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Trump muss entscheiden: Afghanistan droht Rückkehr ins Chaos


Trump muss entscheiden
Afghanistan droht Rückkehr ins Chaos

ap, Gaby Chwallek

09.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Afghanische Soldaten bei einem Kampfeinsatz.Vergrößern des BildesAfghanische Soldaten bei einem Kampfeinsatz. (Quelle: dpa-bilder)
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Donald Trump will Afghanistan stabilisieren. Wie er das erreichen will, sagte der US-Präsident bisher nicht. Die Verkündung seiner Strategie steht kurz bevor. Für das Land ist es bereits fünf vor zwölf.

Präsident Donald Trump muss bald entscheiden, ob er die Zahl der US-Soldaten in Afghanistan aufstockt - vor einem düsteren Hintergrund. Der nunnmehr schon 16 Jahre dauernde Krieg am Hindukusch befindet sich in einer Art blutiger Stagnation. Afghanische Soldaten erleiden "schockierend hohe" Verluste auf dem Schlachtfeld, wie es in einem Pentagon-Bericht heißt, und die Aussichten auf eine Verhandlungslösung im Konflikt mit den radikalislamischen Taliban schrumpfen zusehends.

Die Rebellen mögen es zwar nicht geschafft haben, eine größere Stadt einzunehmen und besetzt zu halten, aber sie kontrollieren mehr Gebiete denn je. "Die Lage verschlechtert sich", sagt Afghanistan-Experte Stephen Biddle, Professor an der George-Washington-Universität.

Die USA haben nach eigenen Angaben derzeit 8400 Soldaten in dem Land. Sie unterstützen die bedrängten afghanischen Kräfte im Kampf gegen die Taliban und bekämpfen eine extremistische Gruppe, die als Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gilt. Die drei jüngsten Fälle getöteter US-Soldaten in Afghanistan gab es im Zuge des Einsatzes gegen diesen Gruppe, die auch das Ziel des Abwurfes der größten nicht-atomaren Bombe im US-Arsenal Mitte April war.

Trump will Stagnation überwinden

Trump soll in den nächsten Tagen ein Vorschlag für einen neuen Ansatz im Afghanistan-Krieg vorlegt werden, wie Pentagon-Vertreterin Theresa Whelan ankündigte. Er werde sich darauf konzentrieren, aus der derzeitigen Stagnation herauszukommen, sagte sie in einer Senatsanhörung, ohne aber ins Detail zu gehen.

Nach Angaben von General Raymond Thomas, dem Befehlshaber des US-Kommandos für Sondereinsätze, könnte die neue Strategie eine Truppenaufstockung und Änderungen der Einsatzregeln beinhalten. Die amerikanische Kampfrolle in Afghanistan ist offiziell im Dezember 2014 zu Ende gegangen. Thomas' Truppen operieren gesondert, sind gegen die Al-Kaida und IS-Kämpfer eingesetzt.

Das Pentagon prüft ein Ersuchen von John Nicholson, dem US-Oberkommandeur in Afghanistan, die Zahl der amerikanischen Soldaten vor Ort um etwa 3000 zu erhöhen, hauptsächlich zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Kräfte. Dahinter steht die größere Frage, welchen Platz sie in einer breiteren Strategie für eine Stabilisierung Afghanistans hätten.

Fortsetzung des Kurses von Obama?

Der republikanische Senator John McCain, der den Streitkräfteausschuss des Senats leitet, warnte kürzlich, dass Untätigkeit gravierende Folgen haben könnte. "Wenn der gegenwärtige Status quo anhält, dann ist kein Ende in Sicht", sagte er mit Blick auf den Konflikt. Aber es ist unklar, was Trump tun könnte. Er hat sich zwar für bedeutende Änderungen dabei ausgesprochen, wie die USA den IS im Irak und Syrien bekämpfen - aber wenig über den schon viel länger andauernden Krieg in Afghanistan gesagt.

Pentagon-Vertretern zufolge bleiben die Grundsäulen der Strategie von Trumps Vorgänger Barack Obama wahrscheinlich - eine Unterstützung der afghanischen Kräfte anstatt das Kämpfen für sie zu übernehmen, und zugleich das Anstreben einer politischen Vereinbarung mit den Taliban.

Biddle zufolge haben die Extremisten aber wenig Anreize, ein Friedensabkommen auszuhandeln, und der Trend auf dem Schlachtfeld spreche dagegen. Anthony Cordesman, ein Verteidigungsanalyst am Center for Strategic and International Studies, weist darauf hin, dass die afghanischen Kräfte nicht in der Lage seien, das Land zu sichern.

Wenn Trump keinen "weitaus entschlosseneren Ansatz" verfolge, könnte die Sicherheit zusammenbrechen, "entweder langsam und schmerzhaft über Jahre hinweg oder als Ergebnis einer erschütternden militärischen Niederlage oder eines kritischen politischen Machtkampfes an der Spitze, der die Sicherheitskräfte und das Land teilt", warnt der Experte.

Regierung kontrolliert 60 Prozent des Landes

General Nicholsons Ersuchen um eine Aufstockung der US-Soldatenzahl wurde erst einmal zurückgestellt, zwecks Überprüfung des Afghanistan-Kurses insgesamt und des Versuches, die Nato zur Bereitstellung von mehr Truppen für Afghanistan zu bewegen. Beides wird beim Nato-Gipfel am 25. Mai Thema sein.

Der Krieg beschäftigt nun schon den dritten US-Präsidenten in Folge, und die amerikanischen Steuerzahler haben 66 Milliarden Dollar für die Ausrüstung und Unterstützung der amerikanischen Kräfte ausgegeben. Obwohl die Afghanen in den vergangenen Jahren effektiver geworden sind, ist es ihnen nicht gelungen, den Taliban die Kontrolle über wesentliche Gebiete des Landes zu entreißen.

Die Regierung hat derzeit 60 Prozent der 407 Bezirke in ihrem Griff, mit einer leichten Zunahme in den jüngsten Monaten. Aber im Januar 2016 kontrollierte sie noch 71 Bezirke. Und, so geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Pentagon-Generalinspekteurs hervor: Allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden 807 afghanische Soldaten getötet.

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