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Zootiere auch in Deutschland geschlachtet und verfüttert


Tod von Giraffe "Marius"
Zootiere auch in Deutschland geschlachtet und verfüttert

Von Gesa Mayr und Jens Witte

Aktualisiert am 25.03.2014Lesedauer: 3 Min.
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Giraffe Marius aus Kopenhagen: Öffentlich geschlachtet und verfüttertVergrößern des Bildes
Giraffe Marius aus Kopenhagen: Öffentlich geschlachtet und verfüttert (Quelle: AFP-bilder)

Der Nürnberger Tiergarten ist einer der größten deutschen Zoos, rund 2500 Tiere leben dort. Etwa 15 bis 30 von ihnen würden pro Jahr getötet, sagt Direktor Dag Encke, zusätzlich zu kranken Tieren, die eingeschläfert würden. Und dann werden die Kadaver an andere Zootiere verfüttert? "Natürlich", sagt Encke, "an wen sonst?"

Von Jahr zu Jahr sei es sehr unterschiedlich, welche Tiere in Nürnberg getötet werden: Schafe, Ziegen, verschiedene Hirsch- und Antilopenarten, Wildesel und Zebras, Wisente und Kaffernbüffel, Murmeltiere und Präriehunde sowie Insekten aus eigener Zucht. Zusätzlich würden natürlich die üblichen sogenannten Futtertiere wie Kaninchen, Hühner, Meerschweinchen und Küken verfüttert, sagt Encke.

Konzept entscheidet über Zerlegung vor Publikum

Giraffen tauchen in der Liste nicht auf. Die öffentliche Zerlegung und Verfütterung des 18 Monate alten Giraffenkalbs Marius im Kopenhagener Zoo, die in den vergangenen Tagen eine Welle der Empörung ausgelöst hat, nennt Encke trotzdem "mutig und richtig". Auch wenn nicht jeder Zoo die Zerlegung des Tieres vor Publikum nachmachen müsse. Das hänge vom pädagogischen Konzept jedes einzelnen Tierparks ab. "Wir zeigen Ganztierfütterungen seit 1998 vor Publikum."

Der Kopenhagener Zoo hatte den Umgang mit Marius mit dem Artenschutz begründet. Man sei Teil eines internationalen Zuchtprogramms für Giraffen, man achte streng darauf, dass sich nur Tiere paaren, die nicht miteinander verwandt sind. Das Ziel sei der Erhalt der genetischen Vielfalt. Nach diesen Regeln habe man Marius töten müssen.

"Erhaltung der Art muss Priorität haben"

In Deutschland findet das Vorgehen Unterstützung. "Mit der Tötung der Giraffe in Kopenhagen sind die meisten Zoodirektoren unseres Verbands einverstanden", sagt der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Zoodirektoren (VDZ), Peter Dollinger. "Die Erhaltung der Art muss Priorität vor dem Individuum haben." Es gehe immer darum, "dass man den Genpool rein hält und die Diversität erhält".

Über die Tötung eines gesunden Tieres aus Gründen des Populationsmanagements entscheidet laut Dollinger meist die Zoodirektion oder das Kuratorium. Bei exotischen Tieren wie Giraffen werde jedoch zunächst versucht, das Tier irgendwo anders unterzubringen. Dies geschehe allerdings unter der Aufsicht eines Zuchtbuchkoordinators der EAZA, der European Association of Zoos and Aquaria. Der Dachverband der wissenschaftlich geleiteten Zoos in Europa koordiniert das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP.

"Der Tod wird ausgegrenzt"

Es sei aber auch klar, dass die öffentliche Schlachtung in Deutschland schlecht ankomme, sagt Dollinger. Hierzulande sei lange über das Töten von Tieren in Zoos geschwiegen worden. Warum? "Weil auch hier der Tod wie im Rest der Gesellschaft ausgegrenzt wird", so Dollinger. Das habe sich erst in den vergangenen zehn Jahren verbessert.

Es handele sich daher auch um einen kulturellen Unterschied. In Dänemark diene die Zerlegung einer Giraffe eben auch der Wissenschaft, ähnliches kenne er aus australischen Zoos. "In Deutschland gibt es diesen edukativen Ansatz nicht." Mehr und mehr sollten Zoos aber diesen umwelterzieherischen Teil leisten. "Der Zoo ist für manche Kinder heute die einzige Möglichkeit, diese Abläufe zu begreifen", sagt Dollinger.

Damit meint er nicht die öffentliche Schlachtung eines Tieres, die Verfütterung der Überreste sei aber üblich. Dies geschehe in deutschen Zoos regelmäßig, zum Beispiel bei Wildschweinen, Hirschen oder Kleintieren wie Kaninchen - und sei sogar gesund. Denn im Fell und in den Organen der Tiere seien viele wichtige Mineralien und Vitamine enthalten.

In Zoos besteht Bedarf nach Fleisch

Vor allem die großen Zoos seien mittlerweile angelegt wie landwirtschaftliche Betriebe, sagt Dolllinger. "Sie können 15 bis 20 Prozent Fleisch für ihre Tiere selbst produzieren." Da gehe es dann auch um den Gedanken der Nachhaltigkeit und der artgerechten Haltung.

Der Nürnberger Tiergarten beispielsweise deckt etwa 15 Prozent seines Fleischbedarfs mit eigenen Tieren, wie Direktor Encke erklärt:

  • "Weil Fleischfresser ausschließlich und Gemischtköstler anteilig Fleisch als Nahrung zum Überleben benötigen."
  • "Weil Tiere aus eigener Zucht aus Tierschutzgründen Tieren aus der Massentierhaltung vorzuziehen sind."
  • "Weil die betroffenen Tiere in keine geeignete Haltung abzugeben waren."

In Nürnberg zeigt man den Besuchern zuweilen auch, woher das Fleisch kommt: An Sonderveranstaltungen werde das Zerlegen der Futtertiere demonstriert, "natürlich unter fachkundiger Kommentierung".

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