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Russland und Iran suchen Kontakte zu Taliban in Afghanistan


"Äußerst beunruhigend"
Russland sucht Kontakte zu den Taliban

afp, Usman Sharifi

Aktualisiert am 07.01.2017Lesedauer: 3 Min.
Ehemalige Taliban-Kämpfer im Juli 2016 bei der Waffenabgabe in der Provinz Samangan im Norden Afghanistans.Vergrößern des BildesEhemalige Taliban-Kämpfer im Juli 2016 bei der Waffenabgabe in der Provinz Samangan im Norden Afghanistans. (Quelle: dpa-bilder)
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Es wirkt wie ein Rückfall in die Zeiten des Kalten Kriegs, nur mit neuen Rollen: Die Annäherung Russlands und des Irans an die radikalislamischen Taliban schürt Ängste vor einer weiteren Destabilisierung Afghanistans und einer neuen Rivalität der Großmächte am Hindukusch.

Afghanistan war in den 80er Jahren ein zentraler Schauplatz des Kalten Kriegs, als die Supermächte Sowjetunion und USA dort ihre Interessenkonflikte austrugen. Damals unterstützte Washington die afghanischen Rebellen im Kampf gegen die Rote Armee.

Nun versuchen Russland und der Iran offenbar, ihre Kontakte zu den islamistischen Aufständischen auszubauen. Moskau und Teheran beteuern, jegliche Kontakte zu den Taliban zielten darauf, die Sicherheit in der Region voranzubringen. Die USA beäugen das Verhältnis der beiden Länder zu den Extremisten allerdings misstrauisch.

Mit den Taliban gegen den IS

"Russlands Standpunkt lautet in etwa: Die Taliban sind diejenigen, die den Islamischen Staat (IS) bekämpfen", sagte kürzlich der Kommandeur der US-Truppen für Afghanistan, John Nicholson, mit Blick auf die Dschihadistenmiliz IS. "Die Legitimität, die Russland den Taliban verschafft, beruht nicht auf Tatsachen. Sie wird aber dazu genutzt, um die afghanische Regierung und die Anstrengungen der Nato zu untergraben und die Kämpfer zu unterstützen." Ähnliches gelte für den Iran, dem Nicholson ebenfalls Verbindungen zu den Taliban vorwarf.

Zwar unterstützte Russland die afghanische Armee mit Hubschraubern. Gleichzeitig soll Moskau aber die islamistischen Kämpfer mit Waffen ausgerüstet haben, wie aus dem Umfeld der Regierung in Kabul sowie der Taliban selbst verlautete.

Waffen in Tadschikistan sichergestellt

So sei kürzlich eine große Menge Waffen aus russischer Produktion im Grenzgebiet zur früheren Sowjetrepublik Tadschikistan sichergestellt worden, sagte ein ranghoher Vertreter der afghanischen Sicherheitsbehörden. Dies sei äußerst beunruhigend: "Eine grenzüberschreitende Unterstützung für die Taliban wird die Sicherheitslage im Norden Afghanistans weiter verkomplizieren."

Ein Taliban-Kommandeur erklärte, die Hilfe Russlands habe es den Aufständischen ermöglicht, im Oktober eine neue Offensive auf Kundus zu starten. Ein Jahr zuvor war es den Extremisten gelungen, die strategisch wichtige Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden des Landes einzunehmen.

Kritik der amtierenden Regierung

Informierten Kreisen zufolge trafen sich Gesandte der Taliban in den vergangenen Monaten mehrfach mit russischen Regierungsvertretern in Tadschikistan und Moskau. Die Regierung in Kabul kritisiert das Vorgehen Russlands scharf. "Kein Land sollte in Kontakt stehen zu zerstörerischen Gruppen, die Feinde Afghanistans sind", sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Siddiki.

Für großen Ärger sorgte in Kabul auch ein Treffen zwischen Russland, China und Pakistan in Moskau, bei dem sich die beteiligten Regierungen offen dafür zeigten, Vertreter der Taliban von der UN-Sanktionsliste zu streichen.

Russischer Botschafter: Nato hat versagt

Russlands Botschafter in Kabul, Alexander Mantyzki, beharrt aber darauf, dass Moskau seine Kontakte zu den Taliban dazu nutze, um "unsere politischen Büros und Konsulate zu schützen sowie die Sicherheit in Zentralasien zu gewährleisten". Die Vorwürfe gegen Russland seien der Versuch, vom Versagen der Nato-Partner in Afghanistan abzulenken und die "Schuld für ihre Fehler auf unsere Schulter zu laden".

Nach Ansicht des Asien-Experten des Woodrow-Wilson-Instituts in Washington, Michael Kugelman, ist Moskaus Warnung vor einem Erstarken der IS-Miliz in Afghanistan nicht aus der Luft gegriffen. Zwar seien die Dschihadisten derzeit nicht sehr tief verankert in dem Land. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Russland und der Iran "sich gegen eine stärkere Präsenz des Islamischen Staats in Afghanistan wappnen wollen, indem sie ihre Kontakte zu den Taliban vertiefen".

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