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Ursprung der Ebola-Epidemie: Wie die Seuche sich ausbreitet


Schlimmster Ausbruch aller Zeiten
Wie ein Marktbesuch die Ebola-Epidemie auslöste

Reuters

Aktualisiert am 05.08.2014Lesedauer: 4 Min.
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Seuchenexperten glauben, den Ursprung der bisher schlimmsten Ebola-Seuche ausgemacht zu haben.Vergrößern des Bildes
Seuchenexperten glauben, den Ursprung der bisher schlimmsten Ebola-Seuche ausgemacht zu haben. (Quelle: dpa-bilder)

Dutzende neue Todesopfer binnen weniger Tage - die Ebola-Epidemie ist weit davon entfernt, unter Kontrolle zu sein. Inzwischen könnte eine der bevölkerungsreichsten Städte Afrikas betroffen sein. Nach Guinea, Liberia und Sierra Leone befürchtet jetzt auch Nigeria einen Ausbruch der tödlichen Seuche Ebola in seiner Zehn-Millionen-Metropole Lagos. Seuchenexperten haben sich auf die Suche nach dem Ursprung der Epidemie gemacht.

Zwei möglicherweise mit dem Virus infizierte Menschen sind in dem westafrikanischen Land auf einer Krankenstation isoliert worden. 69 weitere seien unter Beobachtung gestellt, berichtete die nigerianische Zeitung "Punch".

Sierra Leone hat den nationalen Notstand erklärt, ganze Gebiete im Osten des Landes sollen unter Quarantäne gestellt werden. Das Nachbarland Liberia hatte bereits zuvor den Notstand ausgerufen und seine Grenzen geschlossen - ebenso wie alle Schulen des Landes und viele Märkte. Auf eben einem solchen Markt glauben Forscher den Ursprung der Seuche ausgemacht zu haben.

Beginn im westafrikanischen Guinea

Alles beginnt laut den Forschern mit einem Marktbesuch im westafrikanischen Guinea. Die Frau aus dem Norden Liberias hält sich für einige Zeit dort auf, kommt im Gedränge mit vielen Menschen in Kontakt. Als sie in ihr Heimatdorf zurückkehrt, fühlt sie sich krank und angeschlagen. Ihre Schwester kümmert sich um sie. Beide ahnen nicht, dass es sich um die tödliche Krankheit Ebola handelt.

Noch bevor die Frau an der Seuche stirbt, steckt sie auch ihre Schwester an. Auch diese fühlt sich bald krank, bekommt Angst, dass sie das gleiche Schicksal ereilt. In Panik eilt sie aus dem Haus. Sie möchte zu ihrem Mann, der als Wanderarbeiter auf einer entfernten Plantage arbeitet.

Sie nimmt ein Taxi bis in die Hauptstadt Monrovia, danach reist sie bei einem jungen Mann auf einem Motorrad weiter. Die traurige Bilanz: Mindestens fünf weitere Menschen stecken sich bei der Frau an - und sterben. Auch sie selbst überlebt die Krankheit nicht, die in 60 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod führt.

Seuchenexperten zeichnen den Fall nach

Wissenschaftler gehen davon aus, dass auf diese Weise der Ebola-Ausbruch im März von Guinea ins benachbarte Liberia übergeschwappt ist. Der von Seuchenexperten nachgezeichnete Fall zeigt, wie schnell sich ein Erreger ohne Gegenmaßnahmen verbreiten kann.

"Das Wichtigste ist eine gute Überwachung derjenigen, die in Kontakt mit einer infizierten Person gekommen sind oder einem solchen Kontakt ausgesetzt gewesen sein könnten", sagt der britische Infektionsspezialist David Heymann vom "Royal Institute of International Affairs". Am besten sei es, alle Kontakte nachzuzeichnen, was allerdings gerade bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwierig ist.

