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Killer-Virus und Gewalt: Der Tod hat zwei Gesichter für Ebola-Helfer


Killer-Virus und Gewalt
Der Tod hat zwei Gesichter für Ebola-Helfer

dpa, Von Thomas Burmeister

27.09.2014Lesedauer: 3 Min.
Mühsam und gefährlich ist der Kampf gegen Ebola in AfrikaVergrößern des BildesMühsam und gefährlich ist der Kampf gegen Ebola in Afrika (Quelle: AFP-bilder)
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"Tot kann man niemandem helfen": Die Erkenntnis einer Ebola-Helferin wird sie nicht vor den Gefahren schützen, denen sie in Afrika bald ausgesetzt ist. Denn der Tod hat für die Freiwilligen dort zwei Gesichter: das Killer-Virus selbst, natürlich, und die Angst oder Wut, die ihnen viele der Menschen entgegenbringen, denen sie doch helfen wollen.

So wie fünf Gesundheitshelfer, die von drei Reportern begleitet wurden. In der bettelarmen Dschungelregion im Süden Guineas wollten sie den Einwohnern erklären, warum so viele von ihnen auf so furchtbare Weise sterben und was sie dagegen tun können. Doch sie wurden von Dorfbewohnern erschlagen.

Viele Einheimische glauben nämlich, dass es in Wahrheit diese Fremden sind, die den Ebola-Tod durchs Land tragen. Der Angriff auf Helfer ereignete sich Mitte September - er war der bislang blutigste, aber längst nicht der einzige. "Es wird mehr solcher Vorkommnisse geben", warnen die Konfliktexperten der in Brüssel ansässigen International Crisis Group (ICG), die sich um internationale Krisen und deren Lösung kümmert.

Eine Ansteckung mit dem lebensgefährlichen Virus mögen medizinische Helfer durch Schutzausrüstungen und Vorsichtsmaßnahmen erheblich minimieren können. Andere Gefahren schwelen weiter. Das Internationale Rote Kreuz sieht unter anderem Frustration und Angst vor der Krankheit bei den Menschen als Grund für Angriffe auf Helfer.

Dramatisch unterentwickelt

Die bislang schlimmste Ebola-Epidemie wütet in einer dramatisch unterentwickelten Region. Obendrein haben sich Guinea, Liberia und Sierra Leone längst nicht von langen bewaffneten Konflikten erholt. "Diese am härtesten betroffenen Länder sind mit weit verbreitetem Chaos konfrontiert und mit einem potenziellen Kollaps", heißt es in der ICG-Analyse.

All das würde rund 4500 Bundesbürger nicht davon abhalten, als Helfer nach Westafrika zu gehen. So viele Frauen und Männer haben sich innerhalb von nur drei Tagen für einen freiwilligen Einsatz in der Ebola-Zone gemeldet, wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen anerkennend mitteilte. Etwa 70 Prozent dieser Mutigen sind Angehörige der Bundeswehr oder Reservisten, 30 Prozent Zivilisten. Darunter Ärzte, Pfleger, Laborkräfte, Techniker und Logistiker. Wie viele tatsächlich nach Westafrika geschickt werden, ist noch unklar.

Einige wenige Mediziner in Deutschland hatten sich schon lange, bevor Bundesregierung, Rotes Kreuz und die Ärztekammer dazu aufriefen, für einen Rettungseinsatz in Westafrika entschieden. Zu ihnen gehört die Ärztin Hawanatu Jah aus Osnabrück. Die 32-Jährige wird ab Mitte Oktober für mehrere Wochen in einem Kinderkrankenhaus in Sierra Leone arbeiten.

In dem Land hatte sie einige Jahre ihrer Kindheit verbracht. "Wenn man die Hilflosigkeit und Verzweiflung spürt, möchte man nur eins: helfen", sagte sie Reportern des "Berliner Kurier". Am "Ola During Children's Hospital" in Freetown will die Medizinerin in einer Isolierstation junge Ebola-Patienten betreuen, die dort gerade von der Organisation Cap Anamur eingerichtet wird. Selbstschutz sei dabei oberste Priorität, denn: "Tot kann man niemandem mehr helfen."

Staaten können nicht schützen

Nach WHO-Angaben hatten sich bis 21. September 373 Menschen aus dem Gesundheitsbereich in Westafrika mit Ebola angesteckt, 208 sind gestorben. Doch Selbstschutz vor Viren allein reicht unter Umständen nicht aus. Das gilt für die Ebola-Region wie für alle der zahlreichen anderen Konfliktgebiete. Das Internationale Roten Kreuz (IKRK) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben deshalb bei der jüngsten UN-Vollversammlung in New York an alle Staaten appelliert, den Schutz von Helfern vor Angriffen in Krisengebieten zu verstärken.

Dass dazu die überforderten Regierungen Guineas, Liberias und Sierra Leones in der Lage sein werden, ist unwahrscheinlich. Zwar werden rund 3000 amerikanische Soldaten helfen, Behandlungszentren aufzubauen. Und die Bundeswehr richtet eine Luftbrücke zum Transport von Hilfsgütern vom Senegal in die Ebola-Länder ein. Internationaler militärischer Schutz für Helfer ist aber vorerst nicht geplant.

Immerhin haben sich die sieben großen Industrienationen (G7) darauf verständigt, eine Art Rettungskette für internationale Helfer einzurichten. Sie sollen im Falle einer Infektion mit Ebola oder bei anderen schwerwiegenden Problemen rasch aus dem Krisengebiet ausgeflogen werden können.

"Ebola wird einfach zurückkehren"

Und deutsche Helfer - sofern sie im Regierungsauftrag nach Westafrika gehen - sollen wenigstens finanziell abgesichert werden. Auch für eine Rückkehrgarantie zum bisherigen Arbeitgeber werde man sorgen, versicherte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).

Die Experten der ICG in Brüssel begrüßen alle geplanten Hilfsaktionen. Sie mahnen aber auch, dass die betroffenen Länder nicht nur kurzfristige Nothilfe, sondern langfristig umfangreiche Unterstützung benötigen. Es sei abzusehen, was zum Beispiel Liberia eines Tages blüht, wenn es dort nach dem Ende dieser Epidemie genau wie davor nur 45 Ärzte für 4,5 Millionen Menschen geben wird: "Ebola wird einfach zurückkehren."

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