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Talk bei "Maybrit Illner": Was läuft zwischen Putin und Trump?


Talk bei "Maybrit Illner"
Putin, Trump und die Sache mit dem Giftgas

t-online, David Heisig

07.04.2017Lesedauer: 4 Min.
Maybrit Illner: Seit 1999 beleuchtet sie in ihrer Talkshow aktuelle politische Themen.Vergrößern des BildesMaybrit Illner: Seit 1999 beleuchtet sie in ihrer Talkshow aktuelle politische Themen. (Quelle: imago images / Emmanuele Contini)
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Das russisch-amerikanische Präsidenten-Verhältnis wollte Maybrit Illner in ihrem aktuellen Talk beleuchten. In der Nacht wurde die fast schon gelangweilte Debatte allerdings von der Realität eingeholt.

Die Gäste

  • Sahra Wagenknecht (Die Linke), Fraktionsvorsitzende im Bundestag
  • Frederik Pleitgen, CNN-Korrespondent
  • Elmar Theveßen, ZDF-Terrorismusexperte
  • Ralph Freund, Vorsitzender der Republicans Overseas in Deutschland
  • Peter Altmaier (CDU), Kanzleramtsminister

Das Thema

Ein Einspieler brachte das Präsidentenverhältnis auf den Punkt: „Ein seltsames Paar, das die Welt in Atem hält“. Über den satirischen Unterton konnte man noch lächeln. Ernster war die Erkenntnis, es handele sich bei Wladimir Putin und Donald Trump um einen Despoten und einen Möchtegern-Autokraten, denen als „Brüder im Geiste“ gute Deals wichtiger seien als demokratische Grundüberzeugungen.

Das war zwar überspitzt formuliert, machte aber klar: einfach lässt sich das Verhältnis der beiden nicht auf eine Formel bringen. Vor allem vermeintliche russische Manipulationen im US-Wahlkampf 2016 sollten Kern der Diskussion der Illner-Runde werden. Allerdings war Einstieg in den Talk der schreckliche Giftgasangriff am Dienstag in Syrien, welcher in der Nacht Folgen haben sollte, vermutlich auch für das künftige Verhältnis zwischen Putin und Trump.

Die Fronten

Der Angriff auf Kinder habe „einen Rieseneinfluss auf mich“, sagte US-Präsident Trump in einer Pressekonferenz, deren Ausschnitt lllner vorspielte. Ob die US-Administration den syrischen Diktator Baschar al-Assad nun „doch loswerden“ wolle, fragte Illner. Pleitgen war sich sicher: da steht eine andere Gangart bevor.

Und tatsächlich, nur wenige Stunden später bombardierten die USA einen Luftwaffenstützpunkt Assads. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben. Es soll eine einmalige Aktion gewesen sein, betonte Washington daraufhin. Der Republikaner Ralph Freund sollte Unrecht haben, als er einwarf, Trump werde nicht einseitig, sondern nur mit Russland agieren.

Wagenknecht gingen die vermeintlich einseitigen Schuldzuweisungen mächtig auf den Senkel. Trumps „Auftritt gestern“ sei „an Heuchelei nicht zu überbieten gewesen“. Immerhin stürben bei amerikanischen Angriffen im Irak andauernd Zivilisten. Sie forderte rückhaltlose Aufklärung, ohne Tatsachen seien Schuldzuweisungen unseriös. „Ich halte alle Seiten potentiell für skrupellos genug, dieses Gas einzusetzen“, betonte sie.

Illner-Momente

Wer nun vermutet hatte, dieser kleine Anflug von Aufregung sei die Ouvertüre für mehr Zoff gewesen, sah sich getäuscht. Illner hatte ihre Gäste im Talk-Griff. Immer schön der Reihe nach, konnte sie charmant die geplanten Fragen stellen und die Antworten abhaken.

„Wir versuchen es zu ordnen“, ihre Anregung auf die Frage, was Trump jetzt tun werde. Mit Russland eine gemeinsame Lösung suchen? Die Lage sei komplizierter als Trump vermutet habe, analysierte Altmaier. Allerdings schlügen die USA nicht militärisch drauf los, wollten keinen Krieg mit Russland. Zumindest was militärische Aktionen betrifft, sollte er sich täuschen. Pleitgen meinte, es lägen bestimmt Pläne gegen Assad in US-Schubladen.

Illner versuchte, von Wagenknecht ein Stimmungsbild des russischen Präsidenten zeichnen zu lassen. Wann für Putin Assad die rote Linie überschritten haben würde? Russlands Plan sei ein anderer gewesen, so die Linke. Waffenlieferungen stoppen, mit der gemäßigten Opposition in einen Dialog treten und Assad einen „würdevollen Abgang“ ermöglichen. Das habe nicht geklappt.

Viel wichtiger sei jedoch, dass es verantwortungsvoller Strategien bedürfe, wenn es zu einem Regimewechsel käme. Das hätten die schlechten Erfahrungen in Libyen und dem Irak gezeigt. Altmaier bestätigte das.

Aufreger des Abends

Für ein wenig Aufregung sorgte die Diskussion über die vermeintliche Rolle der Russen im US-Wahlkampf und das Dilemma Trumps, mit Moskau ein neues Verhältnis begründen zu müssen oder nicht. Die Russen seien „gefrustet“, weil Trump wegen der innenpolitischen Spannungen ein eben solches nicht aufbauen könne, mutmaßte Pleitgen.

Die eigenen Reihen der Republikaner gewährten Trump keine Beinfreiheit, weil Russland bei vielen immer noch als „Reich der Bösen“ gelte, ergänzte Theveßen. Daher brauche Trump einen außenpolitischen Erfolg, um den innenpolitischen Druck zu minimieren.

Es könne für Trump gefährlich werden, wenn ihm Verwicklungen in russische Wahlkampfbeeinflussungen nachgewiesen würden. Wenn er seine früheren Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen, gar zur Mafia nutze, könne ihn das erpressbar machen, so der ZDF-Experte.

Freund meinte, die Trump-Wähler fänden das sogar charmant. Wenn es wirklich eine Einflussnahme gegeben habe, sei bei denen „der Spaß relativ schnell vorbei“, konterte Pleitgen. Da musste Freund zugeben, man müsse bei neuen Beweisen gar von „Trump-Gate“ sprechen.

Was schade war

Zumindest zwischen Wagenknecht und Altmaier hätte man mehr politisches Knistern erwartet. Nicht dieses – zweifellos unterhaltsame - Rumkrakeelen, gegenseitige Unterbrechen und Dazwischenreden. Das hört man von den Beteiligten zu oft. Jedoch aber jene Reibungen in der Diskussion, die die Erkenntnisse des Zuschauers aus einer Talkshow voranbringen. Hier Fehlanzeige. Man war sich zu einig.

„Da bin ich ausnahmsweise mal bei Frau Wagenknecht“, konstatierte Altmaier einmal. Illner ließ ein „O-Ha“ entfahren und Wagenknecht lächelte. Ein Beispiel: Wenn die USA von den NATO-Verbündeten mehr Rüstungsausgaben forderten, dann ginge das nur, wenn man auch die Entwicklungsausgaben erhöhe, so der CDU-Mann. Wagenknecht geißelte zwar die Rüstungsspirale, das mit der Entwicklungshilfe konnte sie aber unterschreiben.

So viel Einigkeit, gepaart mit Pleitgens und Theveßens Hintergrundwissen machten die Sendung informativ, aber auch langweilig. Illner endete mit: „Ich spreche schon ein wenig schneller“. Immerhin wartete Markus Lanz mit seiner Sendung im Anschluss.

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