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"Hart aber fair": Krankenhauskeime sind "tödliche Falle" – Gröhe unter Beschuss


"Hart aber fair"
Gesundheitsminister unter schwerem Beschuss

t-online, Nico Damm

Aktualisiert am 07.04.2017Lesedauer: 3 Min.
Bei "Hart aber fair" ist über Hygienemängel in Krankenhäusern diskutiert worden.Vergrößern des BildesBei "Hart aber fair" ist über Hygienemängel in Krankenhäusern diskutiert worden. (Quelle: Bild: WDR/Dirk Borm)
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Kliniken sind voller Keime und deshalb eine "tödliche Falle", sagt eine Krankenschwester. Bei "Hart aber fair" stellte sich ihr Gesundheitsminister Gröhe.

Die Gäste:

  • Hermann Gröhe (CDU, Bundesminister für Gesundheit)
  • Reinhold Beckmann (Moderator ARD-"Sportschau"; Autor der
  • ARD-Dokumentation: Beckmann: Tödliche Krankenhauskeime)
  • Jana Langer (OP-Fachkrankenschwester)
  • Prof. Dr. Ulrich Hildebrandt (Chirurg und ehemaliger
  • Krankenhaus-Chefarzt; Buchautor "Die Krankenhaus-Verdiener")
  • Thomas Reumann (Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft DKG)

Das Thema:

In deutschen Krankenhäusern sterben mehr Menschen an gefährlichen Keimen als im Straßenverkehr – das schätzt etwa das Robert-Koch-Institut. Problematisch sind insbesondere solche, die Resistenzen gegen
Antibiotika entwickeln. Und das sind eine ganze Menge, denn aufgrund des freigiebigen Einsatzes der Mittel in der Viehzucht sowie der Medizin haben sich viele Erreger über die Zeit auf
die Mittel eingestellt.

Die Krankenschwester Jana Langer schlug in einem offenen Brief Alarm: Krankenhäuser könnten zur "tödlichen Falle werden", wenn sich nicht bald in Sachen Hygiene etwas verbessere. Krankenschwestern und Krankenpfleger seien dermaßen unter Druck, dass für elementare Dinge wie Händewaschen kaum Zeit bliebe.

Der Frontverlauf:

Praktischerweise saß einer der Haupt-Adressaten des Brandbriefs von Jana Langer mit am Tisch: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Der geriet sogleich unter Dauerfeuer von Langer. Mit den Gesetzen der vergangenen Jahre lege man den Pflegekräften immer mehr Steine in den Weg. "Wir dokumentieren uns einen Wolf", klagte sie im Hinblick auf die Einführung zahlreicher Qualitätsmanagement-Maßnahmen.

Auch der Chirurg und Buchautor Hildebrandt ließ sich nicht lange bitten, der vor allem eine ökonomische Komponente sah: Er habe als Chefarzt selbst zwei Krankenhausprivatisierungen erlebt und dabei stets dasselbe Muster gesehen. "Ein Jahr lang passiert nichts, und danach werden die Schrauben auf eng gestellt." Dann kämen Putzkolonnen von privaten Dienstleistern, die vom Vorarbeiter gesagt bekämen, wie viele Sekunden sie fürs Reinigen eines Zimmers haben.

Krankenhaus-Lobbyist Reumann wehrte sich. "Die Anzahl der Keiminfektionen haben wir deutlich reduziert!" Und in Sachen Personal scheitere es nicht am Geld, sondern es fehlten schlicht die Bewerber. Sonst könne man quasi aus dem Stand bis zu 10.000 Stellen in der Pflege
schaffen.

Beckmann, dessen älterer Bruder an einem Krankenhaus-Keim gestorben ist, machte zwar dessen Ärzten keinen Vorwurf, wohl aber dem System: Im Rahmen seiner Recherche für den ARD-Film "Tödliche Krankenhauskeime" habe er von mehreren Fällen erfahren, in denen noch nicht einmal die Pfleger, die von Keimen befallen waren, dies in der Klinik meldeten – aus Angst vor negativen Konsequenzen.

Der Druck auf das Personal sei auch deshalb so brutal, da private Betreiber durchaus 12 bis 14 Prozent Gewinn einfahren wollten. "Das Krankenhaus darf kein Profit Center sein!"

Aufreger des Abends:

Von denen gab es reichlich. Ganz vorne mit dabei: Gröhe sprach von
"selbstbewussten Patienten", die durchaus auch mal den Arzt daran
erinnern sollten, sich die Hände zu waschen. Die Antwort der Praktikerin
Langer: "Ein Patient, der kurz vor dem Tode steht, soll noch
selbstbewusst sein?" Das saß, wie auch ein langer Applaus überdeutlich
zeigte. Gröhe versuchte im Anschluss, die Sache noch auszuräumen, aber da war die Runde schon beim nächsten Thema.

Was bleibt:

Nach einer hitzigen, aber auch sehr technischen Diskussion lieferte
Plasberg eine mögliche Antwort selbst: Da rund ein Drittel der
Krankenhäuser nicht rentabel seien, könne man ja mal über ein paar
Schließungen nachdenken.

Ein bisschen Werbung für die gesetzlichen Krankenkassen gab es gratis dazu: Die haben einen "Kliniksimulator" entworfen, mit dem sich ausrechnen lässt, wie sehr sich die Fahrtzeit von Patienten verändern würde, wenn einzelne Krankenhäuser geschlossen würden. Vor allem in der Stadt ändere sich hier so gut wie nichts.

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