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Bildung: Schüler mit Migrationshintergrund hinken hinterher


Auch psychische Auswirkungen
Schüler mit Migrationshintergrund hinken hinterher

dpa, Patrick Reichardt

Aktualisiert am 20.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Laut einer aktuellen Studie zeigt fast jeder zweite Jugendliche mit Migrationshintergrund sehr schwache Leistungen in der Schule.Vergrößern des BildesLaut einer aktuellen Studie zeigt fast jeder zweite Jugendliche mit Migrationshintergrund sehr schwache Leistungen in der Schule. (Quelle: Daniel Karmann/Symbolbild./dpa)
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Geringere Vorbildung und weniger Sprachpraxis: Knapp die Hälfte aller Schüler mit Migrationshintergrund zeigt nach einer Studie sehr schwache Leistungen. An der Motivation liegt es nicht.

Fast jeder zweite Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland weist nach einer Pisa-Sonderauswertung "sehr schwache Leistungen" in der Schule auf. Mit 43 Prozent liegt dieser Anteil fast zweieinhalb Mal so hoch wie bei Schülern ohne ausländische Wurzeln. Deutlich höher ist er auch im Vergleich zum Durchschnitt der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Das niedrigere Schulniveau hat bei den Jugendlichen auch beim Selbstwertgefühl und der eigenen Zufriedenheit spürbare Folgen, wie die Auswertung ergab. So klagen Schüler mit Migrationshintergrund häufiger über schulbezogene Ängste, fühlen sich in Gruppen eher ausgeschlossen und sind insgesamt mit ihrem Leben als Schüler weniger zufrieden als Gleichaltrige mit deutschen Wurzeln.

Ausbau der Ganztagsbildung gefordert

In erster Linie sind Sprachprobleme als Ursache für die enormen Unterschiede auszumachen. Migranten erster Generation, die selbst nicht in Deutschland geboren sind, sprechen laut Studie zu knapp 80 Prozent zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Der Anteil liegt damit deutlich höher als im OECD-Schnitt (60 Prozent). Selbst bei in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Migranten zweiter Generation gilt dies noch für mehr als jeden Zweiten.

Für die Grünen ist vermehrte Sprachpraxis in den Familien nicht der richtige Weg. "Zu Hause mehr die Landessprache zu sprechen, halte ich als Lösungsansatz für völlig verfehlt", kommentiert Margit Stumpp, bildungspolitische Sprecherin der Grünen. Stattdessen müsse die Ganztagsbildung wie in anderen Ländern massiv ausgebaut werden. "Dann sind die Kinder in einem Umfeld, in dem sie mit ihren deutschen Klassenkameraden länger Deutsch reden", stellt Stumpp fest.

Einfache Verhältnisse und Bildungsniveau der Eltern

Die Unterschiede zwischen den Herkunftsländern sind dabei gering, wie die Auswertung mit Beispielen von Migranten aus Italien, Polen und der Türkei ergab. Doch nicht nur die Sprache ist eine Barriere, sondern häufig auch die Herkunft der Familie. Laut Studie erklärt sich der hohe Anteil an leistungsschwächeren Schülern bei den Migrantenkindern auch durch die eher einfachen Verhältnisse, in denen sie aufwachsen, sowie dem vergleichsweise niedrigen Bildungsniveau der Eltern.

Gut 28 Prozent der Schüler sind in Deutschland Migranten, wie die Erhebung aus dem Jahr 2015 unter 15-Jährigen ergab. Auch dieser Wert liegt klar über dem OECD-Schnitt von 23 Prozent.

Ausreichend Motivation vorhanden

Auf mangelnde Motivation der Zuwandererkinder sind die Defizite nicht zurückzuführen, wie die Studie belegt. Sie sind im Durchschnitt sogar motivierter als gleichaltrige Kinder ohne ausländische Wurzeln, hieß es. "Die PISA-Auswertung zeigt erneut: Das deutsche Bildungssystem ist sozial kaum durchlässig", stellt Stumpp fest. Dass Migrantenkinder trotz höherer Motivation nicht die gleichen Chancen haben, sei "ein Skandal". Sie fordert: "Wir dürfen den Schulerfolg nicht von der sozialen Herkunft abhängig machen." Dafür seien auch kleinere Klassen notwendig, sagt sie.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nimmt angesichts der Ergebnisse die Bildungsstätten in die Pflicht. "Es ist die Aufgabe von Schulen, soziale Ungleichheiten und Diskriminierung abzubauen. Dieser Herausforderung wird das Bildungswesen in Deutschland nicht ausreichend gerecht", sagt die Vorsitzende Marlis Tepe. Mehrsprachiges Lernen müsse "von Beginn an mehr ins Zentrum gerückt werden", fordert sie.

Verwendete Quellen
  • dpa
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