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Saudi-Arabiens Machtpolitik: Kalter Krieg im Nahen Osten


Saudi-Arabiens Machtpolitik
Kalter Krieg im Nahen Osten

dpa, Jan Kuhlmann

06.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Der saudische König Salman (l) und der Emir von Abu Dhabi, Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan.Vergrößern des BildesDer saudische König Salman (l) und der Emir von Abu Dhabi, Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan. (Quelle: dpa-bilder)
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Saudi-Arabien stellt Katar als Terror-Unterstützer an den Pranger und isoliert das Emirat gemeinsam mit regionalen Verbündeten. Hinter dem radikalen Schritt Riads steckt in Wahrheit jedoch etwas ganz anderes. Es ist ein Spiel mit dem Feuer.

Als der saudische König Salman im Januar 2015 den Thron in Riad bestieg, wollte er besorgte Gemüter mit einem Versprechen beruhigen. Noch ehe er die Treueschwüre seiner Untertanen entgegen nahm, beteuerte der Monarch, die Politik seines verstorbenen Bruders und Vorgängers Abdullah fortsetzen zu wollen.

Er werde "an der rechtschaffenen Politik" festhalten, die Saudi-Arabien seit seiner Gründung betreibe, erklärte Salman in einer TV-Ansprache. Doch es sollte nur zwei Monate dauern, bis der neue König der wirtschaftlich stärksten Macht der arabischen Welt in einer zentralen Frage einen ganz anderen Weg einschlug als sein Bruder.

Noch im März 2015 ordnete Salman Luftangriffe gegen schiitische Huthi-Rebellen an, die große Teile des Nachbarlandes Jemen überrannt hatten. Es war der Beginn einer Außen- und Militärpolitik, die die Interessen des Königreiches wesentlich aggressiver vertritt. Und die den Anspruch hat, im Nahen Osten allein die dominante Macht zu sein.

Der Hauptgegner sitzt in Teheran

Was das bedeutet, bekommt jetzt das Golf-Emirat Katar zu spüren, Saudi-Arabiens Nachbar, reich an Gas, doch von der Fläche gerade einmal halb so groß wie Hessen. In einer konzertierten Aktion brachen die Ölmonarchie und mehrere treue arabische Verbündete alle Kontakte zu Katar ab - ein diplomatischer Affront und eine Strafmaßnahme, die die Region in eine tiefe Krise stürzt.

Doch wie im Jemen ist der eigentliche Gegner nicht im attackierten Land zu finden, sondern auf der anderen Seite des Golfs: Die saudische Politik hat den schiitischen Iran als den Erzrivalen ausgemacht und bekämpft ihn, wo immer das Königreich um seine Interessen fürchtet.

So hält Riad Jemens Huthi-Rebellen für enge Verbündete Teherans. Und auch Katar sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, mit dem Iran zu paktieren und die Solidarität mit den arabischen Brüdern am Golf aufgegeben zu haben.

Saudi-Arabien befürchtet Einflussverlust

Ihren Anfang nahm die neue Krise, nachdem sich Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani vor einigen Wochen angeblich positiv über Irans stabilisierende Rolle in der Region geäußert hatte. Später berichteten saudische Medien im Ton der Empörung, Katars Außenminister habe sich im Irak mit dem Chef der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden getroffen.

Auch das Gipfeltreffen der Golfstaaten mit US-Präsident Donald Trump in Riad vor knapp drei Wochen nutzte König Salman für eine Schimpftirade gegen den Iran. Saudi-Arabien wirft seinem schiitischen Nachbarn vor, sich in die Angelegenheiten des sunnitischen Königreichs einzumischen, um es zu destabilisieren.

Alarmiert sind die Herrscher nicht zuletzt, weil sie einen Aufstand der benachteiligten schiitischen Minderheit im Osten des Landes fürchtet, dort also, wo wichtige Ölvorräte liegen. Zudem hat der Iran seinen Einfluss im Irak und in Syrien massiv ausgedehnt, wo Teheran die jeweiligen Regierungen unterstützt. Weil sich Saudi-Arabien umzingelt sieht, ist Riads Politik auch angstgetrieben.

Trump steht fest an Riads Seite

In der arabisch-islamischen Welt hat Saudi-Arabien wichtige Verbündete an sich gebunden: Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain stehen an der Seite Riads. Ohnehin dominiert das Königreich den Golf-Kooperationsrat (GCC). Auch das autokratisch regierte Ägypten, abhängig von saudischen Milliarden-Finanzspritzen, zeigt sich meistens als treuer Partner.

Schon Ende 2015 hatte Saudi-Arabien eine Militärallianz zahlreicher islamischer Staaten geschmiedet. Als Freifahrtsschein für seine aggressive Politik dürfte Saudi-Arabien den Besuch Trumps gewertet haben. Der US-Präsident wurde in Riad nicht nur mit allergrößtem Pomp und maximaler medialer Begleitung empfangen, sondern gleich drei Tage hofiert.

Saudi-Arabien war sogar das Land, das Trump als erstes im neuen Amt besuchte. Wie Salman wetterte auch der US-Präsident gegen den Iran und versprach den Saudis zugleich Waffengeschäfte in ungekannter Milliardenhöhe.

Analyst warnt vor drohendem Krieg

Fachleute beobachten die Entwicklung am Golf mit großer Sorge. Warnungen vor einem Wettrüsten Saudi-Arabiens mit dem Iran sind zu hören. Der US-Golf-Experte Simon Henderson vergleicht die Lage sogar mit der in Europa vor dem Ersten Weltkrieg und sieht in der aufgeheizten Lage vor allem die USA am Zug.

"Anstatt auf den Beginn des Blutbads zu warten, wird Washington schnell handeln müssen, um einen Marsch Richtung Krieg zu stoppen", scheibt Henderson in einer Analyse für die Internetseite des Magazins "Foreign Policy".

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