den Befehl, auf ältere Schüler zu schießen, nicht auf Kinder", sagte er.

Bei dem Überfall auf die vom pakistanischen Militär betriebene Schule in Peshawar wurden mehr als 120 weitere Personen verletzt. Das teilte die Regionalregierung der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa mit. Viele von ihnen sind offenbar in kritischem Zustand; es wird befürchtet, dass die Opferzahl noch weiter ansteigt.

Die Extremisten hielten laut Polizei insgesamt 500 Schüler und Lehrer als Geiseln in ihrer Gewalt. Offiziere am Ort des Geschehens berichteten, mehrere bewaffnete Männer seien in die von der Armee betriebene öffentliche Schule gestürmt.

Ministerpräsident Nawaz Sharif bezeichnete den Angriff als nationale Tragödie und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. "Das sind meine Kinder. Es ist mein Verlust." Der Regierungschef reiste nach Peshawar, um die Befreiungsaktion zu überwachen.

"Alle Kinder haben geblutet"

Abdullah Jamal, einer der verwundeten Schüler, berichtete, er habe zum Zeitpunkt des Überfalls zusammen mit Kameraden aus der achten, neunten und zehnten Klasse gerade einen Erste-Hilfe-Kurs mit Sanitätern der pakistanischen Armee gehabt. In den Sekunden nach den ersten Schüssen habe niemand gewusst, was los war.

"Dann sah ich, wie Kinder zu Boden stürzten, sie weinten und schrien", sagte der Junge im Krankenhaus. "Ich bin auch hingefallen. Erst später habe ich erfahren, dass ich eine Kugel abbekommen habe." Er wurde im Bein getroffen. "Alle Kinder hatten Schusswunden", fügte er hinzu. "Alle Kinder haben geblutet."

Ein Schulbus-Fahrer berichtete: "Wir standen draußen, und plötzlich begann eine Schießerei. Überall brach Chaos aus. Schüler und Lehrer schrien." Ein Lehrer sagte vor der Schule, es hätten gerade Prüfungen stattgefunden, als der Überfall begonnen habe. "Nach einer halben Stunde war die Armee da und hat das Gebäude abgeriegelt." Dann rückten die Soldaten von Raum zu Raum vor.

"Wir waren im Prüfungsraum, als plötzlich Schüsse fielen", berichtete ein Schüler. "Unsere Lehrer sagten, wir sollten uns flach auf den Boden legen und still sein. Wir haben da eine Stunde gelegen. Es fielen eine Menge Schüsse. Als sie abflauten, kamen unserer Soldaten und brachten uns raus."

Dutzende Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Entsetzte Eltern suchten ihre Kinder.

Immer wieder Taliban-Attacken

Im Nordwesten Pakistans kommt es immer wieder zu Taliban-Attacken. Die pakistanischen Sicherheitskräfte führen seit dem Sommer eine Offensive gegen islamistische Extremisten in Nord-Waziristan. Zudem töten die US-Streitkräfte in der unzugänglichen Bergregion entlang der Grenze zu Afghanistan immer wieder mutmaßliche Extremisten mit Drohnen.

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