Vor allem zu Beginn einer Seuche steckt ein Kranker in Unkenntnis seiner Infektion meist viele andere Menschen an. Auch medizinisches Personal wird dann oft Opfer der heimtückischen Krankheit, da die unspezifischen Anfangssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Übelkeit nicht mit Ebola in Verbindung gebracht werden. Nach einigen Tagen kommen innere und äußere Blutungen hinzu.

Körperflüssigkeiten enthalten Milliarden Viren

Die Krankheit kann über sämtliche Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen einer infizierten Person übertragen werden. "Das reicht von der Tränenflüssigkeit über den Speichel, das Blut, den Urin, den Stuhl bis hin zur Samenflüssigkeit", erläutert der Virologe Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.

"Ebola-Patienten scheiden Millionen bis Milliarden Partikel des Virus in einem Milliliter der jeweiligen Körperflüssigkeit aus." Schon ein bis zehn Viren reichten für eine Ansteckung aus. Der Ausbruch in Westafrika mit rund 730 Toten ist der schwerste, seitdem die Krankheit vor fast 40 Jahren entdeckt worden ist.

Krankheit brach vermutlich in den Wäldern aus

Dieses Mal brach die Krankheit im Frühjahr vermutlich in den Wäldern im Osten Guineas aus. Wissenschaftler vermuten, dass die Viren vor allem in Flughunden überleben, die in dieser Region Afrikas vorkommen. Aber auch Affen und einige Nagetiere stehen als Überträger von Ebola und dem weitgehend identischen Marburgvirus in Verdacht.

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern besteht trotz der immer größeren Ausmaße keine unmittelbare Gefahr für Deutschland, Europa und andere Regionen der Welt. Entsprechend hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Reise- oder Flugbeschränkungen empfohlen. Es handele sich weiter um einen auf Westafrika beschränkten Ausbruch, sagt Virologe Wölfel.

In den meist abgelegenen Gegenden, wo die Krankheit wütet, gebe es nicht viele Touristen. "Es kann aber immer zu einzelnen Exportfällen aus dem Gebiet kommen." So brachte ein Mann aus Liberia vor wenigen Tagen die Krankheit in die nigerianische Metropole Lagos, wo er starb.

Inkubationszeit von 21 Tagen

Besonders ansteckend sind Ebola-Patienten dann, wenn sie Fieber haben. Laut Robert-Koch-Institut sind bislang keine Fälle bekannt, bei denen das Virus in der bis zu 21 Tage dauernden Inkubationszeit auf einen anderen Menschen übergesprungen wäre.

Am gefährlichsten ist das fortgeschrittene Stadium, in dem es zu Blutungen, Erbrechen und Durchfall kommt. In dieser Phase könne jedoch kein Patient mehr auf Reisen gehen, sagt Bruce Hirsch vom North Shore Universitätsklinikum in New York. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass jemand zu Beginn an Grippesymptome denke, eine Reise antrete und sich der Zustand unterwegs dramatisch verschlechtere.

Therapie gibt es auch in Deutschland nicht

Auch Infektionsexperte Wölfel betont: "Sollte die Ebola-Infektion bei einem Passagier an Bord eines Flugzeugs plötzlich ausbrechen, bestünde tatsächlich eine Übertragungsgefahr." Diese Menschen würden in Deutschland dann umgehend in spezielle Isolierstationen kommen. Zudem ist das Gesundheitssystem hierzulande deutlich leistungsfähiger als in Guinea, Liberia oder Sierra Leone. Allerdings: Eine Therapie gibt es auch in Deutschland nicht.

Der britische Forscher Heymann verweist darauf, dass nur ein Ebola-Fall jemals den afrikanischen Kontinent verlassen hat. Eine Schweizer Zoologin infizierte sich 1994 mit der Krankheit beim Sezieren eines Schimpansen an der Elfenbeinküste. Zurück in der Schweiz wurde sie in einem Krankenhaus isoliert. Die Frau erholte sich und konnte nach zwei Wochen entlassen werden - ohne jemanden angesteckt zu haben.

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