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Die schweren Folgen des Sex-Tabus für Pakistans Jugend


Millionen leiden an Konsequenzen
Die schweren Folgen des Sex-Tabus für Pakistans Jugend

dpa, Von Zia Khan

15.05.2014Lesedauer: 3 Min.
In Pakistan verbieten Religion und Kultur Sexualkundeunterricht - die Jugend leidet darunter.Vergrößern des BildesIn Pakistan verbieten Religion und Kultur Sexualkundeunterricht - die Jugend leidet darunter. (Quelle: Reuters-bilder)
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Ungewollte Schwangerschaften, körperliche und psychische Probleme - Das sind die Konsequenzen, die Pakistans Jugend aufgrund mangelnden Wissens über Sexualität ertragen muss. Doch wenn es um Sexualerziehung geht, stehen sich in Pakistan Gegner und Befürworter der Aufklärung unversöhnlich gegenüber. Dubiose Potenzmittelchen sind überall erhältlich, aber der Mangel an echtem Wissen ist gefährlich.

Größer, besser, länger: Jeden Sonntag sind Pakistans Wochenmagazine voll mit Werbung für verbesserte Manneskraft, höheren Sex-Drive und mehr Durchhaltevermögen. Beworben werden Pillen, Sprays und sogar Kaugummi. Sie alle sollen mindestens genauso gut wirken wie die Potenzpille Viagra und werden noch dazu direkt nach Hause geliefert.

Panik zu Beginn des Liebeslebens

Warnungen der Ärzte über Gesundheitsgefahren dieser Mittelchen wie etwa Leber- oder Nierenschäden werden in den Wind geschlagen. "Den Kunden sind Langzeitfolgen egal", sagt Awais Ahmed. Seine Firma liefert in der Stadt Rawalpindi diese Produkte aus. Die meisten seiner Kunden seien frisch verheiratete junge Männer, erzählt er. "Die kaufen alles, was nur bunt genug vermarktet wird."

Die Herstellerfirmen profitieren nach Ansicht des Urologen Munawar Khursheed vom mangelnden Wissen über Sexualität unter Pakistanern. "Die Leute kriegen Panik, wenn sie zu Beginn ihres Liebeslebens mit gewissen Problemen konfrontiert werden", meint er. "Und sie ziehen immer eine rasche Lösung vor, anstatt zu begreifen, dass das allen mal passiert. Sie wollen den Dingen nicht ihren Lauf lassen."

"Das Ausmaß des Problems ist unbeschreiblich"

Für Khursheed ist die streng konservative Gesellschaft verantwortlich - denn junge Menschen bekommen keine vernünftigen Informationen über Sex. "Das Ausmaß des Problems ist unbeschreiblich", sagt auch der Arzt und Klinikchef Imran Sadiq Chaudhry aus Karachi. In seiner Klinik behandelt er Patienten im Alter von 14 bis 30 Jahren. Mangelndes Wissen über Sex führe dazu, dass Millionen junger Pakistaner mit körperlichen wie psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Mädchen und Jungen leiden wegen der sexuellen Umstellungen während der Pubertät an Depressionen und Angstzuständen. "Sie haben niemanden, der sie berät, wenn sie es am notwendigsten brauchen. Dies ist einer der schwierigsten Lebensabschnitte", sagt Chaudry. Mit einer Internetseite will er helfen und informieren.

Religion und Kultur verbieten Sexualkundeunterricht

Betroffene berichten etwa von unerwünschten Schwangerschaften, da die Beteiligten keine Ahnung von Verhütung hatten. Für unverheiratete Paare könnte dies sehr unangenehme Folgen in dem konservativen Land haben. Abtreibung ist verboten, illegale Abtreibungen sind für die Frauen gefährlich.

Ein Großteil der Probleme könnte durch Sexualerziehung in Schulen vermieden werden, kritisiert der Arzt. Doch Sex ist ein Tabuthema - Eltern klären ihre Kinder nicht auf, und auch in Schulen wird das Thema zumeist vermieden. In der Provinz Punjab verbot die Regierung im vergangenen Jahr ein Schulbuch für die 6. Klasse, das die menschliche Fortpflanzung erklärt. Zwölf- oder 13-Jährige seien zu jung, um von solch "sensiblen Themen" zu erfahren, dies könne sie korrumpieren, glaubt der Bildungsminister der Provinz. "Unsere Religion und Kultur erlauben nicht, dass solche Dinge offen unterrichtet werden", sagte Minister Rana Mashood Ahmed Khan.

Mufti: "Wir werden es niemals erlauben."

Auch Pläne zur Einführung von Sexualkunde scheiterten in der Vergangenheit am Widerstand der Islamisten. Sexualkunde für Kinder sei ein Teil der westlichen Agenda, die Pakistan aufgezwungen werde, sagt der einflussreiche Kleriker Mufti Munibur Rehman. "Der Islam erlaubt so etwas nicht. Wir werden es niemals erlauben. Würde etwa irgendein ehrbarer Vater es wollen, wenn seine Teenager-Tochter lernt, wie man eine Abtreibung bekommt?"

Einige private Organisationen widersetzen sich jedoch den Klerikern. In der Provinz Sindh lernen etwa 700 Mädchen in den Schulen der Organisation Village Shadabad, was sich in der Pubertät in ihren Körpern verändert, über ihre Rechte und wie sie sich schützen können. "Wir dürfen unsere Augen nicht vor dem Thema verschließen", sagt der Chef der Organisation, Akbar Sashari.

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