Amnesty Bericht zu Mossul IS missbrauchte Zivilisten als Schutzschilde
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) berichtet, dass die Terrormiliz Islamischer Staat gezielt Zivilisten aus dem Umland nach Mossul gebracht habe, um sie dort als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Zudem seien im Kampf um die nordirakische Stadt mindestens Hunderte, wenn nicht gar Tausende Menschen durch den IS getötet worden. Die Zivilisten haben versucht zu fliehen, heißt es in einem Bericht von Amnesty International. Schwere Vorwürfe erhebt AI auch gegen die irakischen Streitkräften und die, durch die USA geführte, militärische Koalition gegen den IS. So werfe die Menschenrechtler ihnen vor, in bevölkerungsreichen Gegenden unpräzise Waffen eingesetzt und dadurch Tausende Zivilisten getötet zu haben. In einigen Fällen könnten diese Menschenrechtsverletzungen Kriegsverbrechen darstellen, so Amnesty International.
AI fordert Strafen für Kriegsverbecher
Es dürfe keine Straflosigkeit für die Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung Mossuls geben, sagte Lynn Maalouf, Nahost-Expertin der Menschenrechtsorganisation. "Ganze Familien wurden ausgelöscht, und viele der Toten liegen nach wie vor unter dem Schutt der Stadt begraben." Sie forderte eine unabhängige Untersuchungskommission.
In dem Bericht zitiert Amnesty Betroffene. So erklärte ein Mann, der aus einem Nachbardorf zum Mossul umsiedeln musste: "Sie wollten, dass wir zwischen ihnen und den Geschossen stehen (...) Immer, wenn die irakischen Truppen vorrückten, fiel der IS zurück - und zwang den Großteil der Zivilbevölkerung, ihm zu folgen."
Andere Zivilisten berichteten, der IS habe die Menschen mittels verschweißter Türen und Sprengfallen in ihren Häusern eingeschlossen. "Wer blieb, der starb irgendwann infolge der Kampfhandlungen in seinem Haus", erzählte ein Mann. "Wer floh, der wurde aufgegriffen und getötet und als Abschreckung an einem Strommast aufgehängt."
Unnötige Todesopfer bei Angriffen der US-geführten Koalition
Amnesty zufolge verfehlten die Angriffe der irakischen Streitkräfte und der Anti-IS-Koalition regelmäßig ihr Ziel und trafen stattdessen Zivilisten. Auch Angriffe, bei denen das militärische Ziel offenbar getroffen worden sei, hätten vermeidbare Verluste unter Zivilisten nach sich gezogen. "Allem Anschein nach wurden unverhältnismäßig schwere Waffen eingesetzt", kritisierte Amnesty International.