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Türkischer Geheimdienst: Michelle Müntefering offenbar auf Abhörliste


Türkischer Geheimdienst spionierte offenbar Abgeordnete aus

dpa, gin

Aktualisiert am 30.03.2017Lesedauer: 3 Min.
Michelle MünteferingVergrößern des BildesDie SPD-Abgeordnete Michelle Müntefering (Quelle: dpa-bilder)
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Neue Spionagevorwürfe gegen die Türkei belasten immer stärker das ohnehin angespannte deutsch-türkische Verhältnis. Der türkische Geheimdienst MIT soll deutsche Parlamentarier ins Visier genommen haben.

Präsident Recep Tayyip Erdogan führt einen Feldzug gegen angebliche Staatsfeinde. Sein Geheimdienst MIT macht dabei offenbar nicht einmal vor deutschen Parlamentariern halt. Einem Medienbericht zufolge bespitzeln türkische Spione die SPD-Abgeordnete Michelle Müntefering und eine weitere Abgeordnete. Der Vorwurf laute "gute Beziehungen" zur islamischen Gülen-Bewegung. Ihr Name sowie der einer Berliner CDU-Abgeordneten stünden auf einer entsprechenden Liste des MIT. Die SPD-Bundestagsabgeordnete sei vom Bundeskriminalamt (BKA) über die Angelegenheit informiert worden. In "Bild" zeigte sich Müntefering empört: "Dieses Vorgehen der türkischen Regierung zeigt einmal mehr den Versuch, kritische Positionen zu unterdrücken“, so die Politikerin. Und weiter: "Als Vorsitzende der Parlamentariergruppe stehe ich für Dialog und klare Worte, mit den unterschiedlichsten und schwierigsten Gesprächspartnern im In- und Ausland. Hier allerdings wird mit einem solchen Vorgehen erneut und deutlich eine Grenze überschritten.“ Die Gülen-Bewegung wird von der türkischen Regierung für den Putschversuch vom vergangenen Juli verantwortlich gemacht, wofür dem Bundesnachrichtendienst (BND) aber keine Erkenntnisse vorliegen. Umgekehrt hatte die Bundesanwaltschaft bestätigt, sie ermittle wegen des Verdachts, dass der Geheimdienst MIT in Deutschland Anhänger der Gülen-Bewegung ausspioniere.

Justizminister Maas droht mit Strafverfolgung

"Spionage ist strafbar, dem werden wir nicht tatenlos zusehen", erklärte Bundesjustizminister Heiko Maas in Berlin zu den Ermittlungen. Sollten sich diese schwerwiegenden Vorwürfe gegen den MIT bestätigen, sei klar gesagt: "Unser Recht gilt auch für den türkischen Geheimdienst." Dieses Recht schütze "alle Menschen, die bei uns leben". SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sprach mit Blick auf die Aktivitäten des MIT von einem "unmöglichen Vorgang". Nach deutschen Behördenangaben sammelte der türkische Geheimdienst Informationen über rund 300 Menschen und Einrichtungen, die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung gebracht werden. Laut Medienberichten übergab der MIT am Rande der Sicherheitskonferenz in München im Februar eine Liste mit hunderten Namen, Adressen, Telefonnummern und teilweise Fotos an BND-Chef Bruno Kahl. Ein Teil der Betroffenen wurde inzwischen offensichtlich von den deutschen Behörden gewarnt.

Forderungen nach Ausweisung der Spione

Gegen eine Bespitzelung von Menschen in Deutschland hatte sich auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gewandt. Ein Ministeriumssprecher teilte allerdings mit, dass Vorwürfe von türkischer Seite gegen Menschen in Deutschland daraufhin geprüft würden, ob es tatsächlich Anhaltspunkte für strafbare Handlungen gebe. Die zweite zu prüfende Frage sei, ob wegen der türkischen Vorwürfe umgekehrt eine Gefährdung für die davon Betroffenen bestehe. Die dritte Frage seien mögliche Hinweise auf eine türkische Spionagetägigkeit, "die dann wiederum ihrerseits entsprechende Ermittlungen zur Folge hätte". Aus der CDU wurden Forderungen nach einer Ausweisung mutmaßlicher Spitzel laut. "Lassen sich die Agenten ausfindig machen, muss ihnen der Prozess gemacht werden", sagte der CDU-Geheimdienstexperte Patrick Sensburg dem "Handelsblatt". "Sollten die Personen Diplomatenpässe haben, muss man ihnen die Akkreditierung entziehen und sie ausweisen."

Regimegegner sind Ziele der türkischen Regierung

Sensberg äußerte auch die Vermutung, dass "nicht Terroristen, sondern Regimegegner ins Visier genommen wurden". Das Auswärtige Amt bestätigte, dass Deutschtürken bei Reisen in die Türkei teilweise festgenommen oder zurückgeschickt wurden. "Uns sind einige solche Fälle bekannt", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer. Betroffen sind Berichten zufolge Kurden oder Menschen, die mit der Gülen-Bewegung in Verbindung gebracht werden, sowie Regierungskritiker.

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  • Florian Schmidt
Von Florian Schmidt

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