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Hope Hicks: Donald Trump verliert seine treueste Mitarbeiterin


Nach Aussagen zu Russland
Trump verliert seine treueste Mitarbeiterin Hope Hicks

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 01.03.2018Lesedauer: 4 Min.
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Hope Hicks: Trumps enge Mitarbeiterin tritt als Kommunikationschefin des Weißen Hauses abVergrößern des Bildes
Hope Hicks: Trumps enge Mitarbeiterin tritt als Kommunikationschefin des Weißen Hauses ab (Quelle: J. Scott Applewhite/ap)

Die 29-jährige Hope Hicks war Donald Trumps engste Mitarbeiterin. Jetzt verlässt sie den Präsidenten – kurz nach ihrer Aussage in der Russland-Untersuchung.

Im Gegensatz zu ihrem Boss scheut sie das Rampenlicht. Als Donald Trump sie im Dezember 2016 einmal auf die Bühne holte, brachte Hope Hicks nur wenige Worte hervor: "Hi! Frohe Weihnachten an alle und danke, Donald Trump", sprach sie und huschte schnell wieder davon.

Es ist eine von wenigen aufgezeichneten Äußerungen der 29-Jährigen. Das ist umso erstaunlicher, weil sie seit knapp drei Jahren nicht von der Seite des US-Präsidenten gewichen ist und zuletzt die Kommunikationschefin des Weißen Hauses war – bis sie am Mittwochabend für viele überraschend ihren Rücktritt ankündigte.

Rücktritte im Weißen Haus gehören zum Alltag in der chaotischen Präsidentschaft Trumps. Hicks Abgang ist einer von gut zwei Dutzend binnen 13 Monaten. Doch dieser schmerzt Donald Trump besonders.

Hicks war die treueste Mitarbeiterin und gar die dienstälteste Politikberaterin Trumps. Und sie hat eine Karriere hingelegt, die so nur unter Trump möglich war. Hinter den Kulissen zog sie die Strippen seit den ersten Tagen des Wahlkampfs, ohne politische Vorerfahrung zu besitzen. Knapp drei Jahre lang war sie stets an Trumps Seite. Jetzt verlässt sie ihn, nicht einmal 24 Stunden nach ihrer Aussage vor dem Kongress.

Die Wege kreuzten sich, als das frühere Fotomodel im Jahr 2012 als PR-Agentin für Ivanka Trumps Modekollektion arbeitete. Drei Jahre später wurde Hicks die erste Verpflichtung für Donald Trumps Wahlkampfteam, das die ersten Monate nur aus drei Leuten bestand: Wahlkampfmanager Corey Lewandowski, Hicks und Trump selbst. Lewandowski musste bald seinen Hut nehmen, aber dessen Ex-Partnerin Hicks blieb und leitete schon bald die gesamte Kommunikation des Kandidaten Trump.

Die Frau im Hintergrund

Auch im Weißen Haus wich Hicks nicht von Trumps Seite, hielt sich aber stets im Hintergrund. Sie arrangierte Gespräche, präsentierte Trump die Berichterstattung über ihn, tippte Tweets und Pressemitteilungen. Widersprochen hat sie Trump, so stellen es Insiderberichte dar, dabei niemals. Für ihn wiederum war Hicks wie eine Tochter, heißt es oft.

Im Juli 2017 wurde Hicks Kommunikationschefin, nachdem Vorgänger Anthony Scaramucci nach sage und schreibe elf Tagen im Amt hinausgeworfen wurde. Hicks war das Gegenteil ihres Vorgängers – das ruhige Zentrum in einem Tag für Tag chaotischen Weißen Haus. Doch bald rutschte die Frau aus dem Hintergrund ins Zentrum gleich mehrerer Skandale und Skandälchen, und damit in die ungeliebte Öffentlichkeit.

Schließlich wurde gar das Private politisch. Hicks' Verhältnis zum Stabssekretär Rob Porter machte Anfang Februar Schlagzeilen, weil Porter von zwei Ex-Frauen häusliche Gewalt vorgeworfen wurde. Das Weiße Haus reagierte unsouverän und verstrickte sich in Widersprüche – das fiel auch auf Hicks zurück. Porter trat schließlich zurück, doch sein Fall warf ein Schlaglicht auf die unübliche Praxis, dass zahlreiche Trump-Berater nur mit vorübergehenden Sicherheitsfreigaben vertraulichste Dokumente sichten.

Und Hicks geriet ins Zentrum eines der bislang heikelsten Aspekte der Russland-Affäre. Sie war im Sommer 2017 Schlüsselfigur, als auf dem Rückflug vom G20-Gipfel in Hamburg an Bord der Air Force One eine folgenreiche Erklärung verfasst wurde. Es ging um ein Treffen mit Russen im Juli 2016, die Trumps Umfeld inkriminierende Informationen über seine damalige Kontrahentin Hillary Clinton versprachen.

Hicks schrieb nieder, was Trump diktierte und nachweislich gelogen ist: Es sei damals beim Treffen nur um ein russisches Adoptionsgesetz gegangen und nicht um Material gegen Clinton. Russland-Sonderermittler Robert Mueller interessiert sich sehr für den Vorgang.

Notlügen für Trump

Erst am Dienstag wurde Hicks acht Stunden im Kongress zur Russland-Affäre verhört. Die Befragung fand hinter verschlossenen Türen statt, doch zwei Dinge drangen nach außen: Hicks soll zahlreiche Fragen nicht beantwortet haben, dafür aber eingeräumt haben, dass sie für Trump auch Notlügen tätige.

Wurden Hicks also das System der Lügen zum Verhängnis? Die "New York Times" will erfahren haben, dass der Abgang bereits länger angedacht gewesen sei. Doch der zeitliche Zusammenhang bleibt auffällig. Nicht einmal 24 Stunden nach der Aussage schossen die Eilmeldungen zum Rücktritt über die Ticker – bevor Hicks überhaupt ihre Mitarbeiter informieren konnte.

Was bedeutet der Abgang nun für Trump? Es wird für ihn einsamer im Weißen Haus. Der 71-Jährige, der so sehr auf Bestätigung seines Umfelds angewiesen ist, bekam sie immer wieder bei Hicks. In seinem Buch "Fire and Fury" beschrieb Michael Wolff Hick' vorrangigste Aufgabe so: Sie solle Trump das Ego streicheln und ihn beruhigen.

Die Option 2020

Wie andere Mitarbeiter des Weißen Hauses schickte der Präsident am Dienstagabend Hicks warme Worte hinterher: Sie sei außergewöhnlich, schlau, und: "Ich werde sie an meiner Seite vermissen." Hicks wolle alle Karriereoptionen verfolgen, so Trump, er sei sich aber sicher, dass man in der Zukunft wieder zusammenarbeiten werde.

In Washington rechnen viele Beobachter damit, dass Hicks zum Wahlkampf 2020 in den Trump-Kosmos zurückkehren könnte.

Doch zunächst braucht der Präsident rasch einen neuen Kommunikationschef, und zwar den bereits fünften in seiner 13-monatigen Amtszeit. Eine Kommunikationsstrategie in einem zerstrittenen Weißen Haus und unter einem Präsidenten durchzusetzen, der allzu gern sein eigener Kommunikationschef ist, ist keine leichte Aufgabe. Niemand hat es unter Trump auf dem Posten so lange ausgehalten wie Hope Hicks.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
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