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Wetter in Deutschland: Sperrungen, Evakuierungen und kein Zugverkehr


Dauerregen geht zu Ende - Aber kein Sommer in Sicht

dpa, t-online, afp, dru, Patrick Diekmann

Aktualisiert am 27.07.2017Lesedauer: 4 Min.
Hochwasser steht in den Straßen von Rühden (Niedersachsen), einem Stadtteil von Seesen. Dauerregen hat im südlichen Niedersachsen in einigen Orten zu Überschwemmungen geführt.Vergrößern des BildesHochwasser steht in den Straßen von Rühden (Niedersachsen), einem Stadtteil von Seesen. Dauerregen hat im südlichen Niedersachsen in einigen Orten zu Überschwemmungen geführt. (Quelle: dpa-bilder)
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Sperrungen, Evakuierungen und kein Zugverkehr: Starke Überschwemmungen stürzen Teile Niedersachsens in ein Wetter-Chaos. In der Nacht zum Mittwoch haben Flüsse im Harz Rekordpegel erreicht - eine Frau wird vermisst. Die Aussichten für die nächsten Tage machen keine Hoffnung auf eine Rückkehr des Sommers, denn nach kurzer Atempause steht schon wieder ein neues Tief vor der Tür.

"Alfred" hat Deutschland fest im Griff und bringt vielen Regionen Dauerregen. Das Tief wird in der Nacht in Richtung Osten abziehen. Deshalb kann es noch in der Nacht in der Südosthälfte zu Niederschlägen kommen. Im Thüringer Harz, am Bayrischen Wald und am Alpenrand kann es noch einmal zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen. Danach haben viele Teile von Deutschland eine kurze Atempause. "In einem Streifen vom Oberrhein, über Hessen bis Mecklenburg-Vorpommern bleibt es zunächst trocken, aber bewölkt. An der Nordsee und der Westhälfte der Ostsee kann sogar die Sonne heraus kommen", sagt ein Wetterexperte von Meteomedia.

Das war es aber fast schon mit den guten Nachrichten, denn so richtig sommerlich-schön wird es auch in den nächsten Tagen nicht. Am Donnerstag fällt im Osten zeitweise Regen, vom Nordosten Brandenburgs bis nach Ostsachsen und Südostbayern kann es auch noch länger und kräftiger regnen. Im Westen und Südwesten kommen Schauer auf, dazwischen scheint ab und zu die Sonne. Die Höchstwerte erreichen 19 bis 24 Grad. Mit Blick aufs Wochenende zeichnet sich eine allmähliche Beruhigung mit wieder steigenden Temperaturen ab.

"Das ist außergewöhnlich"

Am Samstag werden im Süden verbreitet Werte über 25 Grad erwartet. Das könnte laut DWD der Vorbote zu einer kurzen, aber heftigen Hitzewelle zu Beginn der nächsten Woche sein. Von Bayern bis Sachsen könnte es bis 35 Grad heiß werden. "Aber es wird unangenehm schwül, bevor heftige Gewitter diese kurze Episode wieder beenden", sagte DWD-Meteorologe Martin Jonas. "Ein stabiler, schöner Hochsommer ist nicht in Sicht."

Besonders betroffen vom Dauerregen der vergangenen Tage war nach Angaben des DWD ein Streifen vom südlichen Niedersachsen über Teile Hessens und Thüringens bis nach Nordbayern. Dort fielen binnen 48 Stunden verbreitet mehr als 100 Millimeter Regen - und damit teils deutlich mehr als sonst in einem gesamten Juli. Auf dem Brocken im Harz registrierte der DWD sogar 238 Millimeter Regen, in Seesen im Harz 161 Millimeter, in Helbedündorf in Thüringen 134 Millimeter und in Hessisch-Lichtenau 111 Millimeter.

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"Das ist sicher außergewöhnlich", erklärte Jonas. Mit einer abschließenden Einschätzung hält sich der DWD aber zurück. Die Meteorologen seien noch dabei, den Dauerregen der vergangenen Tage auch unter regionalen Gegebenheiten einzuordnen. "Nach erster Einschätzung ist das im Westharz eine Situation, wie sie vielleicht alle 10 oder 20 Jahre auftritt, im Ostharz vielleicht alle 50 Jahre", sagte der Meteorologe.

