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Wulff kann auf neue Aufgabe hoffen


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Wulff kann auf neue Aufgabe hoffen

spiegel-online, Von Severin Weiland

Aktualisiert am 10.01.2013Lesedauer: 3 Min.
Ex-Bundespräsident Wulff könnte eine Art Mittler zwischen Okzident und Orient werdenVergrößern des BildesEx-Bundespräsident Wulff könnte eine Art Mittler zwischen Okzident und Orient werden (Quelle: dapd)
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Kreditaffäre, Ermittlungen, Trennung von seiner Frau: Christian Wulff steckt in einer Lebenskrise. In Koalitionskreisen wird intensiv über eine sinnvolle Aufgabe für den Ex-Bundespräsidenten nachgedacht. Eine Idee: Er könnte sich um die europäisch-türkischen Beziehungen kümmern.

Berlin - In diesen Tagen wird die Mietwohnung in Hannover, in die sich Christian Wulff nach der Trennung von seiner Frau zurückgezogen hat, von Paparazzi observiert. Fotografen, die auf ein Motiv vom einsamen Ex-Bundespräsidenten hoffen.

Es gibt kaum einen Politiker aus der jüngeren Zeit, der einen so tiefen Sturz hingelegt hat.

Die Affäre um seinen Hauskauf, die Ermittlungen, sein Rücktritt, schließlich die Trennung von seiner zweiten Frau: Wulff steht vor einem Scherbenhaufen, beruflich wie privat. Aus, vorbei.

Er ist der jüngste Altbundespräsident, den diese Republik je hatte. Jetzt bezieht er einen Ehrensold von 217.000 Euro pro Jahr. Er ist eine Art Frührentner, mit nur 53 Jahren. Er hat jetzt viel Zeit, aber der Sinn des Lebens kann das nicht sein, schon gar nicht für einen, der stets Dinge bewegte. Eine Rückkehr in die Tagespolitik gilt als ausgeschlossen, eine anwaltliche Tätigkeit in seiner Heimatstadt Osnabrück ist ebenfalls wenig wahrscheinlich. Wulff hat eine sinnvolle Beschäftigung noch nicht gefunden. Vorsichtig hat er sich in den vergangenen Monaten an ein Thema herangetastet, das ihm in seiner Zeit als Ministerpräsident und im Schloss Bellevue wichtig war: die Integration. Im vergangenen Jahr hielt er dazu einen Vortrag vor der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung am Comer See und auch in der Universität Heidelberg.

Die Suche ist noch nicht abgeschlossen. Wulff, ein Homo-Politicus durch und durch, braucht ein Thema, das zu ihm passt. In Koalitionskreisen in Berlin macht man sich schon einmal konkretere Gedanken über die Zukunft des Ex-Staatsoberhaupts. Eine Idee dabei: Wulff könne als eine Art Mittler zwischen Okzident und Orient arbeiten, dabei auch die europäische Bühne nutzen. Konkret: Sich um die deutsch-türkischen und europäisch-türkischen Beziehungen verdient machen.

Mit einem solchen internationalem Engagement stünde er nicht alleine: Sein Vorgänger im Schloss Bellevue, Horst Köhler, kümmert sich vor allem um seinen Lieblingskontinent Afrika und ist seit Juli vergangenen Jahres Mitglied eines neuen Uno-Gremiums, das die Entwicklung neuer Visionen erarbeitet. Er reist, trifft sich mit wichtigen Repräsentanten internationaler Organisationen, wirbt für den Kontinent Afrika, für den er sich seit Jahrzehnten engagiert. Es ist eine Aufgabe, die wie maßgeschneidert für Köhler ist.

Die Perspektive ist da - aber ein Hindernis steht im Weg

Auch für Wulff könnte es eine solche internationale Bühne geben: Als Mann, der sich für die Zusammenarbeit mit der Türkei einsetzt, eine Art Moderator spielt in dem komplexen und schwierigen Beziehungsgeflecht. Schließlich ist das Land einer der wichtigsten Partner Europas, eine wirtschaftlich aufstrebende Nation, die seit Jahren versucht, als Mitglied in der EU aufgenommen zu werden. Mit der Türkei könnte Wulff sein Thema finden, heißt es.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Er wäre eine glaubwürdige Rolle. Schließlich hatte Wulff noch als Ministerpräsident in Niedersachsen die CDU-Politikerin Aygül Özkan zur Sozialministerin gemacht - und damit der ersten, türkischstämmigen Politikerin überhaupt in ein solches Amt in der Bundesrepublik verholfen. Kaum im Schloss Bellevue, prägte er mit seiner Rede zum 3. Oktober 2010 den Satz: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland."

Es war ein Satz, der bis heute für Kontoversen in der Republik sorgt. Doch vor allem unter muslimischen Deutschen gewann Wulff dadurch Respekt und Anerkennung. Als im vergangenen Jahr in Berlin an die Mordopfer der rechtsextremen NSU gedacht wurde, bedankte sich der Vater eines der Ermordeten ausdrücklich bei Wulff, der wegen seines Rücktritts an der Gedenkveranstaltung nicht mehr teilnehmen konnte.

Wulff, ein Moderator zwischen der Türkei und Europa? Die Perspektive wäre da. Doch steht dem noch ein handfestes Hindernis entgegen - die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Korruption. Es geht um seinen umstrittenen Kredit für den Hauskauf, um Übernachtungen bei Freunden, um Hotelrechnungen. Erst nach der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar dürfte klar sein, was auf Wulff zukommt: Anklage oder Einstellung des Verfahrens.

Gut möglich, dass es zu keinem Gerichtstermin kommt, dass das Verfahren mit einer Geldauflage eingestellt wird. Dann könnte Wulff einen neuen Abschnitt in seinem Leben beginnen.

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