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Fall Peggy: Rechtsmedizin schließt DNA-Verunreinigung aus


Fall Peggy: Rechtsmedizin Jena schließt Verunreinigung aus

Von dpa
Aktualisiert am 14.10.2016Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Fund von DNA-Spuren des Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy schließt die Uni Jena eine Verunreinigung der Probe aus.Vergrößern des BildesNach dem Fund von DNA-Spuren des Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy schließt die Uni Jena eine Verunreinigung der Probe aus. (Quelle: dpa-bilder)
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Bei Peggys sterblichen Überresten wurden DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden. Die Rechtsmedizin der Uni Jena hat eine zufällige Übertragung am eigenen Institut ausgeschlossen. Im Juli seien ausschließlich Skelettreste des Mädchens untersucht worden, teilte das Uniklinikum in Jena mit.

Die Spurensicherung am Fundort der toten Peggy in einem Waldstück in Südthüringen und die Untersuchung der dort gefundenen Spuren seien nicht von der Jenaer Rechtsmedizin durchgeführt worden. "Insofern ist eine etwaige zufällige Übertragung von DNA zwischen beiden Fällen durch das Institut ausgeschlossen", hieß es.

Obduktion im Jahr 2011

Die Rechtsmedizin Jena hatte nach eigenen Angaben im November 2011 die Obduktion des Leichnams von Böhnhardt vorgenommen, nicht aber die Spurensicherung am ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach und die dort gesichteten Spuren.

Auch das BKA sieht keine Hinweise auf eine Verunreinigung oder Verwechslung. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sei eine DNA-Spur von Böhnhardt gesichert worden, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am Freitag in Wiesbaden. Der Fund der DNA-Spur habe auch das BKA sehr überrascht. "Der Fall NSU zeigt, dass nichts unmöglich ist."

Experte: "Mir fehlt die Fantasie"

Der langjährige Rechtsmediziner Wolfgang Eisenmenger glaubt nicht, dass der Zusammenhang zwischen dem Fall Peggy und dem mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt auf eine Kontamination von DNA-Spuren zurückzuführen ist. "Natürlich ist nichts unmöglich", sagte Eisenmenger. "Aber mir fehlt die Fantasie zu erklären, wie es dazu hätte kommen sollen", ergänzte der ehemalige Vorstand des Instituts für Rechtsmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass am Fundort der Skelettteile des 2001 verschollenen Mädchens aus Oberfranken Genmaterial von Böhnhardt entdeckt worden war. Dieses habe sich an einem Gegenstand befunden. Einzelheiten zu dem Spurenträger teilten die Ermittler nicht mit. Er sei im Juli "in direktem Zusammenhang" mit der Entdeckung der Skeletteile aufgefunden worden, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel in Bayreuth. Nach "Spiegel"-Informationen handelt es sich um ein Stück Stoffdecke.

Angesichts des brisanten Fundes sprach Bundesinnenminister Thomas de Maizière von einem bemerkenswerten Ergebnis der Kriminaltechnik. "Dass jetzt der Verdacht besteht, dass einer der NSU-Terroristen auch noch der Mörder der kleinen Peggy sein könnte, ist unfassbar", sagte der CDU-Politiker.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kündigte an, die Akten zu einem ungeklärten Kindsmord aus den 1990er Jahren komplett neu überprüfen lassen zu wollen. Damals seien "Herr Böhnhardt und sein Name schon einmal im Visier" gewesen, sagte der Linken-Politiker in Berlin. "Das müssen wir alles viel, viel gründlicher betrachten."

Pilzsammler entdeckte die Skelettteile

Am 2. Juli war ein Pilzsammler in einem Waldstück im Saale-Orla-Kreis in Thüringen auf Teile von Peggys Skelett gestoßen - nur rund 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens entfernt. Nach dem Fund der Skelettteile hatten Ermittler das Gebiet wiederholt durchkämmt. Erst Ende September ist das Waldstück erneut durchsucht worden.

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) wurde an Kindersachen aus dem im Jahr 2011 ausgebrannten Wohnmobil der mutmaßlichen NSU-Terroristen keine DNA-Spur der toten Peggy entdeckt. Dies teilte BKA-Präsident Holger Münch mit. Das BKA habe etwa eine Sandale untersucht. Es sei zwar eine weibliche DNA gesichert worden, aber nicht die von Peggy.

Die Neunjährige war zehn Jahre zuvor - im Mai 2001 - im nordbayerischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Klar ist für die Ermittler, dass der Fundort der Skelettteile nicht der Tatort war. Wie lange Peggy nach dem Verschwinden noch gelebt hat, war aber unklar. Die Knochen seien Peggy im Alter von neun Jahren zuzuordnen, stellte Potzel klar. Offen ist auch, wie lange die Skelettteile in dem Wald gelegen haben.

Jahrelang unerkannt gemordet

Der Rechtsextremist Böhnhardt gehörte dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) an. Mit seinem mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos soll er jahrelang unerkannt gemordet haben - hauptsächlich Menschen mit ausländischen Wurzeln. Mundlos und Böhnhardt töteten sich den Ermittlern zufolge im Herbst 2011 nach einem Banküberfall, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. Die mutmaßliche Mittäterin Beate Zschäpe stellte sich der Polizei. Seit fast dreieinhalb Jahren muss sie sich vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten.

Der Prozess wird erst einmal wie geplant fortgesetzt. Mehrere Anwälte von Angehörigen der NSU-Opfer und Mitglieder diverser Untersuchungsausschüsse in Landtagen und im Bundestag haben indes schon Fragen aufgeworfen oder Beweisanträge angekündigt. Dabei geht es etwa darum, was Zschäpe zum Fall Peggy sagen könnte, ob es Zusammenhänge mit Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gibt und ob alle ungeklärten Fälle, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien, mit der DNA der mutmaßlichen NSU-Terroristen abgeglichen werden.

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