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Ansbach: Anschlag beim Musikfestival Ansbach Open 2016


Bombe vor Musikfestival explodiert
Womöglich "islamistischer Selbstmordanschlag" in Ansbach

Von dpa, reuters, t-online
Aktualisiert am 25.07.2016Lesedauer: 4 Min.
Am Tatort in Ansbach hat die Polizei einen Rucksack gefunden, der dem Täter gehört haben soll.Vergrößern des BildesAm Tatort in Ansbach hat die Polizei einen Rucksack gefunden, der dem Täter gehört haben soll. (Quelle: dpa-bilder)
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Wieder eine Gewalttat in Bayern: In Ansbach bei Nürnberg hat sich am Sonntagabend um 22:10 Uhr vor dem Eingang zum Musikfestival Ansbach Open 2016 ein Flüchtling aus Syrien in die Luft gesprengt. Durch die Nagelbombe wurden mehrere Menschen verletzt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann glaubt an einen "islamistischen Selbstmordanschlag".

Was ist passiert?

  • In der Innenstadt von Ansbach ist ein Sprengsatz detoniert.
  • Es gab einen Toten und zwölf Verletzte.
  • Die Explosion wurde "vorsätzlich herbeigeführt".
  • Der Täter, ein Flüchtling aus Syrien, ist tot.
  • Der Täter war in psychiatrischer Behandlung und suizidgefährdet.
  • Der Hintergrund der Tat ist ansonsten noch unklar.
  • Bayerns Innenminister Herrmann hält einen islamistischen Hintergrund für "naheliegend" und fordert Gesetzesänderungen.

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde die Explosion in der Innenstadt vor einem Weinlokal und in der Nähe des Festival-Eingangs um kurz nach 22 Uhr am Sonntagabend bei der Polizei gemeldet. Das Zentrum der mittelfränkischen Kleinstadt wurde weiträumig abgeriegelt. Zwölf Personen wurden verletzt, drei von ihnen schwer.

Mutmaßlicher Täter stammt aus Syrien

Bei dem Toten handelt es sich nach Polizeiinformationen um den Täter. Er wurde demnach vor Ort wiederbelebt, erlag jedoch dann seinen schweren Verletzungen.

Der Mann ist ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien, sagte Bayerns Innenminister Herrmann auf einer anberaumten Pressekonferenz. Dieser sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen.

Der Syrer habe die Absicht gehabt, das Musikfestival zu "unterbinden". Er sei aber nicht auf das Gelände gelangt, weil er keine Eintrittskarte vorzeigen konnte.

Täter in psychiatrischer Behandlung

Er wohnte in einer Unterkunft in Ansbach. Der Syrer habe schon zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen, sagte der Minister. Er sei deshalb auch schon in einer psychiatrischen Klinik untergebracht gewesen.

Islamistischer Hintergrund "ist nicht auszuschließen"

Die Behörden wollen prüfen, ob es sich bei der Tat um einen islamistischen Terrorakt handelt. Das werde jetzt geprüft, sagte Herrmann. "Das ist aber zumindest nicht auszuschließen." Konkrete Hinweise gebe es allerdings noch nicht. Wichtig sei herauszufinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, sagte Staatsanwalt Michael Schrotberger.

"Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat", sagte Herrmann. Zudem weise die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, darauf hin. Der Inhalt des Rucksacks, den der Täter bei sich trug, sei geeignet gewesen, noch mehr Menschen zu töten.

Herrmann nahm den Anschlag in Ansbach zum Anlass, erneut auf Gesetzesänderungen auf Bundesebene zu pochen. Dabei gehe es etwa um das Strafrecht und um aufenthaltsrechtliche Fragen. "Wir müssen auch anderen deutlich machen: Jeder hat die Rechtsordnung dieses Landes zu akzeptieren." Wenn jemand dagegen verstößt, müsse schon auf niedrigerer Schwelle als bisher deutlich werden, dass er das Land wieder zu verlassen hat.

"Vorsätzlich herbeigeführte Explosion"

Bereits zuvor stellte der Sprecher des Innenministeriums klar, dass es sich um eine "vorsätzlich herbeigeführte Explosion" handelte. Die Sprengkraft der Bombe war glücklicherweise schwach. Aus Ermittlerkreisen ist zu hören, dass eine Frau, die sich etwa vier Meter neben der Bombe befand, als diese explodierte, nicht ernsthaft verletzt wurde. Sie wurde ambulant behandelt und konnte das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Auch der Attentäter selbst war äußerlich nur gering verletzt.

Die Polizei ist mit mindestens 200 Beamten im Einsatz. Sie hat jedoch noch keine Informationen darüber, um welche Form von Bombe es sich handelt. Das müssten Spezialisten vom Landeskriminalamt klären, sagte ein Polizeisprecher.

Die Untersuchung des Tatorts werde noch einige Tage dauern, sagte Polizeivizepräsident Roman Fertinger. Die Ermittler haben bei dem Täter ein Handy gefunden. Das werde derzeit von Spezialisten untersucht.

Unterdessen hat die Polizei die Bevölkerung per Twitter um Mithilfe gebeten und Zeugen aufgefordert, Videos und Bilder zu der Tat per Mail an die Behörde zu schicken.
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Festival-Gelände geräumt

In der Ansbacher Innenstadt brach nach der Explosion Panik aus. Das Open-Air-Konzert wurde abgebrochen, das Festival-Gelände geräumt. Die komplette Altstadt war abgeriegelt, Anwohner konnten zunächst nicht zurück in ihre Häuser.

Auf der Promenade vor dem Ansbacher Schloss in der Innenstadt sammelten sich Rettungskräfte. Feuerwehr und Rettungsdienst waren mit 350 Kräften im Einsatz. Ein Hubschrauber mit Suchlicht kreiste über der Stadt.

Dritte Gewalttat in Bayern binnen einer Woche

Es ist das dritte blutige Ereignis innerhalb einer Woche in Bayern. Am Freitagabend hatte ein Amokläufer ganz München in Angst und Schrecken versetzt. Der 18-jährige Täter schoss in und vor einem Einkaufszentrum sowie in einem Schnellrestaurant um sich, tötete neun Menschen und schließlich sich selbst.

Zuvor hatte ein 17-Jähriger am vorigen Montag in Würzburg mit einer Axt Fahrgäste in einem Zug schwer verletzt.

Herrmann kündigte an, an diesem Montag bei der Klausur der bayerischen Regierung am Tegernsee auch über Konsequenzen aus dem Anschlag von Ansbach zu beraten. Dabei müsse es darum gehen, wie der Schutz der Bevölkerung verbessert und ein solcher Missbrauch des Asylrechts verhindert werden könne.

Ansbach liegt in Mittelfranken. Die Stadt hat rund 40.000 Einwohner. Bei den "Ansbach Open 2016" sollten am Sonntag die deutschen Pop-Sänger Joris, Philipp Dittberner und Gregor Meyle auftreten.




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