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Angela Merkel traf erneut Flüchtlingsmädchen Reem Sawihl


Weinendes Flüchtlingskind
Merkel traf sich noch einmal mit Reem

Von dpa
Aktualisiert am 14.07.2016Lesedauer: 3 Min.
Reem Sahwil: Das palästinensische Mädchen aus dem Libanon fand in Deutschland eine neue Heimat - zumindest vorläufig.Vergrößern des BildesReem Sahwil: Das palästinensische Mädchen aus dem Libanon fand in Deutschland eine neue Heimat - zumindest vorläufig. (Quelle: imago-images-bilder)
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich noch einmal mit dem Flüchtlingsmädchen Reem Sawihl getroffen, das vor einem Jahr in einer öffentlichen Diskussion mit ihr in Tränen ausgebrochen war. Heute bewertet das Mädchen das Treffen als Wendepunkt in seinem Leben.

Die Palästinenserin aus dem Libanon hatte am 15. Juli 2015 bei einer öffentlichen Diskussion mit Merkel in Rostock - in astreinem Deutsch - gesagt: "Ich möchte studieren (...) Es ist wirklich sehr unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man es selber halt nicht mitgenießen kann." Und: "Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht." Damals hatte sie nur eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung.

Unbeholfene Geste der Kanzlerin

Merkel antwortete: "Das ist manchmal auch hart, Politik. Du bist ja ein unheimlich sympathischer Mensch, aber du weißt auch, in palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon gibt es noch Tausende und Tausende. Und wenn wir jetzt sagen: Ihr könnt alle kommen und Ihr könnt alle aus Afrika kommen. Das können wir auch nicht schaffen." Daraufhin fing Reem an zu weinen, die Kanzlerin versuchte unbeholfen, das Mädchen zu trösten - und erntete dafür Spott und Häme im Internet.

Und wie empfand Reem das? In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" sagte sie laut Vorab-Informationen: "Sie hat damals sehr viel Kritik dafür bekommen, dass sie mich gestreichelt hat. Aber es war sicher auch für sie aufregend und eine besondere Situation. Ich würde ihr einfach nur Danke sagen wollen. Von mir und meiner Familie, aber auch von all den Flüchtlingen, denen sie geholfen hat. Das war für sie und Deutschland alles nicht so einfach."

Von Merkel ermutigt

"Ich bin selbstbewusster und mutiger geworden", sagte Reem. "Bis vor einem Jahr saß ich im Rollstuhl und konnte nicht alleine laufen. Vor ein paar Monaten hatte ich den Mut, es auszuprobieren." Heute könne sie alleine gehen. "Ich bin wahnsinnig glücklich darüber und weiß nicht, ob ich diesen Mut auch ohne das Treffen mit Frau Merkel gehabt hätte."

Ihr Vater Atef Sahwil sagte der Zeitung: "Seit diesem Treffen ist so viel passiert. Eine Sprecherin von Frau Merkel hat uns angerufen, um sich nach uns zu erkundigen, der Rostocker Bürgermeister Roland Methling hat sich für unsere Aufenthaltsgenehmigung eingesetzt, meine Frau und ich haben Arbeit gefunden."

Die Flüchtlingskanzlerin - Krise in der Union

Etwa eine Million Menschen kam allein im vorigen Jahr nach Deutschland. Merkel wurde zur "Flüchtlingskanzlerin", öffnete Türen und Herzen - während ihre Union in eine Krise stürzte und sich Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union heftige Auseinandersetzungen lieferten.

Im Fall von Reem hat sie aber nicht getan, was eine Versuchung hätte sein können: sich als Kanzlerin persönlich für das schon so gut integrierte Kind und seine Familie einzusetzen - oder es wenigstens zu versprechen. Merkel blieb in der Sache hart. Deswegen musste Reem weinen. Im Dezember wurde bekannt, dass die damals 14-Jährige von den Behörden einen sogenannten Aufenthaltstitel bekommen hat, der bis Oktober 2017 gültig ist. Damit ist auch ein Aufenthaltsrecht für Reems Eltern und ihren Bruder verbunden.

Einladung ins Kanzleramt

Nachdem das geklärt war, lud Merkel Reem ins Kanzleramt ein. Was sie nach den Osterferien miteinander besprochen haben, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert nicht. Diesmal war das Gespräch persönlich. Keine Kameras, keine Journalisten. Bis jetzt war nicht einmal bekannt, dass es dieses weitere Treffen gegeben hat.

Manche sagen, die Begegnung mit Reem sei ein Grund für Merkels Willkommenskultur und ihre Entscheidung in der Nacht zum 5. September, in Budapest festsitzende syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Das sei konstruiert, heißt es in Merkels Umgebung. So berührend der Moment mit Reem damals gewesen sei - Merkel hätte sich auch ohne dieses Erlebnis später so entschieden. Und das sogenannte Dublin-Verfahren, wonach Flüchtlinge dort Asyl beantragen müssen, wo sie erstmals EU-Boden betreten, habe Merkel auch schon vorher in Zweifel gezogen.

"Das Gesicht gelungener Integration"

Nun steht Deutschland ein langer Integrationsprozess mit seinen Flüchtlingen bevor. Dafür gilt Reem als Vorbild. Der Rostocker Oberbürgermeister Methling sagt: "Reem Sawihl ist für mich das Gesicht gelungener Integration." Reem findet das selbst auch: "Ich würde sagen, wir haben jetzt eine zweite Heimat dazu bekommen. Im Libanon habe ich meine Kindheit verbracht, meine Familie und meine Wurzeln. Rostock ist jetzt unser Zuhause." Jedenfalls bis 2017.

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