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Argentinien: U-Boot bleibt verschollen – Vorwürfe gegen deutsche Firmen


Vorwürfe gegen deutsche Firmen
Argentinisches U-Boot bleibt verschollen

dpa, Juan Garff

10.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Das U-Boot "ARA San Juan" am Tag seiner Abreise.Vergrößern des BildesDas U-Boot "ARA San Juan" am Tag seiner Abreise. (Quelle: Juan Sebastian Lobos/Argentinische Marine/Archiv/ap-bilder)
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Die Suche nach dem Mitte November gesunkenen argentinischen U-Boot "ARA San Juan" mit 44 Menschen an Bord war bisher erfolglos. Auf dem Festland sucht man nach Gründen der Havarie. Vorwürfe richten sich auch gegen deutsche Firmen.

Die Sonargeräte von sechs Schiffen durchkämmen den Meeresboden im Südatlantik. Auf der Suche nach dem vor fast einem Monat verschollenen argentinischen U-Boot mit 44 Menschen an Bord werden Schallbilder von Objekten erstellt, die der 66 Meter langen "ARA San Juan" entsprechen könnten.

Russische und US-amerikanische ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge werden in Tiefen von bis zu 1000 Metern hinabgelassen, um über Videoaufnahmen aus unmittelbarer Nähe die Objekte zu identifizieren. Die sogenannten ROVs (Remotely Operated Vehicles) haben bislang fünf längliche Figuren auf dem Ozeangrund erkannt. Vier gehörten vor längerer Zeit gesunkenen Fischkuttern. Eine Echolot-Aufnahme auf 700 Meter Tiefe soll bis Montag von dem Roboter-U-Boot des US-Schiffs "Atlantis" untersucht werden, erklärte Marinesprecher Enrique Balbi am Sonntag.

Erschwerte Suchbedingungen

Die Schiffe aus Russland, den USA, Großbritannien und Argentinien durchsuchen eine Meeresfläche von 80 Kilometern Durchmesser. Tiefe Schluchten am Meeresgrund erschwerten die Echolot-Untersuchungen, erklärte ein Experte auf der Marine-Pressekonferenz am Sonntag.

Irgendwo dort soll die "ARA San Juan" nach einer von internationalen Meeressonden registrierten Explosion an Bord am 15. November untergegangen sein. Nur zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Besatzung in einer letzten Verbindung über einen angeblich kontrollierten Schwelbrand in den Batterien des elektrisch angetriebenen U-Boots berichtet. Beim Auftauchen bei hohem Wellengang war Wasser über den Schnorchel des U-Boots eingedrungen und hatte bei den Bug-Batterien einen Kurzschluss verursacht.

Dies wurde von der argentinischen Marine erst knapp zwei Wochen später bekanntgegeben. Noch später stellte sich heraus, dass das U-Boot schon acht Stunden vorher erstmals eine Havarie gemeldet hatte. Die Marine vertuschte dies tagelang als ein "Kommunikationsproblem" mit dem U-Boot. Ein Marinesprecher, bislang das einzige Sprachrohr, gab nur stückchenweise das wahre Ausmaß der Tragödie bekannt. Weder der Marinekommandeur noch Verteidigungsminister Oscar Aguad ließen von sich hören. Der Kommandeur des U-Boot-Stützpunktes in Mar del Plata trat diskret in den Ruhestand. Die acht letzten Funkverbindungen der "ARA San Juan" wurden nach Presseberichten nicht aufgezeichnet. Ihr genauer Inhalt bleibt der Öffentlichkeit weiter unbekannt.

Batteriezellen aus Deutschland bei Generalüberholung verwendet

Präsident Mauricio Macri kündigte neun Tage nach Verschwinden des U-Boots eine "ernsthafte und tiefgründige" Untersuchung der Havarie-Ursachen an. Regierungssprecher wiesen auf die 2011 abgeschlossene Generalüberholung des U-Boots hin. Die "ARA San Juan" war von den Nordseewerften gebaut worden und 1983 in Emden von Stapel gelaufen. Die Sanierung fand während der Präsidentschaft von Cristina Fernández de Kirchner (2007-2015) in einer argentinischen Werft statt. Die Batteriezellen wurden bei deutschen Unternehmen bestellt.

Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im argentinischen Parlament, Cornelia Schmidt-Liermann, fragte bei der Bundesregierung an, ob deutsche Techniker die Neuausstattung der 964 Batterien des U-Boots vor Ort überwacht hätten. Zugleich warf die Regierungsabgeordnete den Korruptionsverdacht bei den Aufträgen zur U-Boot-Sanierung wieder auf. Sie erwähnte die deutschen Unternehmen Ferrostaal und EnerSyS-Hawker mit Sitz in Essen beziehungsweise Hagen als Zulieferer, wie auch die ARD-"Tagesschau" am Samstag berichtete. "Es besteht der Verdacht, dass Bestechungsgeld geflossen ist bei der Reparatur der "San Juan" und dass deutsche Unternehmen involviert waren", zitiert die ARD die Abgeordnete. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks wurde nicht ausreichend dokumentiert, welche Arbeiten diese Firmen genau ausgeführt haben. Beide Firmen waren am Wochenende auf dpa-Anfrage nicht erreichbar.

Untersuchung soll für Klarheit sorgen

Eine Korruptionsanzeige war bereits 2010 von einem Unteroffizier vor Gericht gebracht, aber von der Justiz eingefroren worden. Die für die Ermittlung der Ursachen des U-Boot-Untergangs zuständige Richterin, Marta Yáñez, blieb vorsichtig. Sie erklärte, die Untersuchungen würden mehrere Monate andauern, es habe aber "schwere Fehler" bei der Informationsvermittlung gegeben. Sie forderte auch die Weiterleitung der Akten der Anzeige von 2010 an.

Inwieweit die sieben Jahre zurückliegende Generalüberholung der "ARA San Juan" mit der mutmaßlichen Panne eines Schnorchelventils in Zusammenhang steht, ist noch nicht geklärt. Angehörige der Besatzung wiesen auf angebliche frühere Pannen hin, die nicht ausreichend beachtet worden seien. Sowohl die Suche nach dem U-Boot als auch die Ermittlungen nach den Ursachen des Unglücks gestalten sich vorerst äußerst schwierig.

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