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Folter und Hinrichtungen - Nordkoreaner berichtet von seinem Lagerleben


Alltag mit Folter und Hinrichtungen
Nordkoreaner berichtet von seinem Leben im Straflager

dpa, von Dirk Godder

20.08.2013Lesedauer: 3 Min.
Animierte Szene aus dem Film "Camp 14", der die Biografie von Shin Dong Hyuk erzähltVergrößern des BildesAnimierte Szene aus dem Film "Camp 14", der die Biografie von Shin Dong Hyuk erzählt (Quelle: www.engstfilm.de)
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Shin Dong Hyuk wurde in einem nordkoreanischen Straflager geboren. Mit 23 Jahren gelingt ihm die Flucht. Einem UN-Ausschuss erzählt er von seinen Horror-Erlebnissen in seiner alten Heimat.

Mit fünf Jahren hat Shin Dong Hyuk die erste Hinrichtung miterlebt. Noch nicht volljährig wurde er Zeuge, wie seine Mutter erhängt und auch sein älterer Bruder hingerichtet wurde.

Mäuse bei lebendigem Leibe gegessen

Er sei mehrfach gefoltert worden, Hunger sei eine tägliche Erfahrung gewesen, er habe Mäuse bei lebendigem Leibe gegessen, erzählt der heute 30-Jährige ohne größere sichtbare Emotionen über sein Leben in einem nordkoreanischen Straflager.

Doch in ihm brodelt es. Die Ereignisse von damals ließen ihn nicht los, sagt er. Er wolle nicht daran denken, doch in seinen Träumen kämen sie immer wieder hoch. "Ich versuche es, aber es ist hart." Der seelische Schmerz wolle nicht weichen.

Shin ist als der einzige Nordkoreaner bekannt, dem die Flucht aus einem der Lager für politische Gefangene in dem stalinistischen Land gelungen ist. Das war im Winter 2005, da war er bereits 23 Jahre alt.

Kind zweier Lagergefangener

Denn vom Tag seiner Geburt an war er inhaftiert. Er ist das Kind zweier Lagergefangener. Eine Außenwelt habe für ihn nicht existiert, erzählt Shin, der heute in Seoul lebt. Dort landete er über den Umweg über China. Ihm sei früh eingeschärft worden, ein Krimineller zu sein: "Ich wurde als Krimineller geboren und werde als solcher sterben."

Shins dramatische Erlebnisse werfen kein grundsätzlich neues Licht auf die Verhältnisse in den Straflagern. Zahlreiche Flüchtlinge haben von ähnlichen Erfahrungen erzählt.

Doch an diesem Tag wird Shin von einer UN-Kommission als Zeuge aufgerufen. Diese ist mit einem einjährigen Mandat ausgestattet, die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea zu untersuchen. Es ist das erste Mal, dass dafür eine Kommission von der Weltorganisation gebildet wurde. Dazu gehört auch die Anhörung von nordkoreanischen Flüchtlingen und Nordkorea-Experten.

Das Regime in Pjöngjang, das jeden Vorwurf gravierender Menschenrechtsverletzungen von sich weist, verweigert der Kommission allerdings die Zusammenarbeit. Amnesty International spricht von einer "verheerenden Menschenrechtslage", Millionen hungernden Menschen und rund 200.000 politischen Gefangenen.

Biografie durch Film bekannt geworden

Shins Leben ist durch eine Biografie und den Film "Camp 14 - Total Control Zone" des deutschen Regisseurs Marc Wiese auch über Südkorea hinaus bekannt geworden.

Camp 14 ist das Lager, in dem Shin Anfang der 80er Jahre zur Welt gekommen ist. Es ist eine mit Stacheldraht abgeschirmte Welt inmitten eines isolierten Landes. Shin schätzt die Zahl der Insassen zu seiner Zeit auf 20.000 bis 30.000 Menschen.

Das Gelände liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Pjöngjang. Es gibt dort Kohlebergwerke, Fabriken sowie landwirtschaftliche Betriebe. Die in den Lagern geborenen Kinder erhalten zwar Schulunterricht, werden aber schon früh zur Arbeit gezwungen.

Mitschülerin von Lehrer zu Tode geprügelt

Er sei ungefähr sieben gewesen, als ein Mädchen in seiner Klasse vom Lehrer zu Tode geprügelt worden sei, erzählt Shin. Ihr Vergehen: Sie habe ein paar Getreidekörner in der Tasche gehabt.

"Meine Eltern habe ich Vater und Mutter gerufen", sagt Shin weiter. Doch ein wirkliches Konzept von Familie habe er nicht gehabt. "Sie waren Gefangene."

Nur so lassen sich die Ereignisse von 1996 erklären, von denen Shin erzählt. Er habe ein Unterhaltung seiner Mutter mit seinem Bruder über vermeintliche Fluchtpläne gehört. Er erzählte es den Wärtern. "Ich war in meinem Alter damals stolz darauf."

Es sei eine der Regeln gewesen, über Fluchtpläne von Mitgefangenen zu informieren, sagt er. Seine Mutter und Bruder seien am nächsten Tag abgeholt worden. Er selbst sei später in einer Zelle gefoltert worden, "drei oder vier Tage". "Ich denke, einen besonderen Grund gab es nicht."

"Wir müssen das stoppen"

"Könnte es einen Grund geben, daran zu zweifeln, was sie erzählen?", fragt das Ausschussmitglied Darusman Marzuki. Er müsse das fragen. Er sei als Verräter beschimpft worden, antwortet Shin. "Ich kann aber nur die Geschichte meines Lebens erzählen." Es würden weiter Gräueltaten durch das nordkoreanische Regime verübt. "Wir müssen das stoppen."

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