Sind die jüngsten Regenmengen eine Anzeichen von globaler Erwärmung und Klimawandel? "Das ist theoretisch möglich", antwortete der Wetterexperte und betonte gleichzeitig, er würde nie von einem Einzelereignis auf eine Gesamtentwicklung schließen. "Man darf nicht vergessen, dass Wetter und Klima eine natürliche Bandbreite haben. Normalität ist nicht das Normale beim Wetter." Unbestritten sei aber die physikalische Tatsache, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen könne als Luft.

Land unter im Harz

Insbesondere in der Region rund um den Harz spitzte sich die Lage dramatisch zu, weil Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer traten. Nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands Goslar waren in Rhüden, einem Ortsteil der Gemeinde Seesen, rund 200 Wohnungen oder Häuser von Hochwasser betroffen. Dort flössen "Wassermassen" durch den Ort und überschwemmten die Straßen. Goslar hat am Mittag den Katastrophenalarm ausgerufen. Damit übernehme der Katastrophenschutzstab des Kreises die Einsatzleitung im Hochwassergebiet, teilte der Landkreis mit.

Ernst war die Situation nach Angaben des Verbands auch in Bad Harzburg, wo ebenfalls Wasser durch die Straßen floss. Die Gemeinde war laut der Deutschen Bahn per Zug nicht mehr zu erreichen. In der Altstadt von Goslar floss laut Feuerwehr Wasser über den Marktplatz. Dort wurde ein Altenheim evakuiert.

In Hildesheim trat in der Nacht laut Stadtverwaltung der Fluss Innerste zwischenzeitlich über die Ufer. Helfer von Feuerwehr und Hilfsorganisationen errichteten Sandsackbarrieren, die zunächst standhielten. Dennoch besteht auch weiterhin noch die Gefahr, dass Teile eines Wohngebiets überflutet werden könnten.

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Bei einer weiteren Zuspitzung der Lage müsse der betroffene Bereich geräumt werden, teilte die Stadtverwaltung mit. In einer Sporthalle sei daher bereits eine Notunterkunft eingerichtet worden, in der Anwohner betreut werden könnten.

Während der Regenfälle ist eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes verschwunden. Die Frau wohne direkt an der Holtemme in Wernigerode (Sachsen-Anhalt), sagte ein Polizeisprecher. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau in den stark angestiegenen Fluss gefallen ist.

Aus dem benachbarten Sachsen-Anhalt meldete der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft am Mittwochmorgen für die Ortschaften Mahndorf an der Holtemme sowie Hoppenstedt und Ilsenburg an der Ilse die zweithöchste Wasserwarnstufe. In Thüringen bestanden laut Hochwasserzentrale Überflutungsgefahr für die Einzugsgebiete der Flüsse Leine, Unstrut und Werra.

Aber auch aus Brandenburg und den südlichen Bundesländern wurden Probleme gemeldet. So berichteten die Behörden in Bayern am Mittwoch von steigenden Pegelständen und gaben Hochwasserwarnungen für verschiedene Landkreise und Städte heraus – darunter für die Kreise Ober- und Unterallgäu und Rhön-Grabfeld sowie die Städte Bamberg, Memmingen, Kempten.

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Die Feuerwehr in einigen Regionen hat sich schon am frühen Morgen für den Ernstfall gewappnet. "Bisher hält alles, wir sind nach wie vor auf alles vorbereitet", sagte ein Sprecher der Hildesheimer Feuerwehr. "Die Türen einer Notunterkunft stehen offen", betonte der Sprecher.

Die Feuerwehr war in der Nacht mit rund 200 Kräften im Einsatz. "Wir verbauen Sandsäcke und prüfen, ob sie dem Druck stand halten", sagte der Sprecher weiter. An einigen Stellen sickere Wasser durch die aufgeschichteten Säcke – jedoch ausschließlich an Grünflächen entlang der Innerste, einem Nebenfluss der Leine.

Am Pegel Heinde erreichte die Innerste in der Nacht einen neuen Rekordwert. Beim Hochwasser 2007 stand das Wasser bei 675 Zentimeter, nun waren es 694 Zentimeter. Eine unmittelbare Gefahr für die Menschen bestand jedoch nicht.

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