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Das Rätsel des seltsamen Tarnkappen-Helikopters


Krisen & Konflikte
Das Rätsel des seltsamen Tarnkappen-Helikopters

spiegel-online, Von Markus Becker

Aktualisiert am 11.08.2012Lesedauer: 3 Min.
Foto auf der Website "The Aviationist": Echtes Militärprojekt oder Hollywood-Staffage?Vergrößern des BildesFoto auf der Website "The Aviationist": Echtes Militärprojekt oder Hollywood-Staffage? (Quelle: Screenshot)
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Das Foto eines martialisch wirkenden Hubschraubers sorgt für Diskussionen unter Experten: Handelt es sich um einen neuen, geheimen Tarnkappen-Helikopter des US-Militärs - oder nur um ein Phantasieprodukt für einen Hollywood-Actionfilm?

Es war der Moment, in dem die US-Operation zur Tötung von Osama Bin Laden hätte scheitern können: Ein Helikopter geriet beim Landeanflug auf das Versteck des Terrorfürsten außer Kontrolle - und legte eine Bruchlandung hin. Die Fotos von den Wrackteilen gingen anschließend um die Welt. Seitdem wollen die Spekulationen über die Entwicklung eines neuen amerikanischen Tarnkappen-Helikopters nicht mehr abreißen.

Jetzt ist erneut ein Foto eines angeblich geheimen Stealth-Hubschraubers aufgetaucht: Der italienische Luftfahrt-Blogger und Ex-Militärpilot David Cenciotti hat ein Foto veröffentlicht, das einen US-Soldaten vor einem schwarzlackierten, auffallend kantigen Helikopter zeigt. Woher das Bild kommt, verrät Cenciotti - der sich selbst als "bedeutendsten Luftfahrtjournalisten und -blogger der Welt" bezeichnet - nicht. Dennoch griffen kurz darauf andere Medien das Foto auf. "Das ist entweder eine der größten Fliegereienthüllungen des vergangenen Jahrzehnts", schrieb das US-Magazin "Wired" auf seiner Website, "oder die neueste Hollywood-Täuschung."

Tatsächlich ähnelt das Fluggerät auf dem Foto frappierend dem Helikopter, der im Trailer zum Actionfilm "Zero Dark Thirty" zu sehen ist. Der soll im Dezember in die US-Kinos kommen - und handelt ausgerechnet davon, wie die Navy-Spezialeinheit "Seal Team Six" Osama Bin Laden zur Strecke gebracht hat.

Verräterische Details

In Militär-Blogs halten die meisten Kommentatoren den Hubschrauber für ein fliegendes Filmrequisit. Die Formgebung etwa sei überholt und erinnere zu stark an den in die Jahre gekommenen Stealth-Kampfjet F-117 "Nighthawk". Die vier auffälligen Röhren an der Spitze ergäben keinen Sinn, weil an dieser Stelle weder vier Maschinengewehre noch vier sogenannte Pitotröhren, die zur Geschwindigkeitsmessung dienen, erklärbar wären. Und die Cockpitscheiben besäßen offenbar keine Metallbeschichtung, wie sie bei Militärflugzeugen üblich sei.

Von "Spiegel Online" befragte Insider erklärten, dass man anhand des Fotos nicht mit Sicherheit sagen könne, ob es sich bei dem Helikopter um militärisches Gerät handelt oder nicht.

Fraglich ist, ob das US-Militär derzeit ernsthaft die Entwicklung eines neuen, kostspieligen Stealth-Helikopters verfolgt. Denn die Wirtschaftskrise hat auch das Pentagon unter Kostendruck gesetzt - und der letzte größere Versuch, einen Tarnkappen-Hubschrauber zu bauen, ist aus genau diesem Grund gescheitert. In den neunziger Jahren arbeiteten die Konzerne Boeing und Sikorsky am RAH-66 "Comanche". Sein Radarquerschnitt soll rund 360-mal kleiner gewesen sein als der des aktuell eingesetzten Kampfhubschraubers AH-64 "Apache".

Doch 2004 stellte die US-Regierung die Entwicklung des Aufklärungs- und Angriffshelikopters ein. Sieben Milliarden Dollar hatte das Programm bis dahin verschlungen - doch der Tarnkappen-Hubschrauber wäre so teuer geworden, dass sich die Beschaffung nicht gelohnt hätte. Zudem schien es, dass mit dem Ende des Kalten Kriegs ein Helikopter, der das Radar eines technisch fortschrittlichen Gegners umgehen kann, keine Existenzberechtigung mehr hat.

Flüster-Rotorblätter von Eurocopter

Fachleute glauben allerdings, dass Sikorsky und Boeing das Projekt gemeinsam mit dem Militär auf Sparflamme weiterverfolgt haben könnten - was keinesfalls außergewöhnlich wäre. Ein Ergebnis könnte ein Helikopter der Art sein, wie er nun auf dem ominösen Foto zu sehen ist.

Zumindest einzelne Technologien, die Helikopter unauffälliger machen, werden weiterentwickelt. Dabei geht es nicht nur darum, gegnerisches Radar auszutricksen, sondern auch um eine möglichst geringe Geräuschentwicklung - weshalb der bei der Bin-Laden-Operation eingesetzte Helikopter, ein modifizierter UH-60 "Black Hawk", auch "Silent Hawk" genannt wurde.

So hat die EADS-Tochter Eurocopter nach eigenen Angaben jetzt eine Technologie zur Serienreife geführt, die den Lärmpegel von Hubschrauberrotoren um etwa 50 Prozent senken soll. An den Spitzen eines Rotorblatts entstehen kleine Wirbel, die mit dem jeweils nachfolgenden Blatt kollidieren können. Das Ergebnis ist das charakteristische Klopfen eines Hubschraubers insbesondere bei der Landung.

An sogenannten adaptiven Rotorblättern sollen kleine, bewegliche Keramikplättchen das verhindern. "Das Fluggeräusch sinkt, und das Klopfen im Landeanflug wird komplett eliminiert", sagt Eurocopter-Sprecher Christoph Müller. Nach seinen Angaben ist die Technik nach jahrelanger Entwicklungsarbeit jetzt serienreif und steht kurz vor der Zulassung. Gedacht seien die adaptiven Rotorblätter für zivile Hubschrauber in urbanen Gebieten. Aber die Möglichkeit eines leisen Landeanflugs dürfte mit einiger Sicherheit auch das Interesse des Militärs wecken.

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