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Peter Ramsauer will stärker gegen "Kampfradler" vorgehen


Panorama
Ramsauer will gegen "Kampfradler" vorgehen

Von t-online, afp
Aktualisiert am 10.04.2012Lesedauer: 3 Min.
Fahrrad-Rowdy oder rücksichtsloser Raser? Im Straßenverkehr kochen die Emotionen jeden Tag hochVergrößern des BildesFahrrad-Rowdy oder rücksichtsloser Raser? Im Straßenverkehr kochen die Emotionen jeden Tag hoch (Quelle: dpa-bilder)
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Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lässt die Diskussion zwischen Radlern und Autofahrern hochkochen: In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" fordert er von Polizisten, konsequenter gegen aggressive Fahrradfahrer vorzugehen. Er habe beobachtet, wie Radler selbst unter den Augen der Polizei rote Ampeln und jede Verkehrsregel missachteten, sagte Ramsauer. Die Polizei sei manchmal damit überfordert, "der Verrohung dieser Kampfradler endlich Einhalt zu gebieten".

Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sieht das völlig anders: "Das ist eine populistische Aussage. Die rote Ampel, die Radfahrer hin und wieder nicht beachten, ist ein schlechtes Beispiel." Natürlich sei es falsch, über Rot zu fahren, der Radfahrer sei aber kein Selbstmörder und habe sich vorher gut umgeschaut, in aller Regel würde niemand gefährdet. "Es handelt sich um das Verkehrsdelikt, das Autofahrer so gut wie nie begehen, deshalb stößt es ihnen bei Radfahrern besonders auf. Gleichzeitig finden sie es völlig in Ordnung, 20 oder 30 Km/h zu schnell zu fahren, dabei ist überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache Nummer eins."

Geisterradler und Abbiegeunfälle

Das kann Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, bestätigen: "Die überfahrene rote Ampel ist keine Größe bei Unfällen mit Radfahrern." Wodurch verursachen Radler Zusammenstöße? "Wenn sie auf der falschen Fahrbahnseite unterwegs sind und wenn sie betrunken fahren. Oft werden sie aber auch das Opfer von Abbiegeunfällen, bei denen die Autofahrer nicht aufgepasst haben." Überhaupt seien zu einem überwiegenden Teil die Autofahrer schuld an Unfällen, sagt ADFC-Experte Huhn: "Eine Statistik des Bundesverkehrsministeriums belegt: Bei Unfällen von Radlern mit Pkw sind in nur 28 Prozent der Fälle die Radfahrer schuld."

Brockmann hält dagegen, dass Radfahrer öfter eine brenzlige Situation in Kauf nähmen, weil sie wüssten, dass die Autofahrer zurückziehen würden - weil sie niemanden ernsthaft verletzen wollen, "aber auch, weil sie wissen, das ihnen ein Unfall mit einem Fahrrad vor Gericht nicht besonders gut bekommt."

"Aggressivität nicht steigerungsfähig"

Viele Autofahrer regen sich über diese selbstgerechte Auslegung der Verkehrsregeln auf. Brockmann: "Wenn Radfahrer über Rot oder gegen die Einbahnstraße fahren, wird dagegen überhaupt nicht vorgegangen, das geht nicht." Die Polizisten müssten den Radfahrer verfolgen, ihn stellen, um dann ein minimales Bußgeld zu verhängen. "Außerdem sind Radfahrer extrem uneinsichtig. Sie glauben, dass die Straßenverkehrsordnung nur dann sinnvoll ist, wenn sie sie schützt", sagt Brockmann, der selbst Auto und Fahrrad fährt, "die Aggressivität der Radfahrer ist nicht steigerungsfähig."

90 Prozent der erwachsenen Radfahrer besitzen auch den Führerschein. Nehmen wir als Radler die Regeln nicht so genau wie als Autofahrer? "Radfahrer sind vermutlich rüchsichtsloser", sagt der Verkehrspsychologe Professor Bernhard Schlag von der Uni Dresden. "Sie argumentieren immer damit, dass sie ja niemandem anderen schaden, außer sich selbst - das ist natürlich nur die halbe Wahrheit." Gerade bei Alkohol würden sich die Werte in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer unterscheiden: "Während das betrunkene Autofahren von der Gesellschaft inzwischen geächtet ist, ist das Radfahren mit Alkohol für viele Menschen immer noch ok." Schlimmer werde das Verhalten der Radfahrer aber nicht, es gebe in den Innenstädten nur immer mehr Radfahrer.

ADAC bemängelt Kontrollen

Alle sind sich darüber einig, dass Verkehrsverstöße stärker geahndet werden müssten: "Wir gehen davon aus, dass sich rund fünf Prozent der Verkehrsteilnehmer überhaupt nicht an die Regeln hält - ob Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger", sagt Huhn. Auch Andreas Hölzel vom ADAC sucht die Schuld nicht bei einer Gruppe: "Natürlich sind aggressive Radfahrer ein Problem, genauso aber Raser. Das Schlimme ist, dass die Polizei immer seltener kontrolliert. Die Regeln müssen endlich wieder durchgesetzt werden. Für alle."




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