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Ältesten Mensch der Welt: "Leben Sie bescheiden und haben Sie keine Angst"


Interview mit ältestem Mensch der Erde
"Lebt so ruhig und bescheiden wie möglich, habt keine Angst"

Von Martina Borusewitsch, mit Material von dpa

Aktualisiert am 04.08.2016Lesedauer: 3 Min.
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Emma Morano in ihrer Wohnung am Lago Maggiore: "Freiheit ist das Wichtigste."Vergrößern des Bildes
Emma Morano (116) in ihrer Wohnung am Lago Maggiore: "Freiheit ist das Wichtigste." (Quelle: dpa-bilder)

Sie ist die einzige Person auf dieser Welt, deren Geburtsjahr nachweislich mit einer 18 anfängt: Emma Morano, geboren am 29. November 1899, ist der älteste Mensch auf Erden. t-online.de konnte ihr einige Fragen stellen.

Als Emma Martina Luigia Morano geboren wurde, lebte Giuseppe Verdi noch. Opel hatte gerade das erste Automobil gebaut und dem italienischen Radiopionier Guglielmo Marconi war es kurz zuvor gelungen, eine drahtlose Telegrafenverbindung über den Ärmelkanal herzustellen.

Die kleine Emma hatte als erstes von später acht Geschwistern im piemontesischen Örtchen Civiasco das Licht der Welt erblickt. Die Eltern Giovanni und Matilde stammten ursprünglich aus der Schweiz. Noch als Jugendliche zog sie mit der Familie ins Ossolatal, arbeitete später in einer Fabrik, die Jutesäcke herstellte. Sie litt an Blutarmut und ein Arzt empfahl ihr, nach Verbania zu ziehen. Seit 1915 lebt sie am Lago Maggiore, im Ort Pallanza.

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Emma Morano: Das Fernsehen!

Wie lautet Ihr Ratschlag für ein glückliches Leben?

Leben Sie so ruhig und bescheiden wie möglich, haben Sie keine Angst.

Was war der aufregendste Moment Ihres Lebens?

Es gab viele aufregende Zeiten. Aber der schönste Moment war, als sie mir meinen Sohn in den Arm legten.

Als junge Frau verliebte sich die umgarnte Emma in einen Gebirgsjäger, der im Ersten Weltkrieg an die Front gerufen wurde. "Er ist nicht mehr zurückgekommen, er ist gestorben", erzählte sie später. "Da musste ich einen anderen heiraten." Das war 1926, aber der Ehemann entpuppte sich als gewalttätig, er schlug Morano. 1937 wurde sie Mutter, jedoch starb der kleine Angelo nach wenigen Monaten. Da nahm Morano all ihren Mut zusammen und verließ im Jahr 1938 ihren Mann - wohl als eine der ersten Frauen in Italien überhaupt. Scheidungen waren vom Gesetz nicht vorgesehen, und selbst Trennungen waren eine Rarität.

Als Sie jünger waren, gab es da Dinge, die Ihnen Sorgen bereitet haben - die, als Sie älter wurden, nicht mehr relevant waren?

Mein Ehemann war gewalttätig. Nachdem ich ihn verlassen hatte, gab es viele Männer, die sich für mich interessierten - aber ich wollte mich nie mehr an jemanden binden. Das Wichtigste im Leben ist die Freiheit.

Um Männer abzuschrecken, trug sie sogar einen Ehering. Sie liebte es, Walzer zu tanzen, und achtete immer darauf, elegant aufzutreten.

Als ein Arzt ihr einst wegen ihrer Blutarmut empfahl, jeden Tag drei rohe Eier zu essen, nahm sie sich diesen Ratschlag zu Herzen. Erst vor wenigen Jahren hat sie die Zahl auf zwei reduziert. Zusätzlich nimmt die Seniorin täglich etwas Hackfleisch und Gemüsebrühe zu sich, eine Banane, selbstgebrannten Grappa zum Verdauen und, wenn es der Hausarzt erlaubt, als Höhepunkt des Tages ein Gianduiotto - eine typische italienische Nusspraline.

Sie haben zwei Weltkriege erlebt. Haben Sie einen Rat für die heutigen Politiker?

Respektieren Sie die Vielfalt unter den Menschen. Aber vor allem respektieren Sie die Demokratie. Ohne Demokratie wird es keinen Frieden geben.

Ob es letztlich die Eier, der Grappa oder etwas ganz anderes ist, das Emma Morano ein so langes Leben beschert hat, ist wissenschaftlich nicht zu belegen. Experten glauben, dass das Geheimnis weniger durch Essgewohnheiten als vielmehr genetisch zu erklären ist. Das könnte im Fall Morano stimmen: Ihre Mutter, eine Tante und mehrere Schwestern wurden über 90 Jahre alt, eine Schwester starb mit 103 Jahren.

Gibt es etwas Besonderes, das sie unbedingt noch machen wollen vor Ihrem Tod?

Nein. Ich habe alles gemacht, was ich im Leben machen wollte. Ich lebe in Frieden mit mir selbst und mit den Menschen um mich herum.

Die Fragen stellte Mariangela Camocardi für t-online.de. Die ortsansässige Schriftstellerin widmete Emma Morano im März 2016 eine besondere Theaterinszenierung aus Gesang, Tanz, Schauspiel, Lesung und Film. Zahlreiche Besucher freuten sich, Emma Moranos Leben nachzuvollziehen in dem Stück "Correva l’anno..." ("Es verging das Jahr...") - geschrieben von Mariangela Camocardi und Federico Spinozzi.

"Emma Morano weiß, dass sie eine weltbekannte Berühmtheit ist. Sie lächelt immer wenn sie erzählt, dass sogar der Papst sie kennt", sagt Mariangela Camocardi. "Ihre Nichten Rosemarie und Antoinette kümmern sich rührend um sie. Sie hat sich einen klaren Verstand bewahrt, ist unabhängig und sehr liebenswürdig."

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