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Türkei: Zwei "Cumhuriyet"-Journalisten aus U-Haft entlassen


"Cumhuriyet"-Journalisten aus U-Haft entlassen

Von dpa
Aktualisiert am 10.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Die Schlagzeile der Cumhuriyet zum Prozessbeginn im September 2017: "«Wir wollen Gerechtigkeit» und demonstrieren vor einem Prozess, bei dem Journalisten wegen Terror-Unterstützung angeklagt sind."Vergrößern des BildesDie Schlagzeile der Cumhuriyet zum Prozessbeginn im September 2017: "«Wir wollen Gerechtigkeit» und demonstrieren vor einem Prozess, bei dem Journalisten wegen Terror-Unterstützung angeklagt sind." (Quelle: Emrah Gurel/ap-bilder)
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Nach mehr als 400 Tagen Untersuchungshaft sind zwei führende Journalisten der regierungskritischen türkischen Zeitung "Cumhuriyet" wieder auf freiem Fuß – vorerst.

Chefredakteur Murat Sabuncu und Investigativjournalist Ahmet Sik wurden nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss in der Nacht zu Samstag aus der Untersuchungshaft entlassen, wie "Cumhuriyet" berichtet. Das Gericht in Silivri bei Istanbul verfügte, dass beide Angeklagte das Land nicht verlassen dürfen und sich jeden Sonntag bei der Polizei melden müssen. "Cumhuriyet"-Herausgeber Akin Atalay bleibt in Untersuchungshaft.

Prozess wird als politisch motiviert angesehen

Der Prozess soll am 16. März fortgesetzt werden. 18 Mitarbeitern der Zeitung wird Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) drohen den Angeklagten bis zu 43 Jahre Haft. Zuletzt saßen drei "Cumhuriyet"-Mitarbeiter in Silivri in Untersuchungshaft: Sabuncu und Atalay waren vor mehr als 490 Tagen in U-Haft genommen worden, Sik vor mehr als 430 Tagen. Der Prozess wird international als politisch motiviert kritisiert. Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag die Fortsetzung der U-Haft für die drei Inhaftierten gefordert.

Bei den Terrorvorwürfen geht es um Unterstützung der Gülen-Bewegung, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder der linksextremen DHKP-C. Die türkische Regierung macht den im Exil in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der EU-Beitrittskandidat Türkei auf Platz 155 von 180 Ländern. Dutzende Journalisten sind im Gefängnis.

Journalisten zu bis zu siebeneinhalb Jahren verurteilt

Bei einem Massenprozess vor allem gegen Journalisten und Mitarbeiter Gülen-naher Medien waren am Donnerstag in Istanbul 23 Angeklagte wegen "Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation" zu bis zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zwei weitere Beschuldigte - darunter der Sänger Atilla Tas - wurden wegen Unterstützung einer Terrororganisation zu kürzeren Haftstrafen verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

Nach dem Putschversuch 2016 waren zahlreiche Gülen-nahe Medien mithilfe von Notstandsdekreten geschlossen worden. Die Gülen-Bewegung ist in der Türkei als Terrororganisation eingestuft.

Der Online-Chef von "Cumhuriyet", Oguz Güven, war im November wegen Terrorpropaganda zu drei Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Die Anwälte Güvens legten Einspruch gegen das Urteil ein.

Erdogan wehrt sich gegen Kritik

Kritiker werfen der türkischen Regierung vor, Druck auf Medien auszuüben und deren Unabhängigkeit zu untergraben. Erdogan hat dagegen erst im Januar wieder erklärt, sein Land sei Vorreiter in Sachen Pressefreiheit.

Reporter ohne Grenzen zeigte sich erleichtert über die Freilassung von Sabuncu und Sik. Die Organisation appellierte zugleich an die türkische Justiz, auch Herausgeber Atalay freizulassen und die Vorwürfe gegen alle Angeklagten fallenzulassen. Faktisch seien die Angeklagten schon durch die lange Untersuchungshaft bestraft worden, lange bevor es überhaupt ein Urteil gebe. Mit Blick auf den geplanten EU-Türkei-Gipfel Ende des Monats mahnte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr die EU, sie sollte "den Verlauf solcher Strafprozesse gegen Journalisten sehr genau verfolgen, bevor sie über eine Normalisierung der Beziehungen zur Türkei nachdenkt".

Verwendete Quellen
  • dpa
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