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Doris Schröder-Kopf kämpft um einen Sitz im Landtag


Deutschland
Die Schröders im Doppelpack

spiegel-online, Von Christina Hebel

21.11.2012Lesedauer: 4 Min.
Rat vom Altkanzler für den Sitz im niedersächsischen LandtagVergrößern des BildesDoris Schröder-Kopf kämpft um einen Sitz im niedersächsischen Landtag (Quelle: dpa-bilder)
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Jetzt steht sie auf der Bühne, und er sitzt im Publikum: Doris Schröder-Köpf kämpft um einen Sitz im niedersächsischen Landtag. Ihr Mann, Altkanzler Gerhard Schröder, gibt den Wahlkampfhelfer. Die Schröders versuchen, ihre Rollen neu zu verteilen. Ein Ortstermin.

Der Altkanzler ist kaum durch die Tür, da flackert schon Blitzlichtgewitter auf. "Herrrr Schrröderr" schallt es von hinten. "Die Russen sind da, bitte ein Foto." Und schon findet sich Gerhard Schröder neben Anna Stutz wieder. Sie ist Russlanddeutsche, lebt seit zwölf Jahren in Deutschland, vier davon in Bad Pyrmont. Frau Stutz wollte unbedingt die Schröders sehen ("Familie Schröder ist so weltoffen") - und ein Foto mit den beiden haben. Doch bisher steht nur Gerhard Schröder neben der 54-Jährigen. "Doris, komm schon", ruft der Ex-Bundeskanzler. Doris Schröder-Köpf ziert sich noch etwas, bis sie schließlich auch mit vor die Kamera tritt.

Ihr Mann zeigt sich gutgelaunt: "Mach mal schnell", ruft er dem Fotografen zu, "ich kann nicht so lange meinen Bauch einziehen." Seine Frau guckt irritiert rüber, Frau Stutz findet es lustig und lacht laut.

Dienstagabend in Hannover. Landtagskandidatin Doris Schröder-Köpf hat ins Theaterhaus Altes Magazin zur Wahlkampfveranstaltung geladen. Thema der Diskussion: "Willkommenskultur in Deutschland - Gibt es Heimat auch in der Mehrzahl?" Es geht darum, wie es ist, in einem Land geboren zu sein, das nicht die Heimat ist. Um den Alltag von Migranten und um Rechtsextremismus in Deutschland. Es ist das erste Mal, dass der Ex-Kanzler seine Frau auf eine ihrer eigenen Veranstaltungen begleitet.

"Wenn du dich nicht hinsetzt, ist das schwierig"

Zwei Monate sind es noch auf den Tag genau bis zur Landtagswahl in Niedersachsen. In den Umfragen sieht es derzeit gut aus: Rot-Grün liegt vorn, wegen der schwachen FDP reicht es nicht mehr für die bisherige schwarz-gelbe Regierungskoalition. Schröder-Köpf kämpft in diesen Wochen um einen Sitz im Parlament - und um ihre eigenständige politische Karriere. Das ist gar nicht so einfach bei einem Ehemann, der schnell alle Aufmerksamkeit auf sich zieht: Fotos machen lässt, hier und da plaudert und nebenbei einem Reporter einer türkischsprachigen Zeitung in den Block diktiert, dass er einen Einsatz von "Patriot"-Luftabwehrraketen der Bundeswehr in der Türkei unterstützt und er seiner Partei empfehle, diesem zuzustimmen.

Schröder-Köpf wird ungeduldig, sie will endlich anfangen mit ihrem Diskussionsabend. Energisch sagt sie zu ihrem Mann: "Wenn du dich nicht hinsetzt, ist das schwierig." Der murmelt: "Ist ja gut", und lässt sich endlich in der ersten Reihe nieder.

Seine Frau, im eleganten karierten Blazer mit Glitzerfäden und in dunkler Hose, steht auf der Bühne. Schröder-Köpf redet von den 30 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund in Niedersachsen und von fehlenden Fachkräften im Land, spricht über die "brutale Abschiebepraxis der jetzigen Landesregierung, die Familien auseinanderreißt". Ihr Mann blickt zu ihr hoch, lächelt.

Ein bisschen Promi-Faktor im Wahlkampf

Schröder-Köpf wirkt etwas nervös, schaut auf die vorbereiteten Zettel vor sich. Sie hat den Ruf einer Perfektionistin, sich akribisch vorzubereiten. Schon früh ist sie an diesem Abend angekommen, hat die drei Podiumsgäste aus Berlin und den Moderator begrüßt. In der späteren Diskussion ist sie es, die ihn immer wieder auf Wortmeldungen hinweist.

Wenn alles gut läuft für die 49-Jährige, dann ist sie am 20. Januar nicht nur Abgeordnete, sondern auch Integrationsbeauftragte. Für diesen Posten hat SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil seit kurzem Schröder-Köpf vorgesehen - die Gattin des ehemaligen Kanzlers soll sich um die Migranten im Land kümmern. Ein kluger Zug, denn bisher dümpelt der Wahlkampf der Sozialdemokraten vor sich hin. Weil und sein Schattenkabinett wirken recht bieder und farblos.

Die Genossen hoffen nun auf etwas Glanz durch Schröder-Köpf und ihren Mann. Der ließ sich bereits vor knapp eineinhalb Wochen beim Parteitag wieder auf dem landespolitischen Parkett blicken, eigentlich ist er vor allem im Ausland unterwegs - in China und Russland für Vorträge.

Die CDU bespöttelt Schröder-Köpfs Nominierung, nennt die SPD-Frau "C-Prominenz" ohne jegliche politische Erfahrung, aber ihr Name zieht. Der Raum ist gut gefüllt an diesem Abend. Genossen sind gekommen, aber vor allem viele Migranten und Vertreter von deren Verbänden. Dabei wussten viele nicht, dass auch Gerhard Schröder dabei ist: Er stand nicht auf dem Programm, ist nur Gast.

"Mir wird zugehört"

Schröder-Köpf erzählt ihren Gästen, dass sie in der bayerisch-katholischen Provinz groß geworden ist, wo es nicht einmal Menschen evangelischen Glaubens gab. Wie wichtig es sei, dass Kinder andere Religionen kennenlernen würden. Und sie nennt ihre beiden Adoptivkinder als Beispiel: Die würden in der Schule "jedes religiöse Fest" vorgestellt bekommen. Der Schlüssel für Integration, so sagt die gelernte Journalistin, seien Kinder und Bildung.

Gerhard Schröder hält sich während der Veranstaltung seiner Frau zurück - nur einmal mischt er sich ein. Da geht es um die Frage eines Gastes. Der will wissen, warum Schröder-Köpf nur zur Integrationsbeauftragten ernannt wurde und nicht zur Schattenministerin. Das Thema Migration müsse doch mehr Gewicht haben. "Wenn ich was sagen möchte, dann tue ich das und sorge dafür, dass mir zugehört wird", antwortet die Sozialdemokratin.

Da ertönt die laute Stimme ihres Mannes: "Das kann ich nur bestätigen." Mal wieder hat er die Lacher auf seiner Seite. Dieses Mal lacht seine Ehefrau mit.